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28. September 2009, 13:20 CD / Vinyl Music

Bela B. - Code B

Patrick Holenstein -

Selbstironie gehört zweifellos zu den grossen Stärken des Bela „Der Graf“ B., was im minimalistischen Opener, der kleinen Hymne Rockula, deutlich wird. Das zwar eintönige, jedoch treibende Schlagzeug und ein markantes Gitarrenriff bilden den Boden für Belas Selbstbeweihräucherung. Wobei bei Bela nichts wirklich ernst genommen werden kann. Zeilen wie „Es werde Licht, sprach der Boss...“ oder „..ist es wahr? Da steht Bingo-Bela Superstar.“ und „...jetzt ist er da und alle Träume werden wahr“, werden mit einem höhnischen Blablabla kommentiert und gleichzeitig entkräftet. Die Zeile: „Sag mal wieso spricht der Typ von sich in der dritten Person, wie selbstherrlich kann man denn sein?“, entlarvt Belas Selbstironie endgültig. Ein weiteres Mal zeigt Bela Humor, indem er auf Olli Schulz’ Tanz den Bibo anspielt. Im Video zu Bibo spielte Bela nämlich sich selbst, als Popstar, der sich zu gut ist, mit Olli zusammenzuarbeiten. In Wahrheit sind die beiden natürlich befreundet. In Text zu Bobotanz, der schlicht Nonsens ist, würdigt Bela nun seinerseits Olli Schulz.

Eine weitere, augenzwinkernde Anspielung ist Dein Schlaflied. Wer das Werk von Belas Hauptband kennt, bei dem leuchten alle Alarmlampen auf. Jedoch handelt es sich bei Belas Schlaflied, anders als bei Farin Urlaubs gleichnamigen Song auf dem Ärztedebüt Debil, tatsächlich um ein Schlaflied für ein Kind und nicht um ein Lied über kinderfressende Monster. Ein weiteres, bemerkenswertes Stück ist Onenightstand. Belas Wortwitz, wenn es um das Erzählen von Geschichten geht, ist hier einmal mehr überzeugend. Als Letztes sei Liebe und Benzin hervorgehoben. Die kleine Ballade über einen Tankwart und dessen Erlebnisse mit einer Kundin könnte sich musikalisch gut in Nick Caves Murder Ballads einordnen. Jedenfalls ist es deutlich an Where the wild Roses grow angelehnt.

Zur Verstärkung hat sich Bela illustre Gäste ins Studio geholt. Bei In diesem Leben nicht und Ninjababypowpow greift Chris Speeding in die Saiten. Speeding bzw. seine Gitarre ist dann auch das Beste an Nina...., welcher der schwächste Song der Platte ist. Chris Speeding ist nicht irgendwer, sondern der Typ, der in den Siebzigern Mick Taylor bei den Rolling Stones ersetzen sollte. Er lehnte jedoch ab und überliess den Platz Ron Wood. Speeding machte lieber Karriere als Studiomusiker für Namen wie Roxy Music, Elton John oder Tom Waits. Bei Liebe und Benzin wurde Emmanuelle Seigner ins Boot geholt. Seigner ist vor allem Filmfans ein Begriff, hat sie doch schon unter der Regie von Jean-Luc Godard oder dem kürzlich verhaftetenRoman Polanski, mit dem sie verheiratet ist, gedreht. Der letzte Gast ist ein prominenter Ärzte-Fan: Marcel Eger, der für St. Pauli kickt. Er ist auf Schwarz/Weiss zu hören.

Mit dem zweiten Soloalbum gelingt Bela zwar nicht der ganz grosse Wurf, dafür sind einige Songs doch zu sehr im zwar für ihn typischen, jedoch schon zu oft gehörten Stil. Klammert man diese wenigen Stücke mal aus, welche CD ist heute schon durchgehend homogen, kristallisieren sich einige Melodien heraus, die überzeugen und sicher auch live gut funktionieren werden. Wie von Bela nicht anders gewohnt, überraschen seine Texte und deren Themen immer wieder. Von Geburtstagsleid über die Resignation vor der Liebe bis zur Erkenntnis, dass früher nicht alles besser war und den finalen Worten im Schlaflied, gibt es viel zu entdecken und manche Wortspiele eröffnen sich erst beim zweiten oder dritten Hören.

Belas Homepage

Das Album Code B erscheint am 2. Oktober.

Live kann man Bela am 28. November in der Alten Börse in Zürich sehen.

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