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19. Mai 2009, 21:34 Movie

Ricky

Sonja Stucki - Die junge Mutter Katie (Alexandra Lamy) rackert sich tagein tagaus in einer Fabrik ab und kommt mit ihrer Tochter Lisa (Mélusine Mayance) in einer heruntergekommenen französischen Vorstadt-Siedlung gerade so über die Runden. Katie ist alleinerziehend, der Vater von Lisa hat si...

Die junge Mutter Katie (Alexandra Lamy) rackert sich tagein tagaus in einer Fabrik ab und kommt mit ihrer Tochter Lisa (Mélusine Mayance) in einer heruntergekommenen französischen Vorstadt-Siedlung gerade so über die Runden. Katie ist alleinerziehend, der Vater von Lisa hat sich eines Tages sang- und klanglos aus dem Staub gemacht. Das Leben der beiden ändert sich jedoch rapide, als eines Tages der spanische Einwanderer Paco (Sergi Lopez) in Katies Fabrik erscheint und sie sich näher kommen. Vorerst deutet alles auf eine kurze Affäre hin, doch als Katie schwanger wird, nimmt Paco seine Verantwortung sogleich wahr. Er schlägt vor, bei den zwei Frauen einzuziehen. Lisa ist Paco gegenüber anfangs jedoch misstrauisch und mit der Geburt des pausbäckigen Ricky reihen sich zunehmends merkwürdige Ereignisse aneinander. Eines scheint der Kleinfamilie sogleich klar zu sein; Ricky ist kein gewöhnlicher Junge. Innerhalb kürzester Zeit bringt er das Leben der kleinen Familie gehörig durcheinander und stellt es nicht nur einmal auf die Probe.


Der Plot von Ricky bewegt sich stark zwischen Realität und Fiktion. Auf eine sehr realitätsnahe Hauptgeschichte trifft das Ereignis der Geburt des aussergewöhnlichen Babys Ricky. Ricky bringt als Figur somit die fiktive Komponente in die Geschichte mit ein. Es kommt zum Zusammenprall zweier überaus verschiedener Welten, wobei die Welt der unterprivilegierten Kleinfamilie mit ihrer recht hoffnungslosen Existenz am Rande einer französischen Grossstadt meist unvereinbar scheint mit dem unwirklichen, fiktiven Teil der Geschichte. Daraus ergibt sich für den Zuschauer eine oftmals bizarre Atmosphäre, und es kommt die Frage auf, wieso der Plot der Geschichte nicht in der Realität verweilen konnte. Stecken etwa religiöse Anspielungen des Regisseurs dahinter, oder geht es François Ozon bloss um die psychologische Komponente; die Reaktion von Menschen auf aussergewöhnliche Ereignisse?


Trotz dieser offenen Fragen mit welchen man sich als Zuschauer etwas im Regen stehen gelassen fühlt, handelt es sich bei Ricky um einen sehr gefühlvollen und einfühlsamen Film. Die Hauptcharaktere werden sehr präzise gezeichnet und weisen alle ihre spezifischen Stärken und Schwächen auf. Sehr gut gespielt ist zudem die Rolle des kleinen Mädchens Lisa, welches oft Verantwortungen zu übernehmen scheint, die einem Kind in dessen Alter kaum entsprechen. Das Ende des Films ist des Weiteren durchaus gelungen. Einerseits kommt es zu einer Abspaltung von Fiktion und Realität und andererseits nimmt der fiktive Teil der Geschichte trotzdem Einfluss auf das Fortbestehen der Protagonisten. Somit verbleiben die unrealen Elemente nicht einfach im Bizarren, sondern bekommen doch noch einen symbolischen Charakter, der für den Zuschauer deutbarer wird.



Bewertung: 3.5 von 5


  • Land: Frankreich
  • Dauer: 90 Min.
  • Regie: François Ozon
  • Darsteller: Alexandra Lamy, Sergi Lopez, Mélusine Mayance u.a.
  • Kinostart: 21. Mai 2009
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