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10. Januar 2010, 23:37 CD / Vinyl Kultur Music

Adam Green - Minor Love

Philipp Ramer - Alles beim Alten: Süffige Melodien und verquere Lyrics dominieren auch Adam Greens sechstes Solo-Album Minor Love. Das mag nicht besonders originell sein – schlecht ist es aber keineswegs. Ende 2008, nach der Scheidung seiner nur wenige Wochen alten Ehe, flüchtete Singer-Son...

Alles beim Alten: Süffige Melodien und verquere Lyrics dominieren auch Adam Greens sechstes Solo-Album Minor Love. Das mag nicht besonders originell sein – schlecht ist es aber keineswegs.

Ende 2008, nach der Scheidung seiner nur wenige Wochen alten Ehe, flüchtete Singer-Songwriter Adam Green aus New York nach Los Angeles. Er quartierte sich bei Freunden ein, suchte Ablenkung, feierte Partys, aber langweilte sich bald. Da erreichte ihn die Anfrage, die Musik für eine Bühnenversion von Paul Austers Timbuktu zu schreiben. Green, der sich der Hauptfigur des Romans, einem einsamen Strassenköter verwandt fühlte, sagte zu und machte sich umgehend ans Werk. Wochenlang tüftelte er an komplexen Songstrukturen, vertrackten Melodien und Rhythmen. Die Aufführung des Stücks im März 2009 wurde ein Erfolg und verlieh Green kreativen Aufwind. Er beschloss, ein neues Album aufzunehmen, entschied aber (aus Überdruss? Faulheit? Rücksicht auf die Hörerschaft?), die vielschichtige Instrumental-Musik zugunsten einfacher Folk-Songs hinter sich zu lassen. Tatsächlich ist das aktuelle Album weitaus schlichter arrangiert und sparsamer instrumentiert als die vorhergehenden Platten. Kein Streicherensemble wie auf Jacket Full Of Danger (2006), keine Bläser- und Gospelbegleitung wie auf Sixes & Sevens (2008); Green begnügt sich im Wesentlichen mit Gitarre, Bass, Hammond/Keyboard und Perkussion. Nur hin und wieder klingen ein Cembalo oder eine Oboe durch, setzen eine Bouzouki oder ein Berimbau exotische Akzente. Das wichtigste ‚Instrument’ auf allen 14 Tracks ist natürlich ohnehin Greens schöner, warmer Bariton. Ob er nun von drogenbedingten Horrorvisionen singt (Breaking Locks), ein bedrückendes persönliche Psychogramm zeichnet (Buddy Bradley) oder sich in sprachlichen Albereien ergeht (Castles And Tassels) wird bei dieser wunderbaren Stimme fast zur Nebensache. Dass die Melodien der meisten Stücke bloss Variationen bekannter Songmuster sind, gerät ebenfalls glatt in den Hintergrund. Kurzum: Lieder wie Give Them A Token oder Stadium Soul sind nicht mehr und nicht weniger als überaus angenehme Crooner-Popsongs, die zwar nicht an frühere Geniestreiche (Friends Of Mine, Losing On A Tuesday) heranreichen, doch die sich schnell im Kopf festsetzen, und sich bald nicht mehr aus Greens Repertoire wegdenken lassen dürften. 'Nothing lasts...' hat der liebeskranke Sänger auf die letzte Seite des CD-Booklets gekritzelt. Diese Songs aber werden, zumindest für ein Weilchen, bleiben.

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