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7. Dezember 2009, 22:32 Konzert Music

Review: Max Herre @ Moods

Patrick Holenstein - Der ehemalige Kopf der deutschen Combo Freundeskreis, Max Herre, schafft es eigentlich problemlos das Kaufleuten oder eine noch grössere Location zu füllen. Eine gute Entscheidung, dass er für einmal die Bühne des deutlich kleineren und um ein vielfaches intimeren Moods bespi...

Der ehemalige Kopf der deutschen Combo Freundeskreis, Max Herre, schafft es eigentlich problemlos das Kaufleuten oder eine noch grössere Location zu füllen. Eine gute Entscheidung, dass er für einmal die Bühne des deutlich kleineren und um ein vielfaches intimeren Moods bespielte, jedenfalls für die Glücklichen, die Tickets bekommen hatten. Das Konzert war innert Kürze restlos ausverkauft. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich schnell, nämlich schon mit dem zweiten Song. „Ich brauche jetzt eure Hilfe!“ bat Max und begann rhythmisch zu klatschen. Das mehrheitlich weibliche Publikum setzte sofort ein. Herre freute das diebisch, zumindest liess sein Gesichtsausdruck diesen Schluss zu. Die Hilfe war für Geschenkter Tag gedacht. Der dreckige Bluesbeat, angelehnt an den Stones-Klassiker Sympathy for the Devil, heizte die Stimmung an und liess erahnen, was der Abend musikalisch noch bringen würde. Als Begleitband hatte Max Herre die gleichen Musiker, die schon auf der aktuellen CD Ein Geschenkter Tag gespielt haben. Sie zählen zur Jazzelite Deutschlands. Kaum erstaunlich also, dass sie die gleiche musikalische Vielfalt auch auf der Bühne transportieren konnten. Keines der Instrumente dominierte, alles, was Töne erzeugen konnte, ordnete sich dem Song, der gesamten Struktur, unter. Und selbst bei den genial ausufernden Soli trugen die jeweils anderen Instrumente das gerade solierende. Das Zuhören wurde zum Genuss, nicht zuletzt weil der Sound sehr gut abgemischt war.

„Sind denn noch welche da, die auch die alten Sachen kennen, die von Freundeskreis?“ wollte Max schon fast rhetorisch wissen. Die Band stimmte A-N-N-A an, in der souligen Version, die Max 2004 neu eingesungen hatte. Klar, dass er sich das Singen des Refrains sparen konnte, nur zu gern übernahmen das die Menschen im Moods. Der erste von drei Freundeskreisklassikern. Neben Leg dein Ohr auf die Schienen der Geschichte und im Zugabenblock Halt dich an deiner Liebe fest, damit mussten Anhänger der Kultband zufrieden sein. Aber Max ist als Songwriter so talentiert, dass seine Solostücke mühelos den Abend zu tragen im Stande waren. „Als wir die Bridge des Songs geprobt haben, merkten wir, dass sich daraus ein Marvin Gaye Song machen liesse“, erklärte Max nach dem letzten Ton von Er-sagt-sie-sagt. Ehrensache, dass die Band den Beweis nicht schuldig blieb und so gab Max den Marvin, etwas überspitzt, aber gepflegt ironisch. Aber nicht nur an Marvin Gaye wurde angelehnt. Gekonnt bewegten sich die Musiker durch die Musikgeschichte. Staub klang herrlich psychedelisch, Baby Mama Rag entführte einen in einen kleinen Club mitten in New Orleans, aber auch die grosse Garde der Singer/Songwriter, auf deren Spuren Herre aktuell wandelt, schimmerte mehr als einmal deutlich durch. Vielleicht war es genau diese Vielfalt, die dem Konzert das gewisse Etwas gab. Jedenfalls schien mancher enttäuscht zu sein, als Max und Band nach 90 Minuten verschwanden. Der Lärmpegel und die Begeisterung im Moods erreichten ungeahnte Ausmasse.

Wo rennen wir hin eröffnete die Zugabe. „Den nächsten Song hat Udo Lindenberg geschrieben“, erklärte Max: „Früher brauchte man eine Erlaubnis, einen Tagesschein, um in den Osten zu gehen und um Mitternacht musste man zurück sein. Udo hatte ein Mädchen kennengelernt und die Zeit vergessen, kam zu spät und es gab Ärger. Davon handelt das Lied.“ Max wartete einen Moment und fügte dann augenzwinkernd hinzu: „Der Song ist übrigens für Nina Hagen geschrieben.“ Wir wollten nur zusammen sein, Udos Ballade über eine Deutsch-Deutsche Liebe passt perfekt zum Zeitgeist, der mit dem 20ten Jahrestag des Mauerfalls im Moment überall spürbar ist. Doch damit war noch nicht Schluss. Herre liess sich noch zweimal auf die Bühne bitten und spielte in der dritten Zugabe sogar den Hidden Track der aktuellen CD. „Es ist doch schön, wenn man die CD gemeinsam hört, glaubt, sie sei zu Ende, und dann kommt doch noch was“, erklärte Max, wieso er Hidden Tracks mag.

Max Herre hat eine deutliche Wandlung gemacht. Den Hip Hop hat er gänzlich hinter sich gelassen, dafür sind seine neuen Songs im Soul, manchmal im Blues und oft bei den Songwriter-Traditionen verankert. Dieses Oeuvre ist wie gemacht für kleine, intime Konzerte, wie das im Moods. Der Club ist prädestiniert für Shows, bei denen es viele Feinheiten zu entdecken gibt, denn der überschaubare Rahmen erlaubt es, das Geschehen auf der Bühne aus nächster Nähe zu beobachten. Und wenn fünf Musiker auf der Bühne stehen, die vor musikalischer Leidenschaft fast platzen, wie es bei Max und Band der Fall war, dann verlässt man das Konzert mit dem befriedigenden Gefühl gerade Zeuge von etwas Substantiellem, etwas Grossem, geworden zu sein.

Max Herre im Students-Interview.

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