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1. Februar 2007, 00:00 Interview

2raumwohnung

Michelle Ziegler - Nun ist ihr neues Album '36 Grad' in den Läden erhältlich. Students.ch unterhielt sich mit den 2 lebensfrohen Berlinern vor einigen Wochen darüber.Sie bauen poetische Luftschlösser, ihre Musik schmeckt nach Party, Sonne und Meer. Mit 2raumwohnung erlauben sich Inga Humpe und ...

Nun ist ihr neues Album '36 Grad' in den Läden erhältlich. Students.ch unterhielt sich mit den 2 lebensfrohen Berlinern vor einigen Wochen darüber.

Sie bauen poetische Luftschlösser, ihre Musik schmeckt nach Party, Sonne und Meer. Mit 2raumwohnung erlauben sich Inga Humpe und Tommi Eckart den „Luxus“, Freude zu bereiten. Dass dies funktioniert, hat die Vergangenheit gezeigt und wird auch die Zukunft zeigen. Am 12. Januar nämlich wird ihre neue Single Besser gehts nicht erscheinen und das neue Album 36Grad am 2. Februar.

Students.ch traf sich mit den beiden lebensreifen Berlinern zu einem Gespräch über das Transportmittel Musik, Mut und den Faktor Zeit, der doch nur erfunden ist.

Inga und Tommi

Students.ch: Bereits mehr als fünf Jahre gebt ihr mit 2raumwohnung Vollgas, im nächsten Februar wird eure fünftes Album „36Grad“ erscheinen. Hattet ihr für das neue Album ein Konzept vor Augen, als ihr euch an die Arbeit gemacht habt?

Inga: Nein, man kann ja vorher nicht ganz genau überlegen, was man machen möchte. Es braucht jeweils diese ganz bestimmte Stimmung. Man bringt sich in einen offenen, kreativen Zustand. Dann muss man den Mut haben, etwas passieren zu lassen, damit Lieder entstehen. Das ist das, was die Arbeit als erfüllend erleben lässt. Für dieses Album wollten wir uns genug Zeit lassen. Wir haben von Januar bis November daran gearbeitet. Das schaffte uns den Freiraum, Lieder entstehen zu lassen.

Students.ch: Ihr hattet viel Zeit, euch zu überlegen, was ihr mit der Platte sagen wollt.

Inga: Ja. Und wir haben uns währenddessen auch Gedanken gemacht, was wir den Leuten geben wollen. Die Leute werden heute ja überschwemmt mit Musik. Da fragten wir uns, warum machen wir da auch noch mal eine CD? Weil wir gute Musik herausbringen wollen, klar. Aber Musik transportiert ja immer etwas, Gefühle oder eine Energieform. Wir sagten uns, wir wollen den Menschen kraftvolle Energie geben, etwas, das sie mitreisst, sie in eine bessere Stimmung bringt, ihnen Kraft und Power gibt.

Students.ch: Du hast in einem Interview einmal gesagt, die Essenz von 2raumwohnung sei das Positive. Ignoriert ihr da nicht einen Teil des Lebens, das Negative oder Traurige?

Inga: Traurigsein ist auch etwas Positives und Schönes für mich. Es ist ein reales Gefühl, was uns hier auf der Welt klar macht, dass alles vergänglich ist. Trauer kann man auch teilen, sich darüber verbinden, das ist etwas anderes als Depression.

Tommi: Und ein Album ist ja immer ein Zeitausschnitt von einer Stunde Musik. Da kannst du sagen, ich möchte alle Aspekte des Lebens reinsetzen, das sehen wie ein Tagebuch mit Aufs und Abs. Du kannst aber auch den Fokus auf etwas richten, was dich interessiert. Wir interessieren uns für das Positive, fragen uns, was ist eigentlich das Positive?

Students.ch: Dann ist das eine Botschaft an das Publikum: Denkt positiv?

Inga: Botschaft ist mir zu missionarisch. Und mit „Positiv denken“ habe ich auch Probleme. Das ist gleich so esoterisch. Es gibt ja keinen Buchladen, wo nicht ungefähr 48 Bücher darüber rumstehen und über warme Steine und so was alles. Das ist sicher alles gut gemeint. Aber ich glaube, es funktioniert nicht über Manipulation. Das muss man schon alles selber durchleben. Es muss von den Leuten auskommen, dass sie in unserer Musik etwas für sich entdecken. Dann ist das etwas Wunderschönes, wenn die Leute sich selber spüren in unserer Musik.

Students.ch: „36Grad“ tönt nach Sommer, Hitze, Strand und Meer. Im Februar ist es bei uns eisig kalt und düster...

Inga: Ja, es muss ja nicht alles passen. Auf dem Album sind aber alle Jahreszeiten präsent. Und 36Grad, das steht auch für Körpertemperatur, für diesen Moment, wenn die Aussentemperatur gleich ist wie die Innentemperatur, dieses wohlige Gefühl.

Students.ch: Das kann ich mir heute gerade gar nicht vorstellen.

Inga: Ja, aber wenn du zum Beispiel in einem Club bist, kann es auch heiss sein.

