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13. September 2009, 00:00 Music Interview

Interview mit Paloma Faith

Silvan Gertsch - Drama: Paloma Faith arbeitete in einem Burlesque-Club, war Assistentin eines Magiers und hat einen Master in "Theatre direction". Jetzt veröffentlicht die schräge Soul-Sängerin ihr Debütalbum "Do You Want the Truth Or Something Beautiful?".Lass uns mit einer einfachen Frage b...

Drama: Paloma Faith arbeitete in einem Burlesque-Club, war Assistentin eines Magiers und hat einen Master in "Theatre direction". Jetzt veröffentlicht die schräge Soul-Sängerin ihr Debütalbum "Do You Want the Truth Or Something Beautiful?".

Lass uns mit einer einfachen Frage beginnen: Wer ist Paloma Faith?

Paloma Faith: Wer sie ist? Ein einfaches Mädchen aus Hackney, das immer ein wenig aneckt. Ich bin sehr dramatisch. (lacht) In England finden mich manche Leute sogar zu dramatisch, dort ist man ja eher reserviert.

Du hast in der Vergangenheit in einem Burlesque-Club gearbeitet, warst Assistentin eines Magiers und Schauspielerin. Wieso bist du nun Sängerin?

Nur um das klar zu stellen: Ich habe nie meine Kleider ausgezogen. Ich war keine Burlesque-Tänzerin sondern habe in einem solchen Club gearbeitet. All die Sachen, die ich gemacht habe, haben mit Performance zu tun. Ich sehe mich auch als Künstlerin, nicht als Sängerin. Wie ich etwas sage, ist nicht wirklich wichtig. Entscheidend ist die Message dahinter. Gesungen habe ich aber schon immer.

Eines deiner Stilmittel ist die Kleidung. Du bist immer sehr extravagant angezogen. Wie wichtig ist dir das?

Ich ziehe mich nicht bewusst so an, um mich von anderen Leuten abzugrenzen. Aber ich fühle mich in altmodischer Kleidung wohl. Die passt zu meinem Körper. In moderner Kleidung sieht mein Körper komisch aus.

Gibt es eine spezielle Ära, die dich diesbezüglich beeinflusst hat?

Ich mag die 40er und 50er. Aber auch aus späteren Epochen trage ich Kleider – einfach nicht allzu viele moderne Sachen.

Wo holst du dir die Inspiration für deine Musik her?

Von Sängerinnen wie Billie Holiday, Peggy Lee, Dinah Washington. Aber auch von aktuellen Leuten: Grace Jones, PJ Harvey, Nick Cave, Tom Waits. Textlich finde ich Bob Dylan grossartig. Obschon ich seine Stimme nicht mag – meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie das gehört hätte. Was das Visuelle betrifft, inspirieren mich Leute wie Wong Kar Wai, David Lynch, Tim Burton, Terry Gilliam.

Und Literatur?

Ich lese viel. Vor allem Bücher. Fiction.

Hast du ein Lieblingsbuch?Das heisst Immortality und stammt von Milan Kundera.

Worum gehts darin?

Ums Existenzielle. Es geht nicht in erster Linie um die Geschichte an sich, sondern das Buch regt dazu an, sich über die Menschheit Gedanken zu machen.

Wie sehen deine Live-Shows aus? Setzt du auch dort auf Extravaganz?

Die sind sehr theatralisch - was wohl auf meinen Background zurückzuführen ist. Aber ich konzentriere mich ebenso stark auf die Musik. Ich sehe mich als Geschichtenerzählerin – und das erkennt man auch an meinen Konzerten. Visuell müssen meine Shows so aufregend wie möglich sein. Ich will Grenzen überschreiten.

Du hast einen Master in "Theatre direction". Hast du davon für deine Karriere profitieren können?

Das hat mich sicher beeinflusst. Andererseits waren die Voraussetzungen schon vorher vorhanden. Die mussten nur ans Tageslicht gebracht werden.

Du hast vor kurzem eine Lesung an einer Universität gehalten. Wie wars?

Fantastisch! Ich habe ihnen über Performance in der Musik erzählt. Wo man Inspiration herholt und wie man sie verarbeitet. Und ich habe ihnen viel zu lesen gegeben. Solche Sachen möchte ich gerne noch mehr machen.

Fürs Video zu deiner Single "Stone Cold Sober" hast du mit der Regisseurin Sophie Muller (Kings of Leon, Coldplay, etc.) zusammen gearbeitet. Wer hatte die Idee zum Inhalt?

Sie hat mich gefragt, was ich in der Vergangenheit getan habe, was mich beschäftigt hat und womit ich mich beschäftigt habe. Ihre Idee war, ein Video zu drehen, das meine Welt zeigt. Deshalb habe ich ihr unzählige Ideen geliefert. Etwa achtmal mehr, als sie schlussendlich im Video verwenden konnte. Ich wollte unbedingt einen Schneesturm im Video haben – weil mich der russische Clown Slava Polumin dazu inspiriert hat. Auch Bäume und Ballons waren mir fürs Video sehr wichtig.

Das Ergebnis erinnert an einen Zirkus.

Zirkus, Freak-Shows – vieles, was ich in der Vergangenheit gemacht habe, geht auf solche Sachen zurück.

Im Video kommt auch deine Seite als Schauspielerin zum Vorschein. Hast du Film-Pläne in der nächsten Zeit?

Bald kommt der neue Film von Terry Gilliam, "The Imagination of Dr. Parnassus", raus, in dem ich eine Rolle gespielt habe. Sobald ich mit der Promotion für mein Album durch bin, werde ich mich wohl wieder für Filmrollen bewerben.

In deinem Song "Broken Doll" gibst du an, nicht perfekt zu sein. Bist du sicher?

100 Prozent! (lacht)

www.palomafaith.com

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