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8. November 2009, 20:10 Movie

DVD der Woche: Appaloosa

Christina Ruloff - „You afraid to die?“ – „I ain’t afraid“ – „Good, because you go first.“ Ed Harris’ zweite Regiearbeit (nach dem grossartigen Porträt Pollock über den Künstler Jackson Pollock) ist ein traditioneller, Low-Budget - Western, mehr aber noch eine Charakterstudie...

„You afraid to die?“ – „I ain’t afraid“ – „Good, because you go first.“ Ed Harris’ zweite Regiearbeit (nach dem grossartigen Porträt Pollock über den Künstler Jackson Pollock) ist ein traditioneller, Low-Budget - Western, mehr aber noch eine Charakterstudie und ein lohnenswerter Film ohne falsche Sentimentalität!

Schon mehr als 12 Jahre reiten sie zusammen und allzu viel müssen Vince (Viggo Mortensen) und Virgil Cole (Ed Harris) nicht mehr miteinander besprechen. Sie kennen sich, sie schätzen sich und sie können sich und ihre Umwelt einschätzen. Als sie in der Kleinstadt Appaloosa (im wunderbaren Santa Fe und Umgebung in westerngerechtem Widescreen herausragend von Star-Kameramann Dean Semler - der sich schon für Dances With Wolves verantwortlich zeigte – abgelichtet) einen kriminellen Viehbesitzer (Jeremy Irons ) mit guten Beziehungen nach Washington festnehmen sollen, läuft alles anders als erwartet und aus dem Ruder: Cole verliebt sich nämlich in die junge Witwe Allie French (Renee Zellweger). Seine Gefühle machen seine Arbeit als „gunman“ gefährlich und stellen seine bewährten Prioritäten in Frage...

John Ford lässt grüssen. Anleihen an grosse Klassiker sind nicht die schlechtesten Visitenkarten.

Appaloosa orientiert sich visuell und inhaltlich nicht so sehr an den in den letzten Jahren erschienen Neo-Western, als an den grossen Klassikern wie John Fords My Darling Clementine. Die Charaktere reden nicht viel, sondern handeln und was sie sagen, ist entsprechend wichtig. Wenn sich ein Mensch wie Virgil Cole darüber aufregt, dass sein Partner Vince Allie nicht gesagt hat, dass er, Virgil, nicht verheiratet ist, dann mag das bereits etwas heissen. Und dass er sich um Allie bemüht, obwohl sie sich ganz offen jedem Alphatier in die Arme werfen würde, zeigt, wie zentral es für ihn ist, im Alter eine „anständige“ Frau zu haben, das heisst eine Frau, die vernünftig reden kann, jeden Abend ein Bad nimmt und sich um Liebenswürdigkeit bemüht. Vince sieht die Problematik, die Unruhe und das mögliche Unglück, die diese Frau mit sich bringt – und muss sich entscheiden, ob und wie er handeln soll. Dank Renee Zellwegers verletzlicher und mutiger Darstellung ist Allie nicht einfach eine „manipulative bitch“ (so Regisseur Harris), sondern ein Frau, die Angst hat und aus Erfahrung weiss, dass Schutz wichtiger als Liebe oder gar Ehre und Würde ist.

Gefühle können töten oder zumindest zu Fahrlässigkeit verleiten - wer passt auf wen auf?

Hintergrund dieser Dreiecksgeschichte bildet der nicht mehr ganz so wilde Westen, in dem weniger die Kerle mit dem Revolver als die Herren in Massanzügen und Zylinder das Sagen haben. Der Wandel in dieser Zeit wird ebenso unaufdringlich angedeutet, wie die komplexen Beziehungen und Abhängigkeitsgeflechte ausgearbeitet werden. Auf Sentimentalität und Happyending eines Kevin Costner-Films (Open Range) wird wohltuend verzichtet. Dafür bietet Appaloosa ernsthafte und spannende Charakterstudien.

Appaloosa ist neu auf DVD erschienen!

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