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16. Juni 2009, 19:20 Konzert Music

Review: Katy Perry @ Volkshaus Zürich, 14.06.2009

Patrick Holenstein - Es gibt sie noch. Diese Momente, jene Konzerte, die einen komplett überraschen. Nun ist es nicht so, dass ein Konzert von Katy Perry extreme Erwartungen hervorgerufen hätte, vielleicht liegt es aber genau daran, dass der Auftritt im positiven Sinne überrascht hat. Das Konzert ...

Es gibt sie noch. Diese Momente, jene Konzerte, die einen komplett überraschen. Nun ist es nicht so, dass ein Konzert von Katy Perry extreme Erwartungen hervorgerufen hätte, vielleicht liegt es aber genau daran, dass der Auftritt im positiven Sinne überrascht hat. Das Konzert war ja schon Wochen vorher ausverkauft und dementsprechend voll war das Volkshaus. Die Vorfreude war bei einigen offensichtlich gross. Da tanzten Mädchen mit Katy-Shirts, die bis an die Knie reichten, an der Hand der Mutter durch die Reihen, Gruppen von Teenagern unterhielten sich angeregt und der eine oder andere Erwachsene hat sich wohl gerne als Begleitperson angeboten. Die Stimmung war jedenfalls fröhlich, ausgelassen und etwas Ungeduld war auch zu spüren. Dann ging’s los.

Als Intro musste California Girls von den Beach Boys herhalten, wahrscheinlich, weil sich Katy, die aus Kalifornien stammt, davon angesprochen fühlt. Etwas tat sich auf der Bühne. Das übergrosse Herz, welches als Dekoration diente, und der mit Blümchen verzierte Hintergrund bekamen Gesellschaft. Der Schlagzeuger nahm hinter dem von einem kleinen, weissen Heile-Welt-Gartenzaun umgebenen Instrument Platz. Kaum dass die Band zu spielen begonnen hatte, stand auch schon Katy auf der Bühne und eröffnete das Konzert mit Fingerprints. Der erste grosse Hit liess nicht lange auf sich warten, unter grossen Jubel stimmte die Band Hot `n` Cold an. Leider war der Sound alles andere als optimal eingestellt und überschlug ständig. Vier in verschiedenen Farben beleuchtete Flamingos tummelten sich auf der Bühne und im Hintergrund blinkte fröhlich das Herz. Genau so fröhlich war Katy. Sie warf aufblasbare Erdbeeren in die Menge, damit sie durch die Luft gewirbelt würden. Sie redete immer wieder mit dem Publikum, so freute sie sich, dass ihr Konzert ausverkauft war und noch mehr gefiel ihr, dass einige schon Stunden vor Showbeginn vor der Halle sassen. „Habt ihr nichts Besseres zu tun? Es ist doch Sommer und strahlend schönes Wetter“, wollte sie wissen. Es freue sie, dass die Leute so viel Geduld gezeigt hätten, nur um auf sie zu warten. „Dafür sollt ihr belohnt werden“, fügte sie hinzu und spielte alleine auf ihrer Gitarre Thinking of you. Als der letzte Ton ausgeklungen war, störte sie ein Postbote. Please Mr. Postman von den Carpenters leitete ein kurzes Medley ein und Build me up Buttercup beendete es auch schon wieder. Es sollte aber nicht das einzige Cover des Abends bleiben. Ihrer Lieblingsband, Queen, ohne die sie wohl nie zur Musik gekommen wäre, widmete Katy Perry ihr zweites Cover. Don’t Stop me now geriet zur adäquaten Verneigung von den grossen Idolen. Danach sprang Katy von der Bühne und fragte eine Zuschauerin in der ersten Reihe, ob sie denn ihren Cherry Chapstick dabei habe. Als diese verneinte, meinte Perry, dann würde es halt keinen Kuss geben, dafür gab es als letzten Song I Kissed a Girl. Das Publikum durfte ein letztes Mal singen, tanzen, klatschen und sich freuen, danach war der Spuk vorbei.

Klar gehört es zum Konzept, zu ihrem Image als Popfigur, dass Katy fröhlich durch ihre pinke Kaugummiwelt voller Flamingos, fliegenden Erdbeeren und Blümchen hüpft und das tut auch niemandem weh. Dabei hat sie aber die Unterstützung einer handwerklich versierten Band, welche ihren Songs ein überraschend rockiges Fundament gibt. Den Rest macht die quirlige Katy mit ihrer Bühnenpräsenz und den frechen Sprüchen. Dazu kommt ihr entwaffnender Charme. Und selbst wenn sie plakativ über die ach so bösen Junge herzieht, sich beklagt, dass es kein Gebrauchsanweisung gäbe, geschweige denn ein Umtauschrecht, dann ist das mit viel Ironie zu verstehen. Auch wenn Katys eigentliche Zielgruppe – dem Zürcher Publikum nach ist diese irgendwo zwischen zehn und zwanzig Jahren – solche Sprüche frenetisch bejubelt, könnte sie wohl auch das vielzitierte Telefonbuch vorlesen und würde den gleichen Effekt erzielen. Einziges Manko ist dann leider die Länge des Konzertes. 75 Minuten sind bei den aktuellen Ticketpreisen einfach zu wenig.

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