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7. Dezember 2009, 23:09 Konzert Music

Review: Depeche Mode @ Hallenstadion

Patrick Holenstein - Wo Depeche Mode drauf steht, ist auch Depeche Mode drin! Am ersten von zwei ausverkauften Abenden im Hallenstadion zeigte sich die Band von ihrer besten Seite, nämlich so, wie man sie kennt, wie sie geliebt werden und wohl in der Verfassung ihres Lebens. Mal brachial und mal fas...

Wo Depeche Mode drauf steht, ist auch Depeche Mode drin! Am ersten von zwei ausverkauften Abenden im Hallenstadion zeigte sich die Band von ihrer besten Seite, nämlich so, wie man sie kennt, wie sie geliebt werden und wohl in der Verfassung ihres Lebens. Mal brachial und mal fast kitschig süsslich. Dazwischen jagten Depeche Mode ein Elektro-Gewitter nach dem anderen aus den Boxen. Fast schon traditionell eröffneten zwei Songs des aktuellen Albums, In Chains und die aktuelle Single Wrong, das Konzert. Scheinbar hat sich diese Praxis nach der letzten Tour bewährt. Die Stimmung war noch zurückhaltend, immerhin waren Depeche Mode am Werk und deren Fans gelten als treu und sind bekannt für extrem stimmungsvolle Konzerte. Was war los? Nichts, nur Startschwierigkeiten, denn bei Walking in my shoes war das proppenvolle Hallenstadion wieder der Hexenkessel, den Depeche Mode gewohnt sind. It’s no good steigerte die Stimmung noch mehr und der Pegel hielt sich jedenfalls für die nächste Stunde.

Depeche Mode pendelten zwischen den grossen Hits, wie Policy of Truth, World in my Eyes und I Feel You, hatten aber auch kleinere Zückerchen in der Setlist. Home oder Songs aus der Anfangsphase der Band, wie Stripped und Behind the Wheels, um nur einige zu nennen. Fester Bestandteil jeder Depeche Mode Show ist es, dass Gitarrist Martin Gore ans Mikrofon tritt und einige Songs singt. In Zürich mussten Insight und Home dran glauben. Erinnerungen an die Rolling Stones werden jedes Mal wach, denn deren Gitarrist Keith Richards bearbeitet auch bei jeder Show das Mikro. Wobei schon gesagt werden muss, dass Martin Gore das offensichtlich geniesst und Richards sich einfach fügt. Aber Gore trifft wenigstens die Töne. Trotzdem lag eine gewisse Dankbarkeit in der Halle, als Dave Gahan wieder übernimmt. Er stimmt in die letzte Phase der Setlist ein, diese führt direkt zu Enjoy the Silence. Dieser Song alleine ist ein Depeche Mode Konzert wert. Der Track ist schlicht ein Monster und das Herzstück jeder Show. Bei den ersten Tönen der Melodie war es um die Halle geschehen, jetzt sass keiner mehr, jeder in der Halle sang so laut und teilweise so falsch wie es nur ging, da spielt es auch keine Rolle, dass der eine oder andere den Ellenbogen des hüpfenden Nachbars in der Niere hatte. Wenn Enjoy the Silence dran ist, dann ist nichts mehr wichtig, jedenfalls strahlen das die Gesichter der wie in Trance wirkenden Anwesenden aus und als am Schluss des Songs das typische Meer aus 26'000 Händen das Hallenstadion in einen wallenden Teppich verwandelte, war man sich sicher, wieso Depeche Mode als eine der besten Livebands des Planeten gelten. Sie treffen mitten ins Herz! Was konnte da noch kommen: Martin Gore!

Dieser eröffnete mit One Caress die Zugaben. Naja, viel kitschiger geht es nicht mehr, aber so bekam das Publikum eine kleine Pause um durchzuatmen, bevor es mit Stripped und Behind the Wheels weiter ging. Den krönenden, weil gut gewählten Abschluss machte der letzte Klassiker des Abends und noch einmal tobte die Halle zu Personal Jesus.

Nun ja, Kritisieren geht hier wohl nur auf hohem Niveau, zu gefestigt ist diese Band, zu genau wissen sie, was sie tun und zu stark war das Livegefühl, um auch nur den geringsten Hauch eines Zweifels an den Qualitäten dieser Band zu hegen. Dennoch, schaut man auf andere Konzerte von Depeche Mode zurück, dann wundert sich der eine oder andere vielleicht über lieb gewonnene Stücke, die an diesem Abend halbdutzendweise fehlten. Wo war I Just Can’t Get Enough? Wo war Master and Servant? Wo war People Are People? Wo war A Question of Love, zu dem sogar Gores süssliche Inszenierungen passen? Und vor allem, wo war Everything Counts? Wobei es für eine Band spricht, dass sie eine Halle dermassen in positive Rage bringen kann, auch wenn eine Handvoll der grössten Hits fehlen. Wie schon gesagt, Kritik auf höchstem Niveau, denn das Konzert war einmal mehr in gewohnter Mode-Manier und unfassbar gut.

Kommentare
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Argosasas
Argosasas 09.12.2009 um 12:45
Schon klar, aber als "normaler" Konzertgänger, der nicht alles Songs kennt, erwartet man eher die grossen Hits und davon haben, gerade im Vergleich zu früheren Shows in Zürich, doch einige gefehlt. Von mir aus hätte die Show problemlos 4 Stunden daueren dürfen.