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11. Februar 2010, 00:36 Konzert Music

Review: Jochen Distelmeyer @ Mascotte

Patrick Holenstein - Zweieinhalb Jahre ist es her, dass mit Blumfeld eine der charismatischsten Bands, die das nördliche Nachbarland je hervorgebracht hat, auf der Bühne des Mascotte stand und ihren Abschied feierte. Für alle die, welche Blumfeld nachtrauern, gab es jetzt ein wenig Milderung. Joch...

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass mit Blumfeld eine der charismatischsten Bands, die das nördliche Nachbarland je hervorgebracht hat, auf der Bühne des Mascotte stand und ihren Abschied feierte. Für alle die, welche Blumfeld nachtrauern, gab es jetzt ein wenig Milderung. Jochen Distelmeyer, ehemals Kopf der besagten Band, gab sich die Ehre. Neben seiner ersten Solo-Platte hatte er diverse Songs aus dem Schaffen seiner ehemaligen Truppe im Gepäck.

Distelmeyer - ganz in Schwarz - und seine vier Mitmusiker betraten die Bühne mit einer kleinen Verspätung. Schnee eröffnete den Gig. Nach ruhigem, sehr gelassenen Start folgte mit Wohin mit dem Hass ein rauerer Song, voller Sozialkritik und zur Thematik passender wütender Kraft. Distelmeyer liess schon früh keinen Zweifel aufkommen, dass er einen clever gewählten Überblick aus seinem Werk präsentieren würde. Viel Rock, aber auch viele leise Töne und präzise beobachtete Texte. Besonders eindrücklich war die Live-Version von Hiob. Das stampfende Schlagzeug, das pulsierende Herzstück des Songs, trieb die Band an und der bisher gelassene Distelmeyer gab für einen Moment den wilden Rocker. Danach war mit Hinter der Musik schon Schluss.

Die Zugabe eröffnete Distelmeyer mit Regen, einer schon fast a cappella Nummer, die auch das aktuelle Album Heavy einleitet. Nur mit einer auf das Minimum reduzierten Gitarre sich selbst begleitend stand Jochen auf der Bühne. Für einen Moment zeigte er seine sensible Seite, berührte das Publikum mit einer subtilen Interpretation und stellt damit unter Beweis, dass er nicht nur rocken kann. Nach fast zwei Stunden und einem halben Dutzend Zugaben stellt Jochen die Band vor und verabschiedet sich mit den Worten: “Fantastisch! Ihr seid spitze!“

Zwischen den Stücken sprach Distelmeyer wenig mit dem Publikum, wirkte eher schüchtern, fast intellektuell. Doch sobald er seine Gitarre um den Hals hängen hatte, taute er auf, aber nie zu stark, so dass er seiner Rolle als ruhiger Denker stets gerecht wurde. Hinter ihm stand als Unterstützung eine sehr erfahrene Band, die zwischen Alternative-Rock und ruhigen Pop-Klängen wechselte und zum Schluss selbst präzise Blues-Riffs auspackte, wie sie von Status Quo bekannt sind. Schade war nur, dass die Soundmischung nicht optimal war. Doch trotz diesem kleinen Wehrmutstropfen war das Konzert von Jochen Distelmeyer sehr gelungen. Für alle Fans von Blumfeld hat Distelmeyer gezeigt, dass die Songs seiner ehemaligen Band durch ihn weiterleben und das dürfte doch ein schöner Trost sein.

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