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25. September 2009, 19:30 Movie

Away we go @ Zurich Film Festival

Christina Ruloff - „Are we fuckups?“ Oder ist der Rest der Welt einfach unerträglich? Sam Mendes („American Beauty“) zeigt zwei werdende Eltern auf einer Odyssee quer durch Amerika auf der Suche nach der perfekten Umgebung für ihr Kind. Unterhaltsam, aber erstaunlich oberflächlich dümpe...

„Are we fuckups?“ Oder ist der Rest der Welt einfach unerträglich? Sam Mendes („American Beauty“) zeigt zwei werdende Eltern auf einer Odyssee quer durch Amerika auf der Suche nach der perfekten Umgebung für ihr Kind. Unterhaltsam, aber erstaunlich oberflächlich dümpelt dieses sentimentale Feel-Good-Movie zum ultimativen Happyending.

Sie sind unverheiratet, chaotisch, leben ohne Heizung in einer Bruchbude und leben meist irgendwie in den Tag hinein. Sie sind autistisch und entsprechend zufrieden – mit sich und der Welt! Und sie werden Eltern. Plötzlich müssen sich Burt und Verona mit dem „Ernst des Lebens“ auseinandersetzen: Wie soll ihr Kind aufwachsen? In welcher Umgebung sollen Kinder überhaupt aufwachsen? Was macht eine glückliche Kindheit aus?

Das perfekte und glückliche Paar verschliesst sich vor der irrsinnigen Welt - Burt und Verona.

Der Oscarpreisträger Sam Mendes wollte nach einer Reihe ernsthafter und bedeutungsschwangerer Filme („Road to Perdition“, „Revolutionary Road“) einen leichten, lustigen Aufstellerfilm machen – und das ist ihm gelungen. Man lacht oftmals laut heraus, lacht mit den beiden sympathischen, seltsamen und intelligenten Helden und man lacht über den Rest dieser irrsinnigen Welt: Die dysfunktionalen Familien, die quer über den Kontinent verteilt sind, sind filmgerecht modelliert, so dass jeder Zuschauer in kürzester Zeit ihren geistigen oder seelischen Schaden erkannt hat und fröhlich auf sie herabschauen kann. Wir haben sie durchgeknallte Mutter, die ständige ihre Kinder in deren Anwesenheit demütigt („Zu fetter Hintern, Segelohren, lesbisch...“). Wir haben den paranoid-depressiven Ehemann, der seine Frau nicht loswerden kann, weil er leider Gottes mit ihr verheiratet ist und eine Scheidung viel zu teuer käme. Wir haben die Esoteriktante, die ihre Kids einer Gehirnwäsche unterzieht und einen Kreuzzug gegen Kinderwagen führt. Und wir haben das manisch-glückliche Ehepaar, das nicht darüber hinwegkommt, keine eigenen Kinder kriegen zu können und zum Ersatz schnell mal vier Stück adoptiert hat. Das ist alles wahrlich abschreckend und erschreckend klischeehaft. Denn warum auch die wenigsten durchschnittlicheren Familien glücklich sind und was nun eine funktionierende Ehe ausmacht, darüber erfahren wir enttäuschend wenig.

"And you have to be willing to make the family out of whatever you have." Um die Filmhelden in Away we go muss man sich keine Sorgen machen...

Natürlich ist es rührend, wenn sich die beiden Hauptdarsteller gegenseitig die grosse Liebe schwören und versprechen, sich und ihr Kind nie sitzen zu lassen. Aber mit dem realen Leben und den Enttäuschungen und Problemen, die sich in einer Ehe früher oder später zwangsläufig ergeben, hat das alles nichts zu tun. Away we go ist eben ein Film, ein Hollywoodfilm – sympathisch aber doch ziemlich einfältig, oberflächlich und schliesslich überflüssig.

Away we go feiert am 29. September, 21 Uhr im Corso 1 Galapremiere. Der Film startet offiziell am 15. Oktober in der Deutschschweiz.

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