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30. März 2009, 14:08 Kultur

Tosca @ Opernhaus Zürich

Christina Ruloff - Eine zeitlose Geschichte, wunderbare Musik, tolle Sänger und ein begeistertes Publikum – die neue Tosca-Inszenierung am Opernhaus Zürich bescherte dem Publikum einen aussergewöhnlichen Abend.Die Puccini-Oper wurde von Regisseur Robert Carsen in die 50er Jahre verlegt, ins Ze...

Eine zeitlose Geschichte, wunderbare Musik, tolle Sänger und ein begeistertes Publikum – die neue Tosca-Inszenierung am Opernhaus Zürich bescherte dem Publikum einen aussergewöhnlichen Abend.

Die Puccini-Oper wurde von Regisseur Robert Carsen in die 50er Jahre verlegt, ins Zeitalter der Diven, was auch als eine Hommage an die Callas zu verstehen ist: Flavia Tosca (Emily Magee) ist eine gefeierte und begehrte Sängerin, mit entsprechenden Allüren, wehender Schärpe und Pelzmantel. Und doch (oder gerade deshalb?) fürchtet sie ständig, nicht genug geschätzt zu werden. Mit ihrer Eifersucht und Eigensucht löst sie die eigentliche Katastrophe aus. Sie sucht die Kirche, in der ihr Freund und Maler Mario (Jonas Kaufmann) an einem Marienbild arbeitet, ein zweites Mal auf. Bei diesem klassischen Kontrollbesuch rennt sie Polizeichef Scarpia (Thomas Hampson) in die Arme, der ihr Misstrauen nährt und sie zum Lockvogel oder Spürfalken macht. Und tatsächlich stürzt sie so ihren Geliebten, seinen Freund und schliesslich sich selbst ins Unglück.

"Amaro sol per te m'era il morire!" Tosca und Cavaradossi vereint - ein letztes Mal.

Diese Interpretation leuchtet ein und zeigt wie vielschichtig Puccinis Oper ist und wie er Text und Musik nuanciert zu einem Ganzen zu verbinden mochte (besonders bezeichnend hierfür ist die Szene, in der Cavaradossi gefoltert wird; nichts Geschmackloses haftet ihr an). Dies funktioniert in bestechender Weise, weil die Sänger für einmal nicht nur singen – grossartig singen –, sondern auch so schauspielern und Beziehungen, Räume und Stimmungen schaffen, dass die grossen Gefühle wie Liebe, Hass, Sehnsucht, Eifersucht oder Lust nicht nur hörbar, sondern auch im hintersten Winkel der Oper sichtbar sind. So fiebert man in dieser Dreiecksbeziehung mit allen Akteuren mit. Hampson, dessen Scarpia triumphierend zwischen hohen Säulen seinen ersten Auftritt hat, verleiht dieser faszinierenden Figur Abgründe. Sein Abgang unter dem Te Deum (furchteinflössend vom gewaltigen Chor geschmettert) am Ende des ersten Aktes ist schlicht grossartig. Kaufmann zeigt mit der differenzierten Interpretation des Cavaradossi, warum er am Opernhaus Zürich ein so gern gesehener Gast ist. Und Magee ist sowieso wunderbar, besonders wenn sie die Diva markieren kann und „falle gli occhi neri!“ befiehlt. Da wird aus der Tragödie für einen kurzen Moment Komödie, was bezeichnend für diese Inszenierung ist. Die dezente Bühnenausstattung und die mit der Musik abgestimmte Lichtgebung tun ihr übriges, dass Tosca ein schlicht perfekter Opernabend geworden ist.

Photos: Alle Rechte bei Suzanne Schwiertz

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