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28. Februar 2010, 13:50 Kultur

Gilgamesch @ Theater der Künste

Robert Salzer - //von Lena Sorg//Das Theater der Künste zeigt den antiken Epos Gilgamesch. Eine Performance, die nicht nur den Spielern, sondern auch dem Publikum viel abverlangt.Gilgamesch genügt sein Königreich Uruk nicht mehr. Er zieht aus, um andere zu besiegen. Dabei verliert er Enkidu, ...

von Lena Sorg

Das Theater der Künste zeigt den antiken Epos Gilgamesch. Eine Performance, die nicht nur den Spielern, sondern auch dem Publikum viel abverlangt.

Gilgamesch genügt sein Königreich Uruk nicht mehr. Er zieht aus, um andere zu besiegen. Dabei verliert er Enkidu, seinen besten Freund, und fast auch sich selbst. Das Ensemble des Theaters der Künste zeigt diese Geschichte bis am 6. März auf der Bühne. Wer einen gemütlichen Abend und eine einfache Geschichte erwartet, liegt aber falsch. Gilgamesch ist eine wuchtige Darbietung mit Choreographien und Sprechchören. Schleier, Burkas und Maschinengewehre tauchen auf und bieten einen aktuellen Bezug zur heutigen Welt. Was sie genau zu bedeuten haben, wird der Interpretation des Zuschauers überlassen. Die Spieler teilen sich die Rollen, mal verkörpert eine Gruppe eine Person, mal redet einer für den anderen weiter. Sie beweisen, mit welcher Perfektion, Energie und Präsenz sie ihren Auftritt körperlich und stimmlich gestalten können. Der Zuschauer kann sich entweder von dieser Wucht auf der Bühne erschlagen lassen, oder er denkt mit und spinnt sich seine eigenen Geschichten aus dem Angebot auf der Bühne. Das Streben nach mehr, die Frage, was nach dem eigenen Tod bleibt, die Freundschaft und deren Verrat sind immer aktuell.

Das Spiel mit dem Erzähler

Immer wieder wechselt das Stück auf eine Metaebene. Der Wissenschaftler tritt auf und erklärt die alten Schrifttafeln, auf denen die Geschichte Gilgameschs erzählt wird. Er übernimmt die Rolle des Erzählers und Erklärers, der den chaotischen Handlungen auf der Bühne einen Rahmen gibt. Lustige Momente entstehen, wenn die Spieler mit dem Erzähler interagieren. Beispielsweise wird Wendepunkt der Geschichte auf diese Weise deutlich gemacht: Mitten im Kampf zwischen Gilgamesch und Enkidu kann Gilgamesch plötzlich nicht mehr weiterkämpfen. Der Wissenschaftler erzählt, dass aus den beiden Feinden jetzt Freunde wurden. Die ganze Gruppe unterbricht mit einem lauten «Was?», «Wie sich aus dem Fortgang der Erzählung ergab, wurden die beiden schliesslich Freunde.», «Was?» Dies wiederholt sich einige Male, bis die Geschichte weiter geht. Der Wissenschaftler macht das Publikum auch darauf aufmerksam, wenn einige Tafeln des Originaltexts fehlen und Text ergänzt wurde.

Ein schlichtes, aber sehr kraftvolles Bühnenbild wirkt unterstützend zum Spiel. Dafür kommt die Musik, die das Stück zu einem «transdisziplinären Stück» machen sollte, zu kurz. Zwar wirken vier Musiker mit, doch sie verschwinden neben der Wucht der Schauspieler zu kleinen Nebenrollen, die bloss da sind, um die Spieler noch mehr in den Vordergrund zu rücken.

Gilgamesch spielt noch bis am 6. März im Theater der Künste.

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