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21. Februar 2010, 22:33 Konzert Music

Review: Joss Stone @ X-Tra

Patrick Holenstein - Es wird dunkel, die nach draussen verbannten Raucher stürmen in den Konzertsaal, ein Saxophon erklingt. Jubel türmt sich auf, die komplette Band setzt ein und dann schlendert Joss, ganz in Rot, auf die Bühne. Chokin’ Kind, vom Debüt The Soul Sessions, eröffnet den Abend. S...

Es wird dunkel, die nach draussen verbannten Raucher stürmen in den Konzertsaal, ein Saxophon erklingt. Jubel türmt sich auf, die komplette Band setzt ein und dann schlendert Joss, ganz in Rot, auf die Bühne. Chokin’ Kind, vom Debüt The Soul Sessions, eröffnet den Abend. Stone greift während der ganzen Show immer wieder gerne auf Songs aus den Anfängen ihrer Karriere zurück. Allerdings wirken die Interpretationen reifer, besonders schön zu hören am Beispiel von Some Kind of Wonderful. Aber auch Songs aus den späteren drei Alben finden ihren Weg ins Set. Allerdings verzichtet Joss auf einige der ganz grossen Hits. Das ist zwar ein bisschen gewagt, geht aber wunderbar auf, denn sowohl stimmlich als auch durch ihre natürliche Art gewinnt Joss das Publikum für sich. Nicht sofort, aber im Laufe des Sets, und je länger sie ihre warme Stimme klingen lässt, desto mehr verfällt ihr das Publikum. Ein Kränzchen gebührt der siebenköpfigen Band, die Joss einen erstklassigen musikalischen Teppich zu Füssen legen. Variantenreich, rhythmisch und doch stets dezent im Hintergrund, damit der Gesang Zur Geltung kommt.

Bei Halbzeit, als die ersten Töne von Jet Lag vom Publikum erkannt und von grossem Jubel begleitet werden, reitet Joss schon längst auf einer Sympathiewelle, die allerdings gegenseitig ist. Das Publikum liebt Joss offensichtlich und belohnt sie für besonders ausgiebige Stimmkapriolen jeweils mit Szenenapplaus, aber auch Joss ist in super Stimmung, scherzt, lacht und erzählt zwischen den Songs kleine Geschichten. Es wirkt, als würde sie für alte Bekannte spielen.

Mit Tell me ’bout it schliesst Joss das Set und hinterlässt ein euphorisiertes Publikum, das den Auftritt mit tobendem Applaus und minutenlangen, choralen Seven-Nation-Army-Gesängen würdigt. Die Zugaben eröffnet Joss Stone balladesk mit einer bluesigen Pianonummer. Auch in der sensiblen Nummer brilliert Joss, denn selten in der Show kommt ihre Stimme so zur Geltung, wie hier, als musikalischer Pas de deux, mit dem Klavier. Danach übernimmt Big ol' Game nach ziemlich genau eineinhalb Stunden die Rolle des Rausschmeissers.

Das süsse Hippiemädchen, das Joss Stone bei ihrem ersten Zürcher Auftritt vor fünf Jahren noch war, ist verschwunden. Heute steht Stone auf der Bühne, strahlt Selbstbewusstsein und Eleganz, aber auch Natürlichkeit aus, singt sich stilsicher und ohne Patzer durch ein überzeugendes Set und hüpft mühelos zwischen den Genres. Von Reggae über den klassischen Soul, für den sie bekannt ist, bis zur bluesigen Ballade und hinreissenden Popsongs; die Engländerin beherrscht sie alle. Und doch wirkte die Show anfangs unnahbar und es dauerte seine Zeit, bis Joss das Publikum für sich gewonnen hat. Vielleicht liegt das daran, dass ihre Musik mit ihr erwachsen geworden ist und man sich bewusster darauf einlassen muss, als noch zu Zeiten des Erfolgsalbums Mind, Body & Soul. War Stone damals noch ein Wirbelwind auf der Bühne, der mit jugendlichem Temperament einen Konzertsaal umhaute, so ist sie heute auf gutem Weg eine Soul-Lady zu werden. Joss Stone hat in Zürich durch ihre charmante Art überzeugt, eine mutige Setlist performt und die Menschen begeistert.

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