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8. Juli 2009, 21:06 Movie

La Fille du RER

Sonja Stucki - Jeanne (Emilie Dequenne) lebt gemeinsam mit ihrer Mutter (Catherine Deneuve) in einem Pariser Vorort. Da die Ferien nahen und Jeanne gerne eine Italienreise unternehmen möchte, schaut sie sich nach einem geeigneten Sommerjob um. Unterwegs in der Stadt lernt sie den selbstbewusst...

Jeanne (Emilie Dequenne) lebt gemeinsam mit ihrer Mutter (Catherine Deneuve) in einem Pariser Vorort. Da die Ferien nahen und Jeanne gerne eine Italienreise unternehmen möchte, schaut sie sich nach einem geeigneten Sommerjob um. Unterwegs in der Stadt lernt sie den selbstbewussten Franck (Nicolas Duvauchelle) kennen, hält ihn jedoch anfangs für einen eingebildeten Aufschneider. Franck gibt jedoch nicht auf, wonach Jeanne in ein gemeinsames Treffen einwilligt. Nachdem die beiden sich inzwischen näher gekommen sind, schlägt Franck Jeanne vor, mit ihm zusammen zu ziehen und gemeinsam das Haus eines Bekannten zu hüten. Jeanne, die meint endlich ihren Sommerjob gefunden zu haben, willigt sogleich begeistert ein. Die Vorbehalte ihrer Mutter gegenüber ihrem neuen Freund können sie kaum von ihrem Vorhaben abhalten. Das gemeinsame Glück des Paares endet für die junge Frau jedoch bald in einem harschen Erwachen. Den Schmerz versucht sie zu überbrücken indem sie eine folgenschwere Tat begeht, die ein Ausmass annimmt, das sie nicht in ihren kühnsten Träumen erahnt hätte…


André Téchinés Film basiert auf einer wahren Tatsache; im Jahre 2004 hatte in Frankreich eine junge Frau vorgetäuscht in einer Pariser RER Opfer einer antisemitischen Attacke geworden zu sein. Jenes Geschehnis empörte damals das ganze Land. Téchiné zeigt in seinem Film nun jedoch nicht die wahrheitsgetreue Geschichte der Täterin auf, sondern skizziert lediglich ein mögliches Profil derer. Als Referenzpunkt übernahm der Regisseur nur die starke Bindung der jungen Frau zu ihrer Mutter und ihrem Freund.

Emilie Dequenne spielt die Hauptrolle des Filmes hervorragend; eine junge Frau, die sich selbst gleichzeitig am Suchen und am Finden ist. Trotz ihrer scheinbaren Eigenständigkeit wirkt Jeanne naiv und gutgläubig. Mit etwas mehr Lebenserfahrung hätte die junge Frau sich wohl kaum auf den verschlagenen und arrogant wirkenden Franck eingelassen. Genau diese Beziehung wird ihr schliesslich zum Verhängnis. Das vorerst perfekt anmutende Glück wird ihr von einem Tag auf den anderen aus den Händen gerissen und es bleibt ihr ein einziger Scherbenhaufen aus Vorwürfen, Selbstzweifeln und Enttäuschung zurück. Wie mit einem solchen Übermass an Gefühlen umgehen?


Die in Filmen stets vorhandene Gefahr bei der Vermischung von real eingetretenen Ereignissen und Fiktion liegt darin, dass der Zuschauer schnell selbst das Fiktive für bahre Münze hält. Téchiné versucht deshalb die Motivation zur Tat im Film im Unklaren und Rätselhaften zu bewahren. Er will lediglich aufzeigen, wie die Grundrisse des Ursprungs der Tat hätten aussehen können. Trotzdem verfällt man als Zuschauer gerne der Versuchung, die Ursache der Tat in der aufgezeigten Geschichte selbst zu suchen. Der Regisseur lässt jedoch zum Glück jede Gelegenheit des Predigens aus, bietet aber dennoch einen eigenwilligen Einblick in ein mögliches Täterumfeld. Somit schafft er den Spagat zwischen Realität und Fiktion auf elegante Weise.


Bewertung: 4 von 5

  • Land: Frankreich
  • Dauer: 105 Minuten
  • Regisseur: André Téchiné
  • Darsteller: Emilie Dequenne, Catherine Deneuve, Michel Blanc u.a.
  • Release: 09.07.2009
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