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14. Mai 2009, 14:59 CD / Vinyl Music

Manic Street Preachers - Journal For Plague Lovers

Silvan Gertsch - Soviel vorweg: "Journal For Plague Lovers" von den Manic Street Preachers ist das Album des Jahres. Das hat mehrere Gründe. Aber wie man es dreht und wendet – alles steht und fällt mit einer einzigen Person: Richey James Edwards. Und das, obschon er seit 14 Jahren verschollen...

Soviel vorweg: "Journal For Plague Lovers" von den Manic Street Preachers ist das Album des Jahres. Das hat mehrere Gründe. Aber wie man es dreht und wendet – alles steht und fällt mit einer einzigen Person: Richey James Edwards. Und das, obschon er seit 14 Jahren verschollen ist und im November des letzten Jahres offiziell für tot erklärt worden ist. Seine lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltene Präsenz in der Musik der Manics ist auf die Song-Texte zurückzuführen, die allesamt aus seiner Feder stammen und die er fünf Tage vor seinem Verschwinden den restlichen Bandmitgliedern in die Hand gedrückt hat. Lange haben die vebliebenen Manic Street Preachers, Sänger und Gitarrist James Dean Bradfield, Bassist Nicky Wire und Drummer Sean Moore, einen weiten Bogen um das Thema Richey gemacht. Zu tief waren die Wunden, die durch seinen Selbstmord entstanden sind. Erst mit dem letzten Erfolgsalbum "Send Away the Tigers" näherten sie sich wieder sachte und vorerst nur auf einem Song an ihren verstorbenen Weggefährten an.

Jetzt folgt also die intensive Vergangenheitsbewältigung. Das Cover von "Journal For Plague Lovers" ziert ein Bild von Jenny Saville, die schon das Titelbild fürs Manics-Album "The Holy Bible" beigesteuert hat - dem letzten Werk, bei dem Richey noch mit von der Partie war. Auch musikalisch gehen die Manics wieder zurück zu ihrer Anfangszeit. Zwar sind die Songs nicht mehr ganz so punkig und dreckig. Dafür immer noch geradlinig und kompromisslos rockig. Die Band hat bewusst darauf verzichtet, eine Single aus ihrem neuen Album zu veröffentlichen. Einerseits, weil Richey vor seinem Ableben erklärt habe, dass er nie mehr eine Single schreiben wolle. Andererseits, weil dadurch das Gesamtbild, das "Journal For Plague Lovers" vermittelt, getrübt würde. Kein Song fällt ab, keiner sticht heraus. Eine konstante Linie zieht sich durch die 13 Stücke (der Hidden-Track nicht eingerechnet). Neben den direkten Rocksongs – "Peeled Apples" und der Titeltrack sind nur zwei Beispiele dafür – sind auch ruhige Momente vertreten. "This Joke Sport Severed" und "Facing Page: Top Left" sorgen für Gänsehaut-Momente.

Die Manics mit Richey James Edwards (vorne).

Textlich blitzt immer wieder das Genie von Richey James Edwards auf. "She’d walk on broken glass for love. She thought burnt skin would please her lover" ("She Bathed Herself In A Bath of Bleach"). Und nicht selten kommt seine provozierende Seite zum Vorschein: "If a married man fucks a catholic. And his wife dies without knowing. Does that make him unfaithful, people?" ("Jackie Collins Existential Question Time")

Den Schlussstrich unter das Album zieht Bassist Nicky Wire, den am meisten mit Richey verband: Wie er den Song "William’s Last Words" singt, ist schlicht ergreifend. Man will sich gar nicht vorstellen, wie sehr er im Studio gelitten haben muss bei den Zeilen "You’re the best friends I ever had. Goodnight sleep tight".

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