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9. Dezember 2009, 14:05 Music Interview

Editors im Interview

Simon Knopf - //Am Samstag, 5.12. spielten die Editors vor einem randvollen X-tra in Zürich. Ein Konzertabend, den wohl niemand aus dem Publikum so schnell vergessen dürfte. Das Quartett aus Birmingham schaffte es während rund eineinhalb Stunden das Publikum mit ihrem makellosen Spiel und e...

Am Samstag, 5.12. spielten die Editors vor einem randvollen X-tra in Zürich. Ein Konzertabend, den wohl niemand aus dem Publikum so schnell vergessen dürfte. Das Quartett aus Birmingham schaffte es während rund eineinhalb Stunden das Publikum mit ihrem makellosen Spiel und einer einmaligen Atmosphäre zu entzücken.

Students.ch traff Gitarrist Chris und Schlagzeuger Ed vor dem Konzert auf ein Gespräch. Im Interview verriet Ed, dass die Band mit den neuen Songs eine spannendere Setlist zusammengestellt habe. „Ich bin mir sicher, das Publikum wird dies zu schätzen wissen und geniessen können.“ Mit dieser Aussage sollte er Recht behalten. Die Editors überzeugten von A bis Z. Die Stücke ihrer neuen CD "In This Light and On This Evening" gliederten sie nahtlos in die Liste von älteren Hits ein. Der Konzertabend in Zürich bewies: Die Editors gehören zum Besten, was es momentan live zu hören gibt.

Das grosse Thema im Moment: Die Editors sind zurück mit einem neuen Sound. Wie haben die Konzertbesucher bisher auf das neue Material reagiert?

Chris: Ich glaube, die Reaktionen haben sich stetig verbessert. Anfangs gab es doch einige Leute, die fast etwas geschockt waren über die Veränderungen und nicht so recht wussten, was sie jetzt mit dem neuen Klang anfangen sollten. Die standen dann vor der Bühne und schauten uns einfach mit offenen Mündern zu. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wenn wir heute Papillon spielen, die Leute abgehen werden.

Ed: Die ersten Gigs in England waren in dieser Beziehung noch speziell. Da kamen die Leute und hatten noch keine Möglichkeit gehabt, das neue Album zu hören.

Synthesizer anstelle von Gitarre heisst das Konzept eurer neuen CD. War die Zeit von Gitarrenrock einfach zu Ende?

Chris: Möglicherweise…(lacht). Nein, für den Moment war einfach die Zeit vorüber, in der ich Songs auf der Gitarre schrieb. Wir hatten auch als Band schlicht keine neuen Ideen mehr. So beschlossen wir, die Sache von Grund auf neu anzugehen, etwas aufzufrischen.

Setzt eine Veränderung in diesem Ausmass voraus, dass man etwas draufgängerisch und mutig denkt?

Ed: Für uns fühlte sich das nicht einmal so an. Als wir ins Studio gingen, spürten wir, dass die ersten zwei Alben sehr viel Erfahrung innerhalb der Band aufgebaut hatten. Deshalb waren wir schon zu Beginn sehr selbstbewusst, dass wir die neuen Ideen würden umsetzen können. Wir gaben uns gewissermassen dem Experiment hin, was dann auch sehr aufregend war.

Trotzdem, wenn ihr an U2 und das Album Pop denkt… Stilwechsel können die Leute auch verängstigen. Kaum jemand kaufte damals Pop…

Chris: Aber das Album war einfach auch scheisse (lacht). Nein, wir selber mochten das neue Material von Anfang an. Das ist meistens ein gutes Zeichen. Eine unserer Stärken als Band ist eben, dass wir einen wirklich guten „shit filter“ haben. Sobald wir als Gruppe merken, dass uns etwas nicht hundert Prozent gefällt, stoppen wir den Prozess und verändern was auch immer uns stört. Es kam schon vor, dass wir Stücke vier oder fünf Mal neue geschrieben haben.

Ed (l.) und Chris (r.) bei den Aufnahmen zu "In This Light And on This Evening".

In den 80ern stand der Synthi für das neue Computer-Zeitalter und widerspiegelte damit verbundene Veränderungen. Denkt ihr, dass das Synthi-Revival heute durch ähnliche Begebenheiten begleitet wird?

Chris: Ich finde das noch schwierig abzuschätzen. Heute verändert sich irgendwie alles sehr schnell. Wir werden oft mit dem Synthi-Revival konfrontiert und ich muss gestehen, ich kann dir nicht einmal sagen, ob es so etwas überhaupt gibt. Ich höre kaum Radio.

Die Vielseitigkeit des Synthi ermöglichte es damals vielen Amateur-Musikern, mit wenig mehr zu erreichen. Habt ihr ein gewissen „Bastelpotential“ im Synthi auch gespürt?

Ed: Wir versuchten auf jeden Fall nicht zu verbergen, dass wir gewissermassen keine Ahnung von Synthis hatten. Wenn wir Fehler spielten, die aber die Stimmung des Songs nicht störten, liessen wir sie einfach im Take. Das ganze funktionierte auch nach dem Prinzip learning by doing. Wir hatten öfters die Köpfe in den Gebrauchsanweisungen während den Aufnahmen.

Die Stimmung vom Song Papillon wird vom Clip mit der Stadtlandschaft sehr schön aufgenommen. Spielt das Urbane eine grosse Rolle in eurer Musik?

Ed: Die städtische Lebenswelt war schon immer zentral für unseren Sound. Diese Mischung aus permanenten Geräuschen, Gewusel und dem Dunklen, das immer irgendwo lauert, macht eine urbane Landschaft einfach spannend. In This Light… ist definitiv ein Stadt-Album. Vieles in den Lyrics spielt direkt auf London an. Viele der Bilder und Einflüsse sind aber auch Erfahrungen, die wir aus verschiedenen Städten mitgenommen haben.

Aufnahmen auf einem Hausboot à la Dave Gilmore wären also eher nichts für euch?

Ed: Das kann man grundsätzlich so nicht sagen. Ein Grossteil der Arbeit an unserem zweiten Album fand ausserhalb der Stadt in Abgeschiedenheit von Irland statt. Es fühlt sich einfach ganz anders an. Und für die neue Platte hat die Stadtumgebung jetzt gestimmt. Der tägliche Gang vom Hotel in London zum Studio beeinflusste die Grundstimmung bereits enorm. Das schlägt sich dann auf die Arbeit im Studio nieder. Von dem her würde ich natürlich in Zukunft gerne noch andere Orte kenne lernen. New York, zum Beispiel…

Chris: Oder zurück nach Irland. Dort wo wir das letzte Mal waren. Ein Pint Guinness und die Stille. Etwas zur Ruhe kommen und Kreativität sammeln…

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kulturfabrikkofmehl
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