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3. September 2009, 00:00 Politik

Unvorbereitet an die Prüfungen?

Nesa Zimmermann - Bei uns an der Uni Neuchâtel ist gerade Prüfungszeit. Bei euch auch? Kaum zurück aus den Ferien, da beginnt es schon wieder: am Morgen absolviert man die erste, am Nachmittag lernt man bereits auf die nächste, und am Abend hat man womöglich noch eine Sitzung oder muss arbeit...

Bei uns an der Uni Neuchâtel ist gerade Prüfungszeit. Bei euch auch? Kaum zurück aus den Ferien, da beginnt es schon wieder: am Morgen absolviert man die erste, am Nachmittag lernt man bereits auf die nächste, und am Abend hat man womöglich noch eine Sitzung oder muss arbeiten; trotzdem, an der Prüfung erwartet man von uns, dass wir vorbereitet sind. Logisch, denkt ihr jetzt. Stellt euch einmal vor, ihr würdet an einer mündlichen Prüfung sagen: "Ich habe den Prüfungsstoff noch nicht gelernt, werde dies aber bis 2020 zur Hälfte nachholen, und ungenügende Kenntnisse gedenke ich mit den Noten meiner Mitstudenten zu kompensieren" – absurd, nicht wahr.

So ähnlich hat sich der Bundesrat aber letzte Woche ausgedrückt – in Bezug auf das CO2-Gesetz. Der Bundesrat sagt, dass der CO2-Ausstoss bis 2020 um 40 Prozent reduziert werden müsste, wolle man effizient die Erderwärmung bekämpfen. Und stellt gleichzeitig stolz die Revision des CO2-Gesetzes vor – das ein Reduktionsziel von nur 20% vorsieht; die Hälfte von dem, was er als nötig anerkennt. Schlimmer noch: von diesen 20% muss nur die Hälfte durch Reduktionsmassnahmen im Inland erfolgen – dabei ist die Kompensation von Treibhausgasen im Ausland eine Massnahme, deren Wirksamkeit höchst umstritten ist. Genauso wie der Vorschlag, einen sogenannten CO2-Emissionszielwert für den Durchschnitt der neu verkauften Personenwagen einzuführen: Der Verkauf eines Fahrzeuges mit schlechter Emissionsbilanz wird schlichtweg mit dem Verkauf eines effizienten Autos "neutralisiert"; dadurch nimmt höchstens die Fahrzeugflotte zu: Und da auch "effiziente" Fahrzeuge CO2 austossen, ist die Rechnung einfach: Mehr Autos, mehr Emissionen.

Der Bundesrat selbst gibt zu, dass seine Forderungen nur halb so weit gehen, wie es wirklich nötig wäre. Kommentar: "Wir könnten uns vorstellen, mehr zu machen, wenn auch die anderen Länder mehr machen."

Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich schreibe mich nicht für eine Prüfung ein, von der ich im Vorneherein weiss, dass ich sie nicht bestehen werde. Anders unsere Landesregierung: Der Bundesrat geniert sich anscheinend nicht, Gesetze vorzuschlagen, von denen klar ist, dass sie ungenügend sein werden.

Nesa Zimmermann

Nesa Zimmermann (20) ist Jus-Studentin in Neuchâtel, seit bald einem Jahr Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz und im Vorstand der Jungen Grünen Neuenburg. Sie folgt in der Politkolumne auf Students.ch auf Bastien Girod.

Die Politkolumne auf Students.ch

Kommentare
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AlanShore
AlanShore 06.09.2009 um 19:18
Ich finde, es passt nicht dazu, weil wir so oder so überleben werden. Bei einer Prüfung hat das nichtbestehen unmittelbare folgen für sich selber, beim Klima ist das nicht so. Es braucht viel mehr Durchsetzungswillen um diese "Prüfung" zu bestehen
AlanShore
AlanShore 04.09.2009 um 11:20
Prüfungen schreiben hat ja auch mit Co2 reduzierung gar nichts zu tun!
Es ist ja klar dass man nie eine parlamentarische Mehrheit finden wird, um miliarden in Emissionensenkungen zu investieren, wenn die anderen Ländern, welche weitaus mehr CO2 ausstossen, nichts machen.