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9. November 2009, 18:12 Konzert Music

Punkrock Streichelzoo: Green Day @ Hallenstadion (8.11.)

Andreas Rohrer - Green Day ist die einzige Punkband, die das Stadion beherrscht. Mit ihrem 21st Century Breakdown begeistern die Kalifornier die Mutter von Kevin und Die Hard-Fans der ersten Stunde.13’000 Paar Hände fliegen im Zürcher Hallenstadion: Green Day eröffnen mit ihrem Album-Opener ...

Green Day ist die einzige Punkband, die das Stadion beherrscht. Mit ihrem 21st Century Breakdown begeistern die Kalifornier die Mutter von Kevin und Die Hard-Fans der ersten Stunde.

13’000 Paar Hände fliegen im Zürcher Hallenstadion: Green Day eröffnen mit ihrem Album-Opener 21st Century Breakdown (Song of the Century) die Show, die drei Stunden dauern wird. Eine Neudefinition. Punkertainment. Gleichermassen Familien-Unterhaltung und Mosh-Pit. Ein Streichelzoo mit politischer Agenda. Auf den Spuren ihrer grossen Vorbilder The Who verwandeln Billy Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool ihre Live-Show in ein Festspiel in drei Akten, rocken, predigen, gestikulieren und animieren dabei was Leib und Seele hergeben.

Treibende Kraft im Karussell ist Frontmann Armstrong, der das Hallenstadion scheinbar spielend wie ein Zirkuszelt dirigiert, zum Mitsingen, Springen, Schreien aufruft und schmollend seine Gitarre niederlegt, wenn die Arena zu leise wird. Er holt das Publikum auf die Bühne, lässt sie Songs singen, treibt einem Fan den Teufel der postmodernen Welt aus, küsst paralisierte Groupies auf den Mund (die jetzt wohl nie mehr die Zähne putzen) und lässt einen Alt-Punk mit der Super-Soaker auf die ersten Reihen los. Armstrong ist einer der besten Entertainer der Welt, und Zürich sieht warum. Er klaut von der Bühne herab Haarreifen mit Hasenohren und Muppet-Show Handpuppen, ist mal Gitarren-Gott mal Breakdance-Clown.

“Wir können jeden Song, den es gibt, für mindestens 30 Sekunden anspielen”, sagte Armstrong kürzlich in einem Interview. In Zürich zaubern sie zur Auflockerung eine kleine Werkschau: Ein Medley aus Guns’N’Roses, Lynyrd Skynyrd, Little Richards und AC/DC bringt die Halle zum Beben. Kurz danach tigert Armstrong mit drohendem Blick über den Bühnensteg und faucht “I am Godzillaaah!”; er lässt den zweifachen Familienvater und Little League Baseball-Coach durchscheinen. Der Mann ist Rock’N’Roll Geschichte zum Anfassen.

Während im Hintergrund Kindskopf Tré Cool auch mal in Damenunterwäsche trommelt, scheint Mike Dirnt der einzig Normale im Tollhaus zu sein; er ballert die Basslines in sein Instrument als hätte er die Bay Area-Szene nie verlassen. Vorne macht Billy Joe Armstrong natürlich auch Politik: "To the neutral nation. Viva la revolutión!" Auf der Grossleinwand untermalen Pistolenkugeln, brennende Skylines und Videogame-Animationen den Kulturpessimismus des 21st Century Breakdown. Das Stadion applaudiert. "This is why you are better than America!". Fazit: Ein Monster von einer Rockshow, die trotz familienfreundlichkeit ordentlich Eier hat. Einzig das Big-Screen Politisieren war flau.

Kommentare
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Screamy 10.11.2009 um 00:11
Zur Show kann ich nur zustimmen, absolute Spitzenklasse! Mir hat das Big-Screen super gefallen.

ABER, liebes Hallenstadion Zürich, ihr seid das Erbärmlichste das mir je unter die Augen gekommen ist!

Eure total übertriebenen Sicherheitsmassnahmen:
- Crowd Surfing verboten,
- Nem Kollegen auf die Schulter sitzen verboten (wenn man dabei noch sein T-Shirt auszieht wird man glatt rausgeschmissen, hallo?),
- Bissl schubsen, Pogo, was auch immer, verboten,
- Beim Einlass in den Innenraum, werden 20 Leute reingelassen, dann muss man 1min warten, obwohl die Halle nicht mar zur Hälfte voll ist (Sinn?)
- Wenn man ein Bier kaufen will muss man seinen Ausweis zeigen, obwohl man 22ig oder älter ist...

Also das Thema Sicherheit kann man einfach nicht noch mehr übertreiben, zu allem Übel war das ja keine Kinderveranstaltung sondern ein Rockkonzert, und meiner Meinung nach sollte man sich an einem Rockkonzert doch noch zumindest "ein bisschen" freier fühlen dürfen und nicht Angst haben, jedes kleinste Vergehen könnte zum Rausschmiss führen.

Fazit:
Show --> EXTRAKLASSE
Location --> Geh ich nie im Leben mehr hin, sowas hat Green Day nicht verdient!

Cheers!