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29. Oktober 2009, 11:09 Konzert Music

Review: Söhne Mannheims / Xavier Naidoo @ Hallenstadion (Doppelkonzert Teil II)

Patrick Holenstein - Charisma hat er, das muss man Xavier Naidoo lassen. Ein bisschen wird das wohl das Geheimnis seines Erfolgs sein. Mal abgesehen von der unverkennbaren Stimme zeichnet Naidoo aus, dass er wirkt, als wäre ihm sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. Als der Mannheimer kurz vor Neun di...

Charisma hat er, das muss man Xavier Naidoo lassen. Ein bisschen wird das wohl das Geheimnis seines Erfolgs sein. Mal abgesehen von der unverkennbaren Stimme zeichnet Naidoo aus, dass er wirkt, als wäre ihm sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. Als der Mannheimer kurz vor Neun die Bühne betrat, begleitet vom Intro zu Mut zur Veränderung, entbrannte erst einmal ein Gekreische wie es Tokio Hotel sonst wohl gewohnt sind. Hier liegt auch schon einer der grossen Unterschiede zum Konzert der Söhne Mannheims. Während Xavier Naidoo für jede Bewegung Gekreische aus den ersten gefühlten 100 Reihen erhielt, war das Verhalten des Publikums bei den Söhnen Mannheims eher gelassener. Schwierig einzuschätzen, ob Xavier Naidoo einfach ein jüngeres Publikum anzieht.

Nach dem Triple aus eher ruhigeren Songs des neuen Alles kann besser werden, welches das Konzert eröffnete, erlöste Wo willst du hin, der erste Klassiker, das Publikum fast ein wenig, war das Album doch erst kurze Zeit auf dem Markt und die Songs noch nicht so bekannt. Bist du am Leben interessiert und Führ mich ans Licht brachten so richtig Stimmung in die Bude. Die drei Songs zeigten einen schönen Querschnitt aus den ersten drei Alben und mancher der Anwesenden ist wohl mit einem der Songs gross geworden. An dieser Stelle sei betont, dass auch Xavier Naidoo eine musikalisch versierte Band – immerhin zwölf Leute - on stage hatte, die ihn wunderbar getragen und unterstützt hat. Selbst wenn er, was er beim Konzert 2005 noch nicht getan hat, Tänzchen aufführte, dass sich die Frage stellte, ob Fremdschämen oder Jubeln die bessere Alternative ist. Item, es ist ja seine Bühne. Wenn die Bühne schon erwähnt ist: Wenig erstaunlich ist, dass das Bühnendesign im Vergleich zum Vorabend identisch geblieben ist. Ok, die Zeit war knapp und die Bühne sah auch ganz passabel aus. Wieder bildete eine grosse, silberne Kugel, die gleichzeitig als Monitor diente, den Mittelpunkt. Umgeben war sie von mehreren weissen Bahnen aus Leinwand, die quer um die Kugel herum angebracht waren und ebenfalls für Projektionen gebraucht wurden. Aber zurück zur Musik. Für Wann hatte Xavier sich einen ganz speziellen Gast eingeladen. Als die „Grösste im Geschäft“ stellte er Cassandra Steen vor. Die Harmonie zwischen den beiden Stimmen war beeindruckend und machte Lust auf mehr. Gab’s dann auch, wenn auch nur von Cassandra Steen. Die durfte ihre aktuelle Single Stadt performen und erhielt dabei Unterstützung von Daniel Stoyanov, der den Support für Naidoo machte.

Bei Söldnerlied, einem Song aus dem neuen Album, übernahm Xavier wieder das Zepter. Der Song ist typisch für ihn, er singt darin über Krieg und wie grausam dieser ist. „Überall auf der Welt herrscht Krieg! Ich will von euch ein Zeichen für den Frieden sehen!“, forderte Xavier Naidoo danach und über 9000 Hände, das Victoryzeichen bildend, erhoben sich in die Höhe. Natürlich ist das plakatives Weltverbesserergeschwätz, aber im Grunde stimmt es und die Reaktion des Publikums gibt ihm Recht. Er erntete für diese Aussagen so viel Jubel, dass wohl Bono eifersüchtig geworden wäre. Kurz darauf beendete Bitte hör nicht auf zu träumen das Set. Die obligate Zugabe bot zwei absolute Klassiker. Sie sieht mich nicht aus dem Soundtrack zur ersten Asterix & Obelix Realverfilmung sowie Dieser Weg, der zur WM 2006 so ziemlich jedem zu den Ohren heraushing. Doch im Hallenstadion geriet er zum Höhepunkt. Mit einer zweiten Zugabe, die drei Songs beinhaltete, endete das Konzert nach weit über zwei Stunden.

Xavier Naidoo hat überzeugt, keine Frage, wenn auch nicht ganz so euphorisierend wie beim letzten Konzert zur Telegramm für X Platte vor einigen Jahren. Bleibt die Frage nach dem Erfolg des Doppelkonzertes. Wenn es um die Anzahl der Besucher geht, haben die Söhne Mannheims mit gut über 11'000 Zuschauern einen Kantersieg errungen, denn Xavier lockte „nur“ etwas mehr als 9'000 ins Hallenstadion. Musikalisch ist es schwer zu trennen, denn es entstand so etwas wie eine Patt-Situation, weil die Zielgruppen wohl unterschiedlich waren. Mit böser Zunge gesagt: Die Söhne Mannheims haben ein eher reiferes Publikum angezogen. Beide Abende waren jedoch musikalisch hervorragend und liessen, auch was die Songauswahl angeht, keine Wünsche offen. Als Fazit lässt sich also sagen, dass weder Xavier noch die Söhne klar das bessere Konzert gespielt haben, wobei das Ganze wohl nicht als Wettbewerb gedacht war. Jedoch hat die geballte musikalische Packung aus Mannheim Spass gemacht und zwar über die gesamthaft gut fünf Stunden hinweg. Solche Doppelpackungen darf es ruhig öfter geben.

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