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20. März 2009, 16:26 Movie

Der Knochenmann

Christina Ruloff - „Jetzt ist schon wieder was passiert!“ Josef Hader und Wolfgang Murnberger verfilmen Wolf Haas’ Brenner-Roman Der Knochenmann: Es ist grosses, österreichisches Kino, das man nur bewundern kann.Brenner ist eigentlich immer am Ende. Und wenn man denkt, es kann kaum noch schl...

„Jetzt ist schon wieder was passiert!“ Josef Hader und Wolfgang Murnberger verfilmen Wolf Haas’ Brenner-Roman Der Knochenmann: Es ist grosses, österreichisches Kino, das man nur bewundern kann.

Brenner ist eigentlich immer am Ende. Und wenn man denkt, es kann kaum noch schlimmer kommen, braucht man nur dem genialen Josef Hader ins Gesicht zu schauen: Man kann tiefer sinken, man kann noch lebensmüder und angewiderter sein und man kann sich sogar in dem Zustand noch verlieben. Eigentlich wollte Brenner für seinen Kumpel einer nicht bezahlen Leasingrate nachgehen, denn das ist, was Brenner zur Zeit tut. Er nimmt allein erziehenden Frauen ihr kleines Auto weg, weil sie die paar Euro nicht rechtzeitig überwiesen haben. Vor dem "Löschenkohl", einer auf dem Land bekannten "Backhendlstation“ steht zwar das gesuchte Auto, doch fehlt von dem gesuchten Herrn Horvath jegliche Spur. Dafür geht im Wirtshaus alles rund und zwar nicht nur was die Hühnchen betrifft. Brenner gefällt die Schwiegertochter vom Wirt. Der Sohn des Wirts, ein Schwachkopf mit dem Namen Porsche-Pauli, will Brenner engagieren, um den Vater auszuspionieren. Und dann taucht auch noch zwischen all den Hendln ein Finger auf, ein menschlicher Finger...

Es geht wiedermal mächtig zur Sache, dabei wollte Brenner doch nur das Leasingauto holen...

Es fällt schwer, den Knochenmann in ein bestimmtes Genre einzuordnen: Grotesk ist das sicherlich, was einem aus der Alpenrepublik geboten wird. Manche Szenen würden einem Splatterstreifen alle Ehre machen. Dann gibt es wieder harte, ironische Tritte gegen das Land, „das dort ist, wo die Stadt (Wien) aufhört“. Plötzlich wird es urkomisch, vor allem dann, wenn der leidgeplagte und resignierte Brenner sein Gesicht verzieht: Josef Hader, hauptberuflich Kabarettist, hat unzählige Fans und verdient jede einzelne Laudatio. Er gehört zu dem Format Entertainer, der problemlos die unterhaltendsten Stummfilme machen könnte. Und wenn er dann in schönstem Wienerisch auch den Mund aufmacht! Die Show stiehlt ihm nur einer, und das ist Josef Bierbichler, der den alten Löschenkohl mit so viel Gefühl und zugleich Abgeklärtheit gibt, dass man ihm zujubeln möchte, wenn er mit wehenden Fahnen und als Mensch untergeht. Denn während alle anderen Figuren jammernd vom Leben hin- und hergeschoben werden und in Selbstmitleid untergehen, agiert dieser Mann bewusst und aktiv, leider. Dann ist der alberne Spass, der vor nichts Halt macht und manchmal übers Ziel des guten Geschmacks schiesst, plötzlich ganz ernsthaft und tragisch.

Für die grosse Liebe fährt man sogar Schlittschuh; einen Joint teilt man zusammen eh...

Das alles steckt im Knochenmann drin – mehr als in den allermeisten Filmen, die im Jahr 2009 bereits angelaufen sind, von der einheimischen Konkurrenz ganz zu schweigen. Da möchte man für einmal wirklich auch Österreicher sein.

Bewertung: 4.5 von 5

  • Titel: Der Knochenmann
  • Land: Ö
  • Regie: Wolfgang Murnberger
  • Darsteller: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Josef Bierbichler, Simon Schwarz, Pia Hierzegger
  • Verleih: Frenetic
  • Release: 19. März 2009
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