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22. November 2007, 16:57 Interview Music

Duran Duran (UK)

Simon Knopf - Am 16.11. erschien das neueste Werk der einstigen 80er Ikonen. Students.ch sprach mit Schlagzeuger Roger Taylor über die Entstehung von Red Carpet Massacre und über das 80s Revival. Ihr seid gerade in New York, nicht? Genau. Wir spielen heute die zweite Show am Broadway. Wie li...

Am 16.11. erschien das neueste Werk der einstigen 80er Ikonen. Students.ch sprach mit Schlagzeuger Roger Taylor über die Entstehung von Red Carpet Massacre und über das 80s Revival.

Ihr seid gerade in New York, nicht?

Genau. Wir spielen heute die zweite Show am Broadway.

Wie lief es bisher?

Sehr gut. Wir hatten gestern die erste Show in einem kleinen Theater. Es gab von Anfang an einen super Kontakt zum Publikum, weil die Stimmung vom Ort her halt eher intime war. Wir haben das ganze Album als Showcase gespielt und es war wirklich gut…

Ich hab etwas in euer neues Album reingehört. Ihr habt eurer Musik ja mal wieder einen etwas neuen Drall verpasst. Wie kam es dazu?

Tja, ich weiss nicht ob du die ganze Geschichte hinter dem Album kennst. Wir wollten eigentlich schon vor etwas mehr als einem Jahr ein Album raus bringen, das „Reportage“ heissen sollte. Aber unser Label entschied, dass die Sache nicht speziell genug war. Das Projekt wurde dann erst letztes Jahr wieder ausgegraben, gerade etwa zu der Zeit als unser Gitarrist Andi Taylor die Band verliess. Darauf hin fielen wir in so etwas wie ein Loch. Kein Gitarrist mehr, Album abgelehnt… Und dann kam es aber zur Kooperation mit Timbaland. Wir haben drei Songs mit im produziert… Justin Timberlake kam auch noch zu uns und hat uns etwas unter die Arme gegriffen. Das lief dann so gut, dass wir entschieden, die ganze Scheibe noch einmal neu aufzunehmen. Gewissermassen mit neuer Frische…

Wusstet ihr von Anfang an, dass Duran Duran einen neuen Sound braucht, oder hat sich dieser erst nach und nach ergeben?

Es ist jetzt nicht so, dass wir uns hingesetzt hätten mit der Idee „lasst uns einen neuen Sound entwickeln“. Wir hatten einfach die einmalige Chance, mit zwei der momentan grössten Produzenten zusammen zu arbeiten… da konnten wir einfach nicht nein sagen. Ich meine, gegen Justin kannst du einfach nichts einwenden, der hat fast über Nacht Nelly Furtados Karriere neu erfunden… und Timbaland bewegt sich momentan sowieso in eine eher elektronische Richtung, die ganz gut zu unserem Stil zu passen scheint.

Hattet ihr die Nase voll von den klassischen Duran Duran Songs mit viel Pathos im Refrain?

Hmm… nein, wenn du dir Falling Down anhörst, ist das ja eigentlich ein ganz klassischer Duran Duran Song. Aber wir beschlossen uns ganz auf Timbaland als Produzenten einzulassen, und er hat einfach einen viel zeitgenössischeren Ansatz was die Songstruktur betrifft. In den 80ern bist du einfach von Strophe zu Refrain zurück zu Strophe. Das kannst du heute nur noch bedingt bringen…

Also eine Frage vom à jour bleiben…

Absolut! Ich meine, ich gebe ja zu, das unser Songwriting einfach total altmodisch war (lacht). Bei der Entstehung dieses Albums waren wir, die alten Hasen, wieder die Schüler. Wir haben den Jungs zugeschaut wie man es macht. Die beiden hatten über die letzten Jahre jede Menge Hits in den Radios. Für uns hiess es einfach: jetzt wird mal zugehört!

Du hast es angesprochen: ihr seid tatsächlich schon ein ganzes Weilchen in diesem Geschäft. Ist es nicht manchmal etwas seltsam, wenn du die heutige Jungmannschaft mit denselben Klamotten und Frisuren rumlaufen siehst, wie ihr sie damals schon hattet?

