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21. November 2009, 18:31 CD / Vinyl Music

Elliott Murphy – Alive in Paris

Patrick Holenstein - Der Typ hat schon einiges erlebt. Als knapp Zwanzigjähriger zog er mit seinem Bruder Matthew los, um Europa als Strassenmusiker zu bereisen. Gelandet ist er schliesslich in Italien, wo er irgendwie in Federico Fellinis Klassiker Roma landete und eine kleine Rolle spielte, so kle...

Der Typ hat schon einiges erlebt. Als knapp Zwanzigjähriger zog er mit seinem Bruder Matthew los, um Europa als Strassenmusiker zu bereisen. Gelandet ist er schliesslich in Italien, wo er irgendwie in Federico Fellinis Klassiker Roma landete und eine kleine Rolle spielte, so klein, dass er in den Credits nicht einmal auftauchte. Spielt keine Rolle, bei Fellini dabei gewesen zu sein ist eine Ehre. Ausserdem gehen einige Kurzgeschichten und ein Roman auf sein Konto. Aber seine Leidenschaft ist und bleibt die Musik. Nach der Erfahrung unter Fellini kehrte er nach New York zurück und begann sich im Umfeld von Künstlern wie Patti Smith, Lou Reed oder den New York Dolls vollkommen der Musik zu widmen und schuf sich einen Namen. In jener Zeit wurde manche Vinyl-Scheibe mit guter Musik gefüllt. Bei Just a Story from America zum Beispiel arbeitete Murphy mit Mick Taylor, Phil Collins und Bruce Springsteen zusammen. Aber zurück in die Gegenwart, denn Elliott Murphy ist noch immer sehr aktiv und liebt es Konzerte zu geben. Das ist deutlich auf dem Mitschnitt seines 2008er Konzert in Paris zu hören.

Gemeinsam mit The Normandy All Stars und deren Frontmann Olivier Durand stand Murphy damals auf der Bühne. Die Platte umfasst zwölf Songs aus Murphys Schaffen. Die warme, leicht kratzende Stimme, die, so macht es manchmal den Eindruck, bei Songwritern standardmässig dazu gehört, holt einen von Beginn weg ab und lässt den Hörer in eine Welt eintauchen, aus wunderschönen Melodien, fast epischen Gitarrensolos und Songs, die Geschichten erzählen. Bei You never know what you’re in for packt Murphy seine Mundharmonika aus und stellt seine Virtuosität auf dem Instrument unter Beweis. Bemerkenswert ist, dass für das Konzert auf ein Schlagzeug verzichtet wurde, die Perkussion übernimmt der Cajon, ein Instrument, das auch unter dem Namen Kistentrommel bekannt ist. Und die Holzkiste, die mit den Händen bearbeitet wird, lässt ein Schlagzeug kaum vermissen. Bei Last of the Rockstars spielt Murphy mitten im Song kurz Shout von den Isley Brothers an und fordert das Publikum auf, mitzusingen. Solche Einlagen verfehlen ihre Wirkung nie, was Green Day an ihrem Zürcher Konzert mit dem gleichen Song bewiesen haben. Mit Diamonds by the Yard lassen Murphy und seine Band den Abend ausklingen und vereinen dazu noch einmal alle Instrumente, inklusive der Harmonika.

Elliott Murphy ist ein begnadeter Songwriter und für alle die, welche sich bei Gitarrenmusik und den Singer/Songwritern wohl fühlen, lohnt es sich, in das Konzert reinzuhören. Der CD ist ebenfalls eine DVD beigelegt, auf der zusätzliche Songs sowie die auf der CD nicht enthaltenen Zugaben drauf sind, zum Beispiel L.A.Woman von The Doors. Die DVD bietet die Möglichkeit, den Musikern bei der Arbeit über die Schultern zu schauen. Spannend ist das allemal, denn es ist offensichtlich, dass sie ihr Handwerk verstehen. Die Kombination aus CD und DVD ist im Fall von Elliott Murphys Pariskonzert sehr gelungen und sowohl der Bild- als auch der Tonträger sind in erfreulich guter Qualität.

Infos gibt's auf der Homepage von Elliott Murphy

Elliott Murphy - Alive in Paris ist im Handel erhältlich.

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