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26. März 2009, 00:27 Kultur

Die Gerechten @ Schauspielhaus

Robert Salzer - “Revolutionär ist nur die Bombe“. Werner Düggelin inszeniert Camus. Starkes Schauspielertheater, wenige Regieideen.Was geht in einem Terroristen vor, kurz bevor er die Bombe wirft? Kann auch ein Terrorist lieben? Hat er Skrupel vor seiner Tat? Diesen und weiteren Fragen geh...

“Revolutionär ist nur die Bombe“. Werner Düggelin inszeniert Camus. Starkes Schauspielertheater, wenige Regieideen.

Was geht in einem Terroristen vor, kurz bevor er die Bombe wirft? Kann auch ein Terrorist lieben? Hat er Skrupel vor seiner Tat? Diesen und weiteren Fragen geht Albert Camus in seinem 1949 uraufgeführten Stück „Die Gerechten“ nach. Es sind Fragen des Existenzialismus, deren Vertreter Camus ist, die hier aufgegriffen werden. Die Handlung beruht auf einer historischen Begebenheit. Sozialrevolutionäre wollen Anfangs des 20. Jahrhunderts einen Anschlag auf den russischen Grossfürsten durchführen. In einem Hinterzimmer treffen sie sich, um die Bombe zu bauen und das Attentat bis ins kleinste Detail durchzuplanen. Doch als Janek die Tat vollbringen soll, zögert er. In der Kutsche des Grossfürsten sitzen auch Kinder und Unschuldige zu töten hält er für falsch. Die Truppe trifft sich daraufhin erneut in ihrem Hauptquartier und es wird heftig diskutiert, wie das Vorhaben nun umgesetzt wird. Einige Tage später wagt Janek einen weiteren Versuch...

“Terror ist nichts für zarte Gemüter“ heisst es irgendwann an diesem 1 ¼ Stunden dauernden Abend im Theater. Doch auch zarte Gemüter vertragen die Inszenierung von Werner Düggelin, der das vorliegende Stück ähnlich wie in der letzten Spielzeit den „Don Juan“ stark zusammenkürzte. Die Interpretation bleibt leider sehr oberflächlich und Regieideen sind wenige zu sehen. Düggelin verzichtet auf jeglichen Zeitbezug und konzentriert sich rein auf die Ausdruckskraft der Schauspieler, alles andere wird ausgeblendet. Dem entspricht auch das Bühnenbild, welches karg und spartanisch eingerichtet ist. Leider vermögen auch die exzellenten Schauspieler, die in dieser Konstellation wohl das letzte Mal auf der Pfauenbühne zu sehen sind, nicht, die fehlenden Ideen vergessen zu machen. Reine Schauspielkunst reicht in dem belehrenden Stück nicht aus, den Zuschauer zu fesseln. Es entstehen Längen. Der Zuschauer verlässt den Saal mit viel Stoff zum Nachdenken. Camus Stück ist aktueller denn je, die Inszenierung ist es unglücklicherweise nicht.

  • „Die Gerechten“ von Albert Camus
  • Regie: Werner Düggelin
  • Ort: Pfauen
  • Premiere: 14.März
  • weitere Vorstellungen: 26./31. März; 1./2./3./4./5./8./9./14./17./19. April
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