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16. November 2007, 20:45 Music Konzert

Review: Interpol @ Volkshaus

Christina Ruloff -

20.40 Uhr ist noch immer nichts passiert und das Volk im ausverkauften Volkshaus hält sich mit Bier und Zigaretten über dem Ozean der Geräusche und der Langeweile. Alle sind sie da, die sich in Zürich und Region mit einem alternativen, aber gutem Musik- und Modegeschmack brüsten und vornehmlich tragen sie schwarz. Schwarz elegant mit Mantel oder Jackett, schwarz mit Kapuzenpulli oder langsam ergrauendem T-Shirt, Hauptsache schwarz!

Unscheinbar, ja unauffällig treten endlich Blonde Redhead auf die Bühne. Die geniale Trio um die italienischen Brüder Simone und Amedeo Pace und die japanische Sängerin Kazu Makino verschanzt sich auf der linken Seite der Bühne und bleibt am liebsten hinter den starken, abwechslungsweise grünen, roten oder blauen Scheinwerfern verborgen. Ihre Musik, unverwechselbar, einzigartig und alles durchdringend verbreitet in kürzester Zeit eine hypnotische Trance. Der Klangteppich, der Makinos zarte Stimme, die krachende Gitarre und das intensive Schlagzweug verwebt, trägt – besonders bei Dr. Stangelove und 23 – in andere Welten. Die vielen Unglücklichen, die nicht an Blonde Redheads Musik teilhaben können, holen Bier oder schwatzen laut los. Den drei Künstlern auf der Bühne ist das jedoch egal; sie sind völlig von sich selbst und ihrer musikalischen Schöpfung absorbiert und nehmen nichts anderes wahr. Einmal lässt die „Lichtshow“ einen Blick auf das illustere Trio zu: Makino tanzt in einem Latex-Dirndl in ihrem eigenen Universum, die Brüder bearbeiten ernsthaft ihre Instrumente, niemand stört ihre „Kreise“. Und das ist gut so. Man möchte ihre Musik nämlich um keinen Preis missen!

Das Trio genügt sich selbst: Blonde Redhead

Nach gut vierzig Minuten ist aber leider Schluss, die obligate Umbaupause dauert länger als erwartet und die vielen Fans, die schon Blonde Redhead über sich ergehen lassen mussten, werden unruhig und versuchen, die Helden von Interpol auf die Bühne zu brüllen. Dann 22.06 ertönt ein Krachen und die Bilder aus Our Love to Admire werden an die Wand projiziert. Wortlos stapfen Interpol, allen voran der Lyriker und Sänger Paul Banks auf die Bühne. Die Band, natürlich in gepflegtem und sehr stilvollem Schwarz, wirkt sehr professionell, hochkonzentriert und nur auf die Musik fixiert: Sie legt sich kräftig ins Zeug und das Publikum ist kaum zu halten. Die Intros eines jeden Liedes werden stürmisch gefeiert: man spricht lautlos die Lyrics mit, bearbeitet imaginäre Schlagzeuge, jubelt oder schaut nur fasziniert auf die Bühne: Interpol hat eine beachtliche und leidenschaftliche Fangemeinde, wie sie sich viele Bands vergeblich wünschen. Natürlich werden die obligaten Hits gespielt, Pioneer to the Falls, Obstacle 1 und The Heinrich Maneuver. Dass Banks in seiner Musik fast untergeht und man ihn kaum versteht, spielt keine Rolle: Es geht um das dunkle Lebensgefühl, das Interpol verströmt, und um die beeindruckende Präsenz der Band.

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