Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

17. August 2009, 22:55 Kultur Festivals Movie

62. Internationales Filmfestival Locarno 2009: „In Locarno sind die Filme die Stars“

Diana Pavlicek - Schwermut und Melancholie am Filmfestival Locarno 2009Am Mittwochabend 5. August wurde das 62. Internationale Filmfestival in Locarno eröffnet. Es ist das letzte unter der künstlerischen Leitung von Frédéric Maire. Im nächsten Jahr wird der Franzose Oliver Père (38J., Leit...

Schwermut und Melancholie am Filmfestival Locarno 2009Am Mittwochabend 5. August wurde das 62. Internationale Filmfestival in Locarno eröffnet. Es ist das letzte unter der künstlerischen Leitung von Frédéric Maire. Im nächsten Jahr wird der Franzose Oliver Père (38J., Leiter der Quinzaine des réalisateurs, der renommierten unabhängigen Programmsektion des Festivals von Cannes) die Leitung übernehmen, während Mère seinerseits Leiter der Cinématèque Suisse wird.

Den Auftakt auf der Piazza Grande machte der heitere Film "(500) Days of Summer" von Marc Webb. Eine charmante und die eigenwillige US-Komödie. Die leichte Sommerkomödie hat einen spannenden, eher aussergewöhnlichen Aufbau und vereint verschiedene Genres, bis hin zum Bollywood.

Leider vermochte "Unter Bauern - Retter in der Nacht" nicht vollends zu überzeugen. Dies liegt hauptsächlich an der etwas unglaubwürdigen Darstellung von Veronica Ferres, die eine Jüdin, Marga Spiegel (heute 97J.), verkörpert. Im 2. Weltkrieg hat sie, zusammen mit Ihrer Tochter, bei Bauern in Westphalen für über 2 Jahre Unterschlupf finden können. Eine tragische, wahre Geschichte, die leider aufgrund der schauspielerischen Leistung nicht vollends überzeugen mag.

Erster Piazza bzw. Fevi Höhepunkt war der neue Nick Cassavetes Film "My Sister's Keeper" mit Cameron Diaz in der Hauptrolle. Eine typische Hollywood Produktion zwar, doch mit einer eigenwilligen Fragestellung, die dem Film das gewisse Etwas verleiht. Ein elfjähriges Mädchen, Abigail Breslin, wir kennen sie aus "Little Miss Sunshine" lässt den Film mit folgenden Worten beginnen: "Most babies are accidents. Not me. I was engineered. Born to save my sister's life." In den nächsten 109 Minuten verfolgen wir 14 Jahre der Familie Fitzgerald, die unermüdlich gegen den Krebs ihrer Tochter anzukämpfen versucht. Auch die vielgelobte Schweizer Produktion "Giulias Verschwinden" von Christoph Schaub schafft es nicht, dem Thema "Älterwerden" gerecht zu werden, sondern verliert sich, trotz sehr gutem Cast, in Klischees.

Doch eines haben diese Filme gemeinsam: Sie sorgen für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Piazza-Filmabend. Melancholischer und trister geht es hingegen im Wettbewerb zu. Auch dieses Jahr sind es wiederum 18 Filme aus 15 Ländern, die im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden konkurrieren. Viele Beiträge haben den Weltschmerz und die Melancholie, bis hin zum Suizid, als Leitthema.

Besonders erwähnenswert ist der Film "Shirley Adams" des südafrikanischen Regisseurs Oliver Hermanus. Sein Erstlingswerk handelt von der Beziehung zwischen Armut und Gewalt. Hermanus beschreibt in authentischen Bildern - oft sind es unbeschönigende Nahaufnahmen - ein soziopolitisches Thema, das er mit einem persönlichen Drama verwebt. Gedreht wurde der Film in den Elendsvierteln von Mitchell's Plain und zeigt die Geschichte einer Frau und Mutter, die am Abgrund steht. Es ist eine Geschichte ihrer Kraft und ihres Willens, sich für das Liebste in ihrem Leben aufzuopfern. Eine fantastische schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin Denise Newman. Auch die beiden weiteren Wettbewerbsfilme "La Donation" von Bernard Émond (Kanada) und "Buben.Baraban" von Alexei Mizgirev (Russland) haben das menschliche Leid und Schicksal als Leitthema, bestechen aber durch ihre authentische Umsetzung.
Generell lässt sich für dieses Jahr folgendes Fazit herauskristallisieren: Die ausgewählten Filme fokussieren noch immer die gleichen (beklemmenden) Themen, sind aber technisch und filmisch besser umgesetzt. Ob die gezeigten Filme wirklich das aktuelle Filmschaffen repräsentativ wiedergeben, wird sich erst nächstes Jahr mit einer neuen Jury und einer neuen Festivalsleitung zeigen.

Die diesjährigen Gewinner sind:

Golden Leopard SHE, A CHINESE by Xiaolu GUO, United Kingdom/Germany/France

Special Jury Prize BUBEN.BARABAN by Alexei Mizgirev, Russia

Best Director BUBEN.BARABAN by Alexei Mizgirev, Russia

Leopard for Best Actress Lotte Verbeek in NOTHING PERSONAL by Urszula Antoniak, Netherlands/Ireland

Leopard for Best Actor Antonis Kafetzopoulos in AKADIMIA PLATONOS by Filippos Tsitos, Greece/Germany

Golden Leopard – Filmmakers of the Present Competition City of Locarno THE ANCHORAGE by C.W. Winter and Anderson Edstöm, United States/Sweden

CinéCinéma Special Jury Prize / Filmmakers of the Present Competition PIOMBO FUSO by Stefano Savona, Italy

Leopard for the Best First Feature NOTHING PERSONAL by Urszula Antoniak, Netherlands/Ireland

Kommentare
Login oder Registrieren