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23. Juli 2009, 23:26 Konzert Music

Review: John Fogerty @ Blue Balls, KKL Luzern

Patrick Holenstein - WOW! Eigentlich würde es reichen, diese drei kleinen Buchstaben als Rezension stehen zu lassen. Nun ist dies aber nicht wirklich der Sinn einer Konzertkritik. Daher ein Versuch, zwei der besten Stunden in der Konzerthistorie des Autors in Worte zu packen. Fangen wir mal bei den ...

WOW! Eigentlich würde es reichen, diese drei kleinen Buchstaben als Rezension stehen zu lassen. Nun ist dies aber nicht wirklich der Sinn einer Konzertkritik. Daher ein Versuch, zwei der besten Stunden in der Konzerthistorie des Autors in Worte zu packen. Fangen wir mal bei den Erwartungen an. Diese überragten das KKL um das Doppelte, wenn nicht um das Dreifache. Normalerweise sind das Voraussetzungen, die geradezu prädestiniert dafür sind, dass die Desillusionierung um ein Vielfaches heftiger ausfällt. Nicht bei John Fogerty.

Der Zeiger der Uhr an der Wand sprang gerade auf fünf nach zehn, als Woodstocklegende Fogerty zum Intro der Band auf die Bühne schlenderte. Das Strahlen, das er im Gesicht trug, versprach viel – und er hielt alles. Mit Hey Tonight startet die Exkursion durch die musikalische Geschichte von Creedance Clearwater Revival. Die unverwechselbare Stimme Fogertys brachte von der ersten Silbe an Stimmung in den Saal. Von alt bis jung, von sich in den Armen liegenden Pärchen bis zum eingefleischtem CCR-Fan, deutlich am Cowboyhut und dem schon etwas älteren Tour-Shirt zu erkennen, tanzte und klatschte jeder mit. Sogar die ganz kleinen Fans feierten Fogerty, jedenfalls schien es so, wenn man amüsiert zuschaute, wie ein Knirps in einem bis über die Knie reichenden Lynyrd Skynyrd Shirt auf der PET-Tonne hüpfend johlte. Fast war es, als würde der Geist von Woodstock, die Idee von Gemeinschaft und Peace, im Raum mitschweben. Als ob die Zuschauer nicht schon heiss genug gewesen wären - vom Saal ganz zu schweigen - warf Fogerty mit Suzy Q. gleich den ersten ganz grossen Klassiker in die Runde. Naja, wenn jemand so viele Hits hat wie der Protagonist des Abends, dann muss er damit auch nicht geizen. In diesem Sinne folgte Who’ll Stop the Rain, den Fogerty nach dem Auftritt in Woodstock schrieb, wie er in der dazugehörigen Ansage erklärte. Nicht nur Fogerty glühte förmlich vor Spielfreude, sondern auch die Band schien Spass an der Arbeit zu haben. Immer wieder durften die Musiker in langen Improvisationsparts zeigen, was sie drauf haben. Dass diese zwischen Geigenimprovisation, Mundharmonikaeinlage und kreischendem Gitarrensolo wechselnden Momente einen speziellen Hochgenuss darstellen, spricht nur noch deutlicher für die Band. „Der nächste Song gehört meiner Frau. Ich hab ihn für sie geschrieben, weil sie mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich bin und weil sie einen Regenbogen in mein Leben gestellt hat.“ Ob deshalb ein Regenbogen das Tour-Shirt ziert? Jedenfalls folgte im Anschluss an die kurze Liebeserklärung Joy of my Life.

Fogerty zauberte ab jetzt Hit um Hit aus dem Ärmel, Have you ever seen the Rain, Born on the Bayou oder Lookin at my Backdoor. Als es nach 90 Minuten so aussah, als würde das Konzert langsam dem Ende zu gehen, startete die Combo noch einmal so richtig durch. Down on the Corner verwandelte das KKL vollends in ein Tollhaus und Bad Moon Rising, das gleich nachgeschoben wurde, machte den Rest. Aber damit noch immer nicht genug. Old Man down the Road, mit 6 Gitarren gemeinsam am Bühnenrand gespielt, und Fortunate Son beendeten das Set furios. Danach leerte sich die Bühne. Eine Zugabe liess nicht lange auf sich warten, schliesslich fehlten noch zwei Songs, um den Abend zu kompletisieren. Rockin` all over the World machte den Anfang. Beim Refrain gab es wohl niemanden, der nicht mitsang. Klar, dass Proud Mary auch nicht fehlen durfte und so liess die Geschichte von Mary den Abend gebührend ausklingen.

Ein verlässlicher Indikator, dass ein Konzert gelungen war, ist der Blick auf die Uhr, der hier gar nicht vorkam. Bei Fogerty verging das Konzert wie im Flug. Zwei volle Stunden lang wurde das Publikum mit Hits verwöhnt. Aber damit nicht genug, in Luzern stand eine Band auf der Bühne, die voller Feuer und Leidenschaft ist und eindrücklich zeigte, wie viel Spass sie an der Musik hat. John Fogerty gelang das Kunststück, viel Nostalgie ins KKL zu bringen und dabei nie verstaubt zu wirken. Eigentlich kein Wunder, sind doch die CCR-Klassiker allesamt zeitlos. Das KKL, die Akustik im Saal und die wunderschöne Stimmung am Blue Balls, alles war stimmig und so wurde der Abend zum unvergesslichen Erlebnis.

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