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9. Februar 2010, 23:46 Konzert

Review: David Gray @ Xtra, 07.02.10

Dominik Mösching - Es war ein klassischer Steigerungslauf: Erst im Zugabenblock gelang es David Gray eine Intensität aufzubauen, die seinen grossen musikalischen Gesten entsprach. Zum Schlussspurt angespornt wurde der Brite durch ein zunehmend enthusiastischeres Publikum, das über die eine oder a...

Es war ein klassischer Steigerungslauf: Erst im Zugabenblock gelang es David Gray eine Intensität aufzubauen, die seinen grossen musikalischen Gesten entsprach. Zum Schlussspurt angespornt wurde der Brite durch ein zunehmend enthusiastischeres Publikum, das über die eine oder andere Länge im Set dankbar hinwegsah – und durch ein Problem technischer Art.

Zunächst sah am Sonntag abend, 7. Februar im X-TRA alles nach einem zwar handwerklich einwandfreien, aber einen Tick zu routiniert gespielten Konzert aus. Flankiert von seiner Band (die mit ihm auch das aktuelle Album Draw The Line eingespielt hat) griff David Gray mal in die Saiten, mal in die Tasten und gab in der ersten Hälfte des Konzerts bereits einige seiner bekanntesten Stücke zum Besten. Sich ganz auf die einnehmende Energie seiner sensiblen Songs und seiner charismatischen, hellen Stimme verlassend, ging Gray daneben aber nicht wirklich auf das Zürcher Publikum ein.

Das an sich ist noch kein schlechter Entscheid, weil nicht allen das Redetalent eines Fran Healy von Travis gegeben ist, dessen humorvolle Einwürfe zwischen der Britpop-Melancholie der Lieder jeweils in keinster Weise störend wirken. Doch der musikalische Pathos allein vermochte im Fall von David Gray nicht ganz zu packen. Denn nicht jeder seiner Songs strahlt eine so erhabene Kraft aus wie das monumentale Sail Away, bei dem kein Bühnendekor auf der Welt besser passen würde als der glitzernde Sternenhimmel-Lichterteppich im Bühnenhintergrund. Und nicht jeder Song Grays schwingt so leicht daher wie sein UK-Nummer-Eins-Hit Babylon, der ihm und seiner Band in einer akustisch reduzierten Version vorzüglich gelang.

Zuweilen waren Passagen oder sogar ganze Stücke in einem relativ ähnlichen, wenig zwingenden Stil gehalten – meist dann, wenn breite Gitarren- oder Pianoakkorde noch durch einen ebensobreiten Chorgesang ergänzt wurden. So fehlte dann oft das Differenzierte, Filigrane, das die frühen Alben Grays interessant machen, die von der Kombination von Singer-Songwriter-Material mit elektronischen Einflüssen geprägt sind.

Doch mit zunehmender Dauer des Konzertes öffnete sich David Gray langsam. Als das Publikum von sich aus im Rhythmus eines Songs zu klatschen begann, blitze zum ersten Mal ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht des 42jährigen auf. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben. Denn zu Beginn der Zugaben funktionierte plötzlich seine akustische Gitarre nicht mehr, was hektische Interventionen kabeltragender Roadies und breites Grinsen auf Seiten der Musiker zur Folge hatte – während einer schnulzigen Ballade notabene. Das Eis war nun endgültig gebrochen. Was folgte, war Schaulaufen und, dem frenetischen Jubel nachgebend, zwei weitere ungeplante Zugaben, die durch ihren spontanen Charakter etwas schön Unfertiges hatten.

Fazit: Auch wenn Popmusik vom Wiederholen des schon Bekannten lebt (man will ja seinen Song hören, den Hit mitsingen, in den damit verbundenen Erinnerungen schwelgen) passieren Live die spannendsten Dinge oft an den Bruchstellen zur Improvisation. Wer sich dort bewährt, ist ein wahrer Künstler. Insofern: Mission schlussendlich dann doch noch erfolgreich, Herr Gray.

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