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24. Dezember 2009, 17:30 Kultur

Robinson @ Gessnerallee

Robert Salzer - Eine Pädagogiklektion der besonderen Art: Sandra Strunz zeigt in der Gessnerallee eine „theatrale Feldforschung“Es gehe darum, „Anfänger auf immer höherem Niveau“ zu werden, wird dem Zuschauer zu Beginn erklärt. Gewichtige Fragen zur Erziehung stehen auf dem Programm....

Eine Pädagogiklektion der besonderen Art: Sandra Strunz zeigt in der Gessnerallee eine „theatrale Feldforschung“

Es gehe darum, „Anfänger auf immer höherem Niveau“ zu werden, wird dem Zuschauer zu Beginn erklärt. Gewichtige Fragen zur Erziehung stehen auf dem Programm. Hier ein kleiner Auszug:Warum gehen Kinder meistens nicht gerne zur Schule?Warum werden immer noch Fächer unterrichtet und nicht Kinder und Kompetenzen?Warum ist eine Schulreform schwerfälliger und langsamer zu realisieren als eine Wirtschaftsreform?Wie müsste eine Schule aussehen, die eine Grundlage bildet für genau die Zukunft, die wir unseren Kindern wünschen?

Um auf diese Fragen mögliche Antworten zu geben, wagen sich die Schauspieler auf eine ferne einsame (Robinson-)Insel und sinnen dort über die Erziehung nach. Hannah Arendt, Jean Jacques Rousseau, Pestalozzi und weitere wohlbekannte Pädagogen helfen ihnen bei der Suche nach der richtigen Methode der Aufzucht des Nachwuchses.

Auf dieser Suche werden alle „theatralen Register“ gezogen. „Erziehung eines Kindes ist wie diejenige eines Hundes“, proklamiert eine Schauspielerin, während die anderen wild hecheln. “Ich lerne am meisten, wenn ich heule.“, sagt eine andere. Herrlich ist die Passage, in welcher Adorno und Becker gemeinsam Ukulele spielen und dabei ihre Theorien in ein nicht enden wollendes Lied verpacken. Was der „Mandelkern“ ist, wird einem auch beigebracht. In dieser Region im Hirn wird anscheinend Angst gespeichert und genau diese soll bei autoritären Lehrern mitgelernt werden, meint der Neurologe Manfred Spitzer. Auf den Boden der Tatsachen und weg vom Theoretisieren bringt die Schauspieler immer wieder ein Kind, das beispielsweise zu Beginn die Ausführungen unterbricht, indem es den Protagonisten Wasser über den Kopf leert. Irgendwann wird dann die Schulglocke, welche stetig markdruchdringend läutet, demontiert und aus dem herumliegenden Bambus ein kleines Luftschiff gebaut. „Pure Vernunft darf niemals siegen“ singen die Darsteller und bringen die Flügel des Konstruktes zum Schwingen. Dieses Lied sollten gewisse Lehrer jeden morgen gemeinsam singen.

Wer sich für das Thema noch genauer interessiert, dem sei am 8. und 9. Januar das Symposium zum Thema „Schule für eine neue Gesellschaft“ empfohlen. Mehr Infos finden sich auf der Homepage der Gessnerallee.

  • „Robinson oder die Insel der Visionen“
  • Regie: Sandra Strunz
  • Ort: Theaterhaus Gessnerallee
  • Premiere: 17.Dezember 2009
  • weitere Vorstellungen: 6./7./8./9. Januar 2010
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