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12. Mai 2009, 09:27 Kultur

Agrippina @ Opernhaus

Christina Ruloff - Händels 1709 uraufgeführte Oper Agrippina handelt davon, wie Agrippina, die Frau des römischen Kaisers Claudius es schafft, mit vielen Intrigen ihren Sohn aus erster Ehe, Nero, zum Nachfolger ihres Mannes ernennen zu lassen. Das Werk war bei der Uraufführung in Venedig ein du...

Händels 1709 uraufgeführte Oper Agrippina handelt davon, wie Agrippina, die Frau des römischen Kaisers Claudius es schafft, mit vielen Intrigen ihren Sohn aus erster Ehe, Nero, zum Nachfolger ihres Mannes ernennen zu lassen. Das Werk war bei der Uraufführung in Venedig ein durchschlagender Erfolg – was nicht verwundert, der Plot ist humorvoll und leicht nachzuvollziehen und Händels Musik ist wunderbar: sie ist gleichzeitig eingängig und vielschichtig.

Das Züricher Opernhaus führt die Oper zum Anlass von Händels zweihundertfünfzigsten Todesjahr auf.

Sässe man mit geschlossenen Augen in der Oper, würde man die Aufführung nur akustisch in sich aufnehmen, die Vorstellung wäre das pure Glück für den Hörer. Das Orchester der Oper Zürich spielt unter Marc Minkowski präzise und mit grossem Gefühl für die Schönheit der Partitur. Die Sängerinnen und Sänger, allen voran, Vesselina Kasarova als Agrippina, Eva Liebau als Poppea und Marijana Mijanovic als Ottone singen die umfangreichen Partien, die Händel für die Figuren geschrieben hat, mit grosser Intensität und Klarheit, rundum überzeugend.

Nun hat eine Oper aber auch einen zentralen visuellen Aspekt. Der Regisseur der Zürcher Inszenierung, David Pountney, hat dem Libretto von Kardinal Vicenzo Grimani und Händels Musik offenbar misstraut. Wahrscheinlich dacht er, dass die Zuschauer sich langweilen würden, wenn der heimkehrende Kaiser Claudius in der Strassen Roms und nicht in einer Turnhalle (ausgestattet mit hübschen roten Sportgeräten) empfangen würde. Ein anderer Ausschnitt der Drehbühne zeigt aufgehängte, aufgeschlitzte Rinderkadaver, zwischen denen die Sänger agieren, ein dritter auf Seziertischen aufgebahrte Leichen (die allerdings irgendwann von den Tischen herabsteigen und zappeln). Während Poppea in der Badewanne sich über ihre Schönheit freut, ist der Boden vor ihr mit lauter nackten Toten bedeckt… Und während Kaiser Claudius Poppea mit dem wundervollen „Vieni o Cara“ zu verführen versucht, knutscht er einen riesigen blauen Plüschaffen.Pountneys Inszenierung geht irgendwo an Georg Friedrich Händels Werk vorbei. Es ist schade.

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