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2. Februar 2010, 13:45 Konzert Music

Review: Archive @ X-Tra

Patrick Holenstein - „Ausverkauft!“, verkündete das Schild am Eingang. Einsam harrten trotzdem einige Hartgesottene in kleinen Grüppchen in der Kälte aus und hielten Schilder in die Höhe, die ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, doch noch an Tickets und so in die Wärme des X-Tra zu gelangen. D...

„Ausverkauft!“, verkündete das Schild am Eingang. Einsam harrten trotzdem einige Hartgesottene in kleinen Grüppchen in der Kälte aus und hielten Schilder in die Höhe, die ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, doch noch an Tickets und so in die Wärme des X-Tra zu gelangen. Doch wer gibt schon freiwillig ein Ticket für Archive aus der Hand? Archive sind beliebt, immerhin war es schon das zweite ausverkaufte Konzert in Zürich innert vier Monaten. Auch geniessen die Engländer einen hervorragenden Live-Ruf und diesem wurden sie auch in Zürich mehr als gerecht.

Schon das Intro liess nur Gutes erahnen. Der Keyboarder legte minutenlang einen wabernden Klangteppich in den Saal, spielte geduldig den Rhythmus, bis unter aufbrausendem Jubel der Rest der Band erschien. Pills eröffnete den Gig und legte die Latte gleich ziemlich hoch. Doch Archive konnten die Erwartungen mit Leichtigkeit erfüllen und verwöhnten den Zuhörer mit atemberaubenden Stil-Kollagen. Von Trip Hop über Hip Hop bis Indierock und poppig anmutenden Klängen. Die Band holte einen immer wieder durch ruhige Intros ab, die eine düstere Klangwelt zwischen tristen Wintergefühlen und leicht wehmütigen Emotionen entstehen liessen, nur um einen kurz darauf in ein Meer aus treibenden, fast wütenden Ausbrüchen fallen zu lassen. Im Wechselbad der Musik standen aber, quasi als Felsen in der Brandung, Perlen wie das wunderschöne, sinnlich gesungene Collapse/Collide und die sicheren Hits, wie Fuck U oder You make me feel. Nach zwei Stunden, als das Licht aufflammte und ein eindrückliches Konzert zu Ende ging, stand ausser Frage, dass Archive auf der ganzen Linie überzeugt hatten.

Es gibt Bands, denen es spielend gelingt, den Zuschauer in andere Welten zu führen. Archive gehören definitiv dazu. Was das neunköpfige Musiker-Kollektiv auf der Bühne bot, sucht seinesgleichen. Deutlich waren zwar die Anfänge, die Wurzeln im Trip Hop, zu spüren, jedoch sind längst neue Aspekte dazu gekommen. Sprechgesang, wie er im Rap verbreitet ist, aber auch treibende Beats, die an Prodigy erinnern. Der Versuch, all die verschiedenen Referenzen an einige Jahrzehnte elektronischer Musik und die Einflüsse der offensichtlichen Idole in der Musik der Band zu identifizieren, würde zu nichts führen, eher den Genuss schmälern. Ein Konzert von Archive entfaltet die volle Kraft eh am besten, wenn man die Musik einfach wirken lässt und sich gar nicht zu viele Gedanken macht.

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