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26. September 2009, 13:03 Movie

HISTORIAS EXTRAORDINARIAS @ Zurich Film Festival

Christina Ruloff - So kann Film sein! So muss Film sein! HISTORIAS EXTRAORDINARIAS ist ein aussergewöhnliches Filmerlebnis, das einen beeindruckt und verblüfft zurücklässt und die vielen Durchschnittsfilme (die man ertragen muss) noch viel unbefriedigender erscheinen lassen wird: Wer die Chance...

So kann Film sein! So muss Film sein! HISTORIAS EXTRAORDINARIAS ist ein aussergewöhnliches Filmerlebnis, das einen beeindruckt und verblüfft zurücklässt und die vielen Durchschnittsfilme (die man ertragen muss) noch viel unbefriedigender erscheinen lassen wird: Wer die Chance hat, soll sich diesen Film am Zurich Film Festival unbedingt ansehen!

Es beginnt alles mit einer langen, langen Sequenz und einer Off-Stimme, die einen aufklärt, was passiert, was passiert ist, was passieren wird und was nicht passieren wird. Und so geht es weiter: Die Stimme kommentiert, ironisiert, erläutert, was man nicht sieht oder versteht, während wir eben nur einen Teil des Teils der Wahrheit sehen und nicht verstehen. Und dann ist plötzlich ein Mord passiert und X – so wird die eine Hauptfigur genannt – ist zum Mörder geworden, hat einen Aktenkoffer mitgehen lassen, ist auf der Flucht vor zwei Berufsmördern, hat Angst, schliesst sich im Hotelzimmer ein und wartet. Eine zweite Geschichte mit einer zweiten namenlosen Figur unterbricht das Geschehen. Z beginnt als Chef in einer Firma zu arbeiten, in der er überhaupt nicht durchblickt; offenbar besteht seine einzige Aufgabe darin, alles zu unterschreiben, was ihm die Kollegen vor die Nase halten. In einer fremden Stadt, allein und einzig befreundet mit einem geschwätzigen Arbeitskollegen, steigert er sich in eine Obsession um seinen toten Vorgänger hinein. Er durchwühlt dessen Wohnung, findet eine mysteriöses Notizbuch mit kryptischen Zeichen und beginnt eine irrsinnige Schnitzeljagd quer durch die Pampa, um dem Doppelleben seines Vorgängers auf die Spur zu kommen. Schnitt auf H., der seine jahrelang aufgestaute Wut auf einen rechthaberischen und arroganten Vereinskollegen nicht im Zaum halten kann. Gegen jedes bessere Wissen nimmt er eine scheinbar sinnlose Wette an, um ihn ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen...

Die Faszination von HISTORIAS EXTRAORDINARIAS liegt darin, dass man sich in keinem Moment, keine der 240 Minuten langweilt, sondern immer aufmerksam, ja verbissen die Schritte der Figuren verfolgt – und unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Die vielschichtige, irritierende und umso spannende Komposition des Regisseurs Mariano Llinás ist ebenso komplex wie genial, aber nur einer der vielen Vorteile dieses Films. Denn die nuancierte Charakterisierung der drei Hauptfiguren – jede auf ihrer ganz eigenen Odyssee – sorgt dafür, dass uns diese surrealen, eigensinnigen und zum Teil berückend schönen Geschichten alle irgendwie bekannt vorkommen: So oder ähnlich funktioniert die Welt tatsächlich, nicht nur in Argentinien am Ende der Welt... sondern überall. HISTORIAS EXTRAORDINARIAS ist ein Filmjuwel, das man gesehen haben muss!

Heute, 16.30 Uhr, Corso 2.

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