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24. März 2009, 00:52 Konzert Music

Review: The Killers (USA) @ Hallenstadion Zürich

Carlo Clivio - The Killers rockten im nahezu ausverkauften Hallenstadion versus das völlig übertrieben Eingreifen der Delta-Security. Zuerst folgt der Bericht zum phantastischen Konzert des Quartetts aus Las Vegas, danach gibt’s eine heftige Schelte gegen Good News, Hallenstadion AG und der...

The Killers rockten im nahezu ausverkauften Hallenstadion versus das völlig übertrieben Eingreifen der Delta-Security. Zuerst folgt der Bericht zum phantastischen Konzert des Quartetts aus Las Vegas, danach gibt’s eine heftige Schelte gegen Good News, Hallenstadion AG und deren Sicherheitsdienst.

Schon vor dem Konzert war den Besuchern die Vorfreude auf das Killers Konzert anzumerken. Als der Abend mit der Single Human des aktuellen Albums eröffnet wurde, klatschte das Publikum im gut gefüllten Hallenstadion schon von Beginn an frenetisch mit. Eine clevere Idee der Band, als Erstes mit einem grossen Hit aufzuwarten, welcher das Publikum klatschen und tanzen lässt. Der Funke sprang nicht nur auf die Stehplätze über, sondern auch auf einen Grossteil des Sitzplatzpublikums. Die Stimmung wurde sogleich weiter gesteigert, indem Brandon Flowers und Band einen ihren grössten Hits Somebody Told Me als dritten Song zum Besten gaben. Nachdem das Kanonenpulver bereits zu Beginn verschossen war und die Rock`n`Roll Tracks gegen Balladen eingetauscht wurden, sank der Stimmungspegel im Hallenstadion allmählich. Das enthusiastische Mitklatschen zu den Songs beschränkte sich auf den Applaus nach den Liedern und die Leute auf den Rängen zogen es vor, von ihrem zehn Franken Sitzplatz-Zuschlag Gebrauch zu machen.

Erst gegen Ende des Konzerts gelang es der Band die Leute wieder aus ihren Sitzen zu reissen. Verantwortlich dafür waren die meisterhaft gespielten Tracks Sams Town und Mr. Brightside. Für die Zugabe kehrten die Bandmitglieder mit breitem Lachen auf die Bühne zurück. Die wohlwollende Resonanz des Schweizer Publikums schien sich positiv auf die Stimmung der Band ausgewirkt zu haben. Brandon Flowers bedankte sich und stimmte zur vierteiligen Zugabe an. Das Highlight dieser war definitiv Jenny Was a Friend of Mine, der letzte Track des Debutalbums Hot Fuss.

In bester Las Vegas Manier prasselte zum Abschluss ein golden funkelnder Feuerwerksregen auf die Bühne nieder. Als Fazit bleibt dennoch festzuhalten, dass nicht alles Gold ist, was glänzt – speziell das in Las Vegas geschürfte. Trotz hervorragender Show, konnte die Distanz zwischen Band und Publikum nie vollkommen überwunden werden. Und zu letzt: Welch bescheuerte Idee, Palmen als Bühnendekoration zu verwenden, wenn die Wurzeln der Band nicht in Florida, sondern in Las Vegas liegen.

Der Fauxpas mit den Palmen ist im Vergleich zum Verhalten der Hallenstadion-Sicherheitsleute aber eigentlich gar nicht erwähnenswert. Obschon an diesem Abend das Hochrisiko-Fussballspiel zwischen dem FCZ und dem FCB auf dem Programm stand, wähnten sich die Konzertgänger angesichts des Sicherheitsaufgebots eher im Letzigrund als im Hallenstadion. Schon zu Beginn des Konzerts stand Hooligan-Experte Brack, mit zwei Sicherheitsleuten zu seiner Linken und zwei zu seiner Rechten, im Foyer und musterte die Leute mit durchdringendem Blick. Unverständlich, da The Killers Pop und keinen Punk machen und sich das Publikum hauptsächlich aus gut gekleideten Radiohörern statt als Rowdies zusammensetzte. Gesichtausdruck und Haltung der fünfer Formation erinnerten stark an den Gegenspieler Amboss von Otto Waalkes im Klassiker Otto - Der Neue Film. Während des Konzerts wurden die Delta Sicherheitsleute in Zweiergruppen losgeschickt, um mit finsterer Miene im Innenraum zu patrouillieren. Dort wo die Menschenmassen zu dicht standen, wurden Stosstrupps ausgesandt um Raucher wie Schwerkriminelle abzuführen und der Halle zu verweisen – auch wenn The Killers erst den dritten Song spielten. Das Spektakel des Abführens wiederholte sich dermassen oft, dass sich Unbeteiligte lautstark über diese Stosstrupps beschwerten, welche von der Seite abermals in die Mitte der Halle vorpreschten. Allein bei dem Notausgang, bei welchem der Redaktor stand, wurden zehn Leute aus der Halle geschmissen! Folglich logisch, dass Unbeteiligte die Aktionen der Sicherheitsleute als störend, nervend und aggressionsschürend empfanden. Repression erzeugt eben doch Widerstand – nicht nur am 1. Mai.

Die vom Konzert verwiesen Kiddies, aber auch ausländischen Gäste, verstanden die Welt nicht mehr. Unwissenheit schützt hier wohl vor Strafe nicht. Anscheinend greifen im neuen Hallenstadion die Stosstrupps regelmässig ein und lassen die Teenager im durchgeschwitzten T-Shirt zur Strafe eine längere Zeit in der Kälte stehen, bis sich jemand bemüht deren Jacken an der Garderobe zu holen. In Paris beispielsweise reagieren die Sicherheitsleute auf Raucher mit dem freundlichen Hinweis doch bitte die Zigarette auszudrücken – die Raucher entschuldigten sich meist sogleich und zündeten darauf hin auch keine Zigarette mehr an.

„Erlaubt ist, was nicht stört“ propagierte die Stadt Zürich vor einigen Jahren mit gelben Klebern. Lustigerweise störten sich Nichtraucher nicht an Rauchern, sondern am Delta Sicherheitsdienst

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