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13. Oktober 2009, 10:22 Music Interview

Interview mit Tonight & Only

Silvan Gertsch - Ein Bündner in Bern: Wädi Gysi ist der Kopf hinter "Tonight & Only" und als solcher Kult. Wir trafen ihn zum Interview, um über den Hausmann Bänz Friedli zu sprechen - sowie über das neue Album "Abafahra" von Tonight & Only. Das Album "Abafahra" ist im Kasten. Bist du froh?W...

Ein Bündner in Bern: Wädi Gysi ist der Kopf hinter "Tonight & Only" und als solcher Kult. Wir trafen ihn zum Interview, um über den Hausmann Bänz Friedli zu sprechen - sowie über das neue Album "Abafahra" von Tonight & Only.

Das Album "Abafahra" ist im Kasten. Bist du froh?

Wädi Gysi: Ich habe wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nie so viel gearbeitet wie in den Monaten zwischen Mai und Oktober. Alles in allem habe ich etwa 30 Stücke komponiert. Einerseits fürs neue Album und andererseits für Filmmusik. Der Song "Abafahra" war ursprünglich für den Abspann eines Dok-Films über die Juniorinnen des FC Bethlehem gedacht. Huere härzig. Das Stück passte dort aber im Endeffekt nicht mehr hin.

Tonight & Only: Ist das deine Band? Oder haben da alle involvierten Musiker einen gleich grossen Einfluss?

Das ist schon in erster Linie meine Geschichte. Tonight & Only war ja ursprünglich ein Duo, bestehend aus Michael Morris und mir. Wir haben am Anfang zusammen gejammt – und irgendwann waren wir der Meinung, dass wir noch mehr Instrumente benötigen. Die Songs sind auf meinem Mist gewachsen. Abgesehen von den Texten. Die englischen Texte schreibt Michael – mit Ausnahme von "Alaidahai" vom letzten Album, dort habe ich meinen Wunsch, Dinge zu vermischen, verwirklicht. So wie das bei Seeed der Fall ist, die Deutsch und Englisch mixen.

Eure Musik lebt von multikulturellen Elementen. Sind die das Fundament von Tonight & Only?

Ich glaube, das ist die Art von Musik, die ich am liebsten habe. Von Anfang an haben mich andere Musikkulturen interessiert. Auf unserem ersten Album gibts einen Song, ich weiss nicht mehr wie der heisst, der arabisch angehaucht ist. Dafür habe ich fünf arabische Frauen gefragt, was sie machen würden, wenn sie nur noch einen Monat zu leben hätten. Eine meinte, dass sie ein Buch schreiben würde. Das hat sie vor der Plattentaufe sogar getan. Heute ist sie Professorin für Islamistik in Zürich. Da habe ich gemerkt, dass mich andere Kulturen interessieren. Ich suche Musik, die mich berührt.

Dazu passt ein älteres Zitat von dir: "Musik soll emotional berühren und Menschen glücklich machen." Sind das deine Erwartungen an Musik?(überlegt lange)

Darf man überhaupt Erwartungen an die Musik haben?

Kann man das überhaupt? Ich glaube, Musik ist ein Geschenk. Morgens brauche ich beispielsweise immer ruhige Musik – die von Bright Eyes zum Beispiel. Andere Leute halten das fast nicht aus. Musik kann einen durch verschiedene Stimmungen begleiten. Ich weiss, dass mich Musik glücklich macht. Das ist auch das Problem von Musikern. Ich bin süchtig nach kleinen Momenten, wie etwa dem "Glöggli" im Song "Lieslig".

Warst du schon immer süchtig?

Das war schon ganz am Anfang so bei mir, als ich beispielsweise noch Free-Jazz machte. Wir haben unglaubliche Sachen ausprobiert. Auf ein Stück, das wir so schnell wie möglich gespielt haben, haben wir anschliessend eines so langsam wie möglich gespielt. Das Konzept funktionierte – bis wir auf Musiker stiessen, die das noch besser beherrschten als wir. In Österreich schrieben sie über mich: "Wädi Gysi spielt das ultimative Lied der Energie." So ein Quatsch. Aber das war genau in dieser Zeit.

Du warst früher auch ein Eishockeyspieler. Wenn du zurückblickst: Welche der beiden Welten hat sich stärker verändert? Die Hockey- oder die Musikwelt?

Ich glaube die Hockey-Welt. Zumindest kenne ich die nicht mehr so gut. Ein heutiger NLB-Club hätte damals wohl locker in der NLA mithalten können. Das Spiel ist viel schneller geworden, es geht um mehr Geld. Aber auch die Musik hat sich verändert. Wahrscheinlich kann man das gar nicht vergleichen. In der Musik kam die Elektronik dazu, die Studiotechnik. Es hat heutzutage weniger Persönlichkeiten unterwegs in der Musik – ohne jemandem ans Bein pinkeln zu wollen.

Wie wichtig sind dir deine Texte?

Texte sind mir schon sehr wichtig. Aber gleichzeitig möchte ich sie auch nicht zu ernst nehmen. Ich schaue beispielsweise jeden Tag auf eine Busstation. Die hat kein Dach – und da kam mir dieses Bild in den Sinn, wie man dort bei Regen steht und nass wird. Wie das im Song "Galgafäld" der Fall ist. Ich gehe bei Texten und Musik stark von Bildern aus.

Du machst nicht nur selber Musik, sondern bist auch als Produzent tätig. Kürzlich hast du das Höralbum von Bänz Friedli produziert. Erkennst du dich in seinen Kolumnen wieder?

Das ist schon eine andere Welt. Ich bin zwar auch Hausmann, bin aber der Meinung, dass Bänz unterschätzt wird. Er ist ein unglaublich tiefgründiger Mensch, der immer noch in die Musikkritiker-Ecke gedrängt wird, in die er eigentlich gar nicht mehr gehört. Wir gehen ab und zu zusammen an Eishockey-Spiele. Er ist Langnau-Fan, ich unterstütze den SC Bern. Aber eigentlich nur, weil ich nicht die selbe Mannschaft unterstützen will wie Bänz – um ihn ärgern zu können.

Euch verbindet also eine Freundschaft?

Auf jeden Fall. Und Bänz hat übrigens auch den Text vom italienisch-sprachigen Song auf dem neuen Album von Tonight & Only geschrieben. Die Zusammenarbeit war lässig. Er hat mir ein MP3-File geschickt, wie man den Text aussprechen soll. Und dann eines, wie man es singen müsste. Ich bin überzeugt, dass Bänz unterschätzt wird. Er musste als Journalist oft unten durch, weil er mit vielen Bands hart ins Gericht gezogen ist.

www.tonightandonly.ch

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