Tommi: Wir hatten auch Konzerte, an denen es gefühlte 36 Grad warm war. An einem Abend, an dem wir mit Märtini Brös. spielten, da waren alle dermassen mit Schweiss überströmt. Ich stand da vor meinen elektronischen Kisten am Ackern. Da kam immer so ein Typ mit einem Handtuch bei mir vorbei, weil er Angst hatte, dass wir irgendwann einen Kurzschluss machen werden, wenn so viel Schweiss in die Geräte fliesst.

Students.ch: Hattet ihr musikalisch eine präzise Idee, wie ihr euch auf „36Grad“ weiterentwickeln wollt?

Tommi: Nein, dies hatten wir mit dem akustischen Album Melancholisch schön gemacht. Das war ein Sonderprojekt. Wir hatten Lust auszuprobieren, wie es tönt, wenn wir etwas Akustisches machen und es mit Bossa Nova verbinden. Wir brauchten damals etwas Ruhigeres, weil unsere Batterien unten waren. Nach dem letzten Sommer wollten wir hingegen etwas machen, das energiegeladen ist. Wie früher verbanden wir Akustik mit Elektronik.

Inga: Es ist ein vielfältiges Album geworden. Darauf gibt es jazzige Stücke, ein Rave-Lied, Pop und Elektronik, und auch R’n’B-Rhythmen. Es ist sehr bunt, hat aber trotzdem unseren eigenen Sound.

Students.ch: Es gibt mehr Chöre darauf. Habt ihr euch schon überlegt, wie ihr die live umsetzen wollt? Frauenstimmen für die Background-Vocals?

Inga: Unser Konzept ist, dass wir zwei Sänger möchten, die hoch singen. Eigentlich wollen wir zwei dicke Tänzer, die auch hoch singen (grinst). Frauen würden nicht passen. Das wäre so das klassische Bild, Background-Sängerinnen gibt es überall. Wir wollten...

Tommi: ... alles anders machen! (lacht) Bei 36Grad hat übrigens Michael von der Heide mitgesungen.

Students.ch: Sind die Texte sonst alle von dir, Inga?

Inga: Nein. Wir arbeiten immer mit zwei-drei anderen Textern. Für 36Grad hat Daniel Barth drei Stücke geschrieben, Heike Kospach hat auch wieder eines beigetragen und neu ist ein Text von Miriam Dehne, die schon das Video zu Ich und Elaine für uns gemacht hat.

Students.ch: Zum Schluss habe ich drei Textstellen zur Diskussion ausgewählt: „Wenn ich sehe, wie du deinen Arsch bewegst und mal wieder nichts drunter trägst (Sexy Girl).“

Inga: Das ist eine Hommage an Mädchen, die zu ihrer Sexualität stehen und sie leben. Es ist eine Ermutigung an solche Mädchen, sich darzustellen. Sie sollen sich auch als sexuelles Wesen darstellen und die Kraft, die man als Frau hat, nicht unterdrücken. Dabei sollen sie sich nicht von falscher Moral ablenken lassen.

Tommi: Sexualität ist...

Inga: Kommunikation.

Tommi: Ja, und auch Kraft, eine intensive Lebenskraft, die einem dazu bringt, Abenteuer erleben zu wollen.

Students.ch: „Nimm mich mit Tommi-Boy (Nimm mich mit)!“

Inga: An dieser Stelle haben wir ewig überlegt, was da stehen soll. Es war das nahe Liegende! Das Abenteuer Liebe muss man ja mit jemandem durchstehen wollen.

Tommi: Wir haben überlegt, ob man da was Allgemeineres nehmen sollen, was dann jeder sein kann. Aber es blieb bei Tommi-Boy...

Inga: Tommi hat sich gefreut. (lacht) Es ist ja auch umgekehrt, mal nimmt er mich mit, mal ich ihn, mal nimmt man jemand anderen mit.

Students.ch: „Frühling 2007, wir können alle anderen sein (Wir können alle anderen sein).“

I: Das ist mir ganz wichtig. Es geht darum, dass man kapiert, dass man nicht getrennt ist von anderen Menschen, dass man immer auch ein Teil des anderen ist. Das ist jetzt etwas abgehoben, aber man kann es schon so erleben. Gerade auch in schwierigen Situationen, wenn man jemanden ablehnt. Das Ablehnen kommt immer davon, dass man selber auch etwas davon in sich hat. Wir sind genau wie die anderen, nicht schlechter oder besser.

Students.ch: Warum genau 2007?

Inga: Ich schrieb den Text im Jahr 2004. Damals hörten sich drei Jahre lang an. Nun stellte es sich als kurze Zeitspanne heraus. Das zeigt, dass der Faktor Zeit ein erfundener ist. Man sagt: „Das ist ja noch so lang“, „Dafür habe ich keine Zeit“, „Das mache ich später“. Das ist alles im eigenen Kopf, es spielt sich in der eigenen Fantasie ab. Man sagt ja immer, man kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich glaube, das stimmt nicht. Eine neue Sichtweise kann dein ganzes Leben, auch die Vergangenheit ändern. Es bewegt sich alles nach hinten, nach vorn, nach oben, nach unten.

Students.ch: Die Jahreszahl wird nicht angepasst?

Tommi: Nein, da wird nicht geschummelt!

Students.ch und EMI Music Switzerland verlosen 5x das brandneue Album der 2Raumwohnung - 36 Grad!

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Quelle: Photo: Bandhomepage (Link)
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