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14. Oktober 2007, 11:27 Konzert Music

Review: Tocotronic @ Rote Fabrik

Simon Knopf - Um 21 Uhr werden langsam die Tore der Aktionshalle geöffnet. Das Volk, dem es bereits gelungen ist, nach langem, chaotischen Anstehen vor der Ticketbude eines der begehrten Tickets für Tocotronic zu erwerben, strömt langsam hinein. Ab 21.30 Uhr müht sich die Einmannvorgruppe ...

Um 21 Uhr werden langsam die Tore der Aktionshalle geöffnet. Das Volk, dem es bereits gelungen ist, nach langem, chaotischen Anstehen vor der Ticketbude eines der begehrten Tickets für Tocotronic zu erwerben, strömt langsam hinein. Ab 21.30 Uhr müht sich die Einmannvorgruppe von Troy Von Balthazar auf der Bühne. Das Publikum, das neben bewusst schlecht frisierten Mitzwanzigern und ostentativ dickbebrillten Andersdenkenden viel junges, leichtbekleidetes Partyvolk enthält, klatscht freundlich. Und es steckt sich gelangweilt dauernd neue Zigaretten an, die die ohnehin stickige Lokalität erfolgreich verstinken. Es gehört in gewissen, für Tocotronic empfänglichen Kreisen offenbar immer noch zum guten Ton und zum Kampf gegen das Etablissement, viel und gerade bei Konzerten zu rauchen. In kürzester Zeit ist die Halle von grauem Dunst beherrscht, man ringt nach Luft zum Atmen, weil kein Abzug sich müht.

Und endlich 22.20 Uhr mit der für Künstler obligaten, winzigen Verspätung stehen Tocotronic plötzlich auf der Bühne. Dirk von Lowtzow, der immer aussieht wie ein schüchterner, deutscher Junge aus den siebziger Jahren, steht im lachsfarbenen Hemd auf der Bühne und ruft zaghaft lieb „Hallo Zürich!“. Die auf den ersten Blick unspektakuläre und wunderbar bodenständige Band legt, nachdem der Schlagzeuger auf vier gezählt hat, los, und Mein Ruin rockt die Halle: „Mein Ruin ist mein Bereich / Denn ich bin einer unter euch /Mein Ruin ist was mir bleibt / Wenn alles andere sich zerstäubt.“ Kräftig, nicht zu laut und vor allem intensiv verschmelzen Gitarren, Bass, Schlagzeug und Stimme zum typischen und tollen Tocotronic-Sound. Die Playlist ist gut durchdacht und mischt gekonnt alte und liebgewonnene Stücke wie Ich bin viel zu lange mit euch gegangen oder Sie wollen uns erzählen mit neuen Liedern vom Album Kapitulation. Verschwör dich gegen dich klingt grossartig. Und die Band verbeugt sich nach jedem Lied so brav beim Applaus. Und Aber hier leben, nein danke macht das Publikum ganz wild, es wird gepogt. Und... herrje wie entsetzlich stinkt die Aktionshalle, man kann ja auch kaum was erkennen.

Bericht: Christina Ruloff

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