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7. Mai 2009, 23:13 CD / Vinyl Music

Karsumpu - Tapetewächsu

Patrick Holenstein - Wieso das zweite Album von Karsumpu den Titel Tapetewechäu trägt, bleibt unklar, spielt aber auch nicht wirklich eine Rolle. Die Band wird schon ihre Gründe dafür haben. Viel wichtiger ist, was sich auf dem neuen Silberling befindet und das überzeugt beinahe auf der ganzen L...

Wieso das zweite Album von Karsumpu den Titel Tapetewechäu trägt, bleibt unklar, spielt aber auch nicht wirklich eine Rolle. Die Band wird schon ihre Gründe dafür haben. Viel wichtiger ist, was sich auf dem neuen Silberling befindet und das überzeugt beinahe auf der ganzen Linie. Dass sich jede Mundartband aus der Region Bern an der hohen Latte zu messen hat, welche die Berner Musikszene in der Vergangenheit gesetzt hat, beflügelt Karsumpu offensichtlich eher noch. Scheinbar mühelos scheinen ihnen Songs aus den Ärmeln zu fallen, die zweifellos von Büne, Kuno und Co. beeinflusst sind, aber eine deutliche eigene Handschrift tragen.

Eines jener typischen Lieder, Mit dir, eröffnet die Platte. Die Ambivalenz zwischen der tänzelnd leichten Frühlingsmelodie und dem melancholischen Text macht die Stärke des Openers aus. So geht‘s dann fast die gesamte Länge des Albums. RichtigWichtig behandelt und kritisiert die zunehmende Oberflächlichkeit der Menschheit und dass sich je länger je mehr eine Selbstverständlichkeit einstellt, wenn es einem zu gut geht. „HIV, Taliban, Tsunami, Rinderwahn, das isch nid würklech mis Problem“, schmettert Tom Walther während der Bridge. So hart die Worte klingen, so tragisch wahr sind sie. Der klare und sehr intime Höhepunkt der CD ist aber Retour. Das Piano bestimmt die Ballade und gibt dem berührenden Text, in dem von Verlust die Rede ist, seine düster-hoffnungsvolle Stimmung. „....langsam chunnt d Gwüssheit u drückt schwär, di Platz bliebt für immer läär.“ Zeilen wie diese bzw. die Stimmung, die sie beschreiben, kennen doch die meisten aus persönlichen Erfahrungen. Musikalisch lässt sich kaum etwas Negatives finden. Die vielseitigen und nie gleich klingenden Arrangements machen beim Hören schlicht Spass. Karsumpu haben aber auch viele Instrumente zur Verfügung. Vom üblichen Dreigestirn (Gitarre, Bass, Schlagzeug) über das Piano und der Mundharmonika bis zur Violine und dem Cello, welches bei einigen Songs ergänzend hinzukommt. Karsumpu haben auf der zweiten Scheibe deutliche Fortschritte gemacht. Die Songs funktionieren alle bestens und keiner klingt dem andern zu ähnlich.

Wenn man unbedingt Kritikpunkte aufführen müsste, dann könnte man Karsumpu vorwerfen, dass sie offensichtlich gerne mit Sprichwörtern und Redewendungen jonglieren. Das kann man als kreative Verwendung des sprachlichen Erbes sehen, doch leider klebt an oberflächlichen Standardsprüchen, wie „...so wie du i Wald rüefsch, tönts de ou meischtens zrügg“ auch der Eindruck, eine bessere Idee hätte gefehlt, gerade, wenn sie zu oft vorkommt. Was aber nicht die Texte schmälern soll, denn diese sind im Ganzen allesamt sehr aussagekräftig und aus dem Leben gegriffen. Die Texte erfüllen ihren Zweck auch ohne bekannte Sprachfloskeln wunderbar. Hoffentlich lassen Karsumpu noch lange von sich hören.

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