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26. Juni 2009, 00:05 Music Interview

Interview mit The Mars Volta

claudio peter - The Mars Volta spalten die Gemüter. Viele haben mit der hohen Stimme und der nervösen, schnellen Musik ihre liebe Mühe, andere sehen in ihnen eine Band, die mit jedem Album neue Grenzen sprengt. Wir sprachen vor dem Konzert im Volkshaus mit Omar Rodriguez-Lopez, dem musikalisc...

The Mars Volta spalten die Gemüter. Viele haben mit der hohen Stimme und der nervösen, schnellen Musik ihre liebe Mühe, andere sehen in ihnen eine Band, die mit jedem Album neue Grenzen sprengt. Wir sprachen vor dem Konzert im Volkshaus mit Omar Rodriguez-Lopez, dem musikalischen Tausendsassa und Hirn der Band. Und unterhielten uns über sich im Kreis drehende Hunde, über das Schicksal der Menschen, über Syd Barrett und, ach ja, auch über das neue Album Octahedron.

Das neue Album ist soeben erschienen, was kannst du uns über Octahedron erzählen, was ist wichtig zu wissen?

Omar: Jedes Album ist wichtig, jedes Album ist für mich eine Form der Therapie oder eine Möglichkeit, sich auszudrücken, ein emotionaler Ausfluss. Es repräsentiert, wie ich mich letztes Jahr im August, als ich es gemacht habe, gefühlt habe. Es hat zwar viel Spass gemacht, war aber auch harte Arbeit.

Und wie hast du dich denn damals gefühlt?

Gut, verwirrt, traurig, fröhlich. So wie sich jede Person im Laufe von 3 Monaten oder ein paar Wochen fühlt. Ich kann mich am Morgen jeweils in eine bestimmte Weise fühlen und nach dem Frühstück wieder ganz anders, erlebe also viele verschiedene Stimmungen an einem Tag. Ich glaube auch, dass die meisten Menschen so sind, auch wenn es natürlich Menschen gibt, die ihr Leben viel ausgewogener erleben als andere.

Du hast das neue Album als euer Pop-Album oder Akustik-Album bezeichnet. Was verstehst du darunter?

Hmm, ich habe es als von Pop-Musik und akustischer Musik “inspiriertes” Album bezeichnet. Das heisst, ich wurde von Leuten inspiriert, die solche Musik machen wie Syd Barrett, Nick Drake oder Leonard Cohen. Inspiration heisst nicht, dass ich jetzt plötzlich mit einer tiefen Stimme singe oder so, sondern die Erfahrungen dieser Menschen haben mich inspiriert. So dachte ich beispielsweise an Syd Barrett und wie er aus seiner eigenen Band rausgeworfen wurde. Wie fühlt es sich an, aus der eigenen Band geworfen zu werden, die man gegründet hat und in welcher man die Songs geschrieben hat? Die Erfahrungen dieser Personen sind der wichtige Hintergrund, die Haupt-Inspiration.

War es eine rationale Entscheidung, das neue Album etwas ruhiger zu machen?

Natürlich, klar. Wenn du viele Alben machst, dann scheinen die dir dann irgendwann einmal alle gleich. Du unternimmst somit alles, damit sie sich verschieden anhören. Klar, die Alben werden immer ein wenig ähnlich tönen, da ich ja die Musik mache und Cedric alle Texte schreibt. Octahedron unterscheidet sich jedoch hinsichtlich der Atmosphäre von den anderen Alben. Das letzte Album The Bedlam in Goliath war aggressiv, klaustrophobisch, Winter. Jetzt wollte ich Frühling, eine andere Art von Architektur, keine engen Gänge mehr, sondern mehr Freiräume, ich wollte Wasser, nicht mehr Feuer.


Du hast in diesem Album deine Experimentierfreude gezügelt. Heisst dies, dass die älteren Alben in einem früheren Stadium ähnlich klingen wie Octahedron? Ist es eine rohe Version?

Ja, ich habe etwas anderes erforscht als bisher, nämlich Selbstbeherrschung. Im Sinne von, ich will hier noch was ändern. Tu's nicht. Aber ich will doch. Tu's nicht. Und diesen Teil auseinandernehmen und mit einem anderen Teil mischen. Tu's nicht. Aber ich möchte doch. Aber tu's nicht. Das war sehr interessant. Das war Training für das Hirn und die Disziplin fühlte sich gut an.

Um auf etwas zurück zu kommen, was du ganz zu Beginn gesagt hast: Verstehst du Kunst als eine indirekte Möglichkeit der Kommunikation zwischen Menschen?

Absolut. Sei es Kunst oder Ausdruck, wie du es auch immer nennen möchtest. Es ist eine Möglichkeit, mit allen anderen Menschen, egal aus welcher Kultur, zu kommunizieren. Wir beide haben ja nicht die gleiche Muttersprache, lernten beide Englisch und versuchen zu beschreiben, wie wir uns fühlen. Aber sogar in der Muttersprache wäre dies nicht genug. Worte sind nicht genug. Weil Gefühle so viel grösser als Worte sind.

Machst du deshalb Musik? Weil Worte nicht genügen?

Natürlich, das ist der Grund, weshalb Menschen überhaupt etwas machen. Jeder muss für sich etwas finden, um etwas auszudrücken und Sinn in dieses ganze Durcheinander zu bringen. Ich habe beispielsweise Musik, Kochen, Romantik, Filme machen, Sachen halt, die eine eigene Sprache sprechen.

Ist dies eine Art, damit umzugehen, dass die Menschen nicht wissen, was sie auf der Welt zu suchen haben?

Absolut, eine Form der Therapie. Dir einen Sinn in dieser Gesellschaft zu geben und dich zu fragen, was mach ich hier, wieso bin ich hier.

Kommst du deiner Bestimmung näher?

Ja und nein, je mehr du weisst, desto mehr Fragen stellen sich dir. Das ist wie ein Hund, der seinem Schwanz nachjagt. Ich glaube aber auch, je mehr ich kreiere, desto besser wird mein Geist und meine Seele, aber die Antwort auf diese Fragen werde ich nie haben. Die Wahrheit hat viele Gesichter, und wir können unmöglich alles erkennen.

Kommentare
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silu
silu 26.06.2009 um 13:07
jawoll, schliesse mich dem Shrink an!