Oh ja… (lacht) Mein Sohn sieht gerade so aus! Er ist 20 und läuft genau so rum wie ich anno 1981 unterwegs war. Es ist schon seltsam, aber sind wir mal ehrlich, das ist einfach wie die Mode funktioniert, nicht? Alles kommt früher oder später wieder in einer leicht abgewandelten Form zurück. Damals in den 80ern haben wir uns an den 50ern orientiert. Die 90er wiederum hatten vieles von den 70ern… also wenn du darüber nachdenkst, ist es ja nicht wirklich überraschend! Für uns war es natürlich insofern interessant, als dass dieses 80s Revival etwa zur selben Zeit startete wie unsere Reunion. Also mit der Mode kam auch ein Teil der Musik zurück.

Also denkst du, dass euch das 80s Revival geholfen hat?

keine Frage! Duran Duran waren während den 90ern so was von aus der Mode. Als dann die 80er wieder in waren, kamen auch die ersten Bands, die sich auf uns beriefen. Das hat uns auf jeden Fall die Rückkehr in den Zirkus erheblich erleichtert.

Hast du manchmal das Gefühl, dass eure damaligen Hits, Wild Boys etc. euer jüngstes Schaffen überschatten?

Ich weiss was du meinst… ein Stück weit ist es tatsächlich so, dass unsere Hit-Alben von damals einen grossen Schatten über unser nachfolgendes Schaffen warfen. Aber die Band selber versucht natürlich nicht zurück zu blicken. Für uns ist das am wichtigsten, was wir momentan tun. Und die Fans schätzen ja auch was wir in den letzten Jahren raus gebracht haben. Problematisch wird es nur, wenn du diese Vorwärtsbewegung nicht mehr in einer Gruppe hast. Dann wirst du zu einer Tribute-Band, die immer nur ihre Best-Ofs spielt.

Vermisst du manchmal diese Zeit, als ihr die kreischenden Girls vor der Bühne hattet?

Nein, überhaupt nicht! (lacht). Da wo wir jetzt sind gefällt es mir viel besser. Das Paradox war ja, dass wir damals alle mit dem Gedanken im Hinterkopf anfingen, dass wir Songwriter sein wollten. Zu Beginn der 80er waren wir aber plötzlich eine Teenie Band, um die es eine einzige Hysterie gab. Wir betraten manchmal die Bühne und hörten nichts als Gekreische! Wenn du selber nicht mehr hörst, was du eigentlich auf der Bühne machst, kannst du genau so gut irgendwas machen. Von dem her ist es heute sehr viel angenehmer, weil die Leute tastsächlich wegen der Musik kommen. Zudem war es einfach kein angenehmes Leben. Wir konnten nirgendwo hin, ohne dass nicht kreischende Mädchen auf uns warteten. Du bist dann sehr schnell einfach ein Gefangener.

Ihr ward gerade in der Presse wegen dem Video-Clip zu „Falling Down“. Videos die zensiert werden scheinen für Duran Duran ja fast ein Muss zu sein…

Nun, es war jetzt nicht so, dass wir es bewusst einen Clip produzieren wollten, der garantiert für Schlagzeilen sorgt. Von „Falling Down“ gibt es einfach eine längere und eine Radio-Version und dem entsprechend auch zwei Clips. Zumal klar war, dass die längere Version eh nicht oft gespielt würde, haben wir uns dort einfach etwas ausgetobt…, das Ding war garnie für die grosse Masse gedacht, deshalb find ich auch, dass die ganze Geschichte etwas zu stark aufgeblasen wurde.

Wenn man an ältere Clips von euch denkt, fällt da schon ein gewisser Film-Enthusiasmus auf…

Ja, diese liebe zum Film war durchaus schon immer in unserer Band vorhanden. Wir wuchsen natürlich alle mit den frühen James Bond Streifen und den Klassikern aus den 50ern auf. Und als wir damals für kurze Zeit einen Manager hatten, der eigentlich Regisseur war, sagten wir natürlich nicht nein, wenn es hiess: „lasst uns nach Sri Lanka oder sonst wo hin fahren und einen Clip drehen, der aussieht wie ein Film“. Unser grosses Glück war, dass zur selben Zeit MTV anfing. Die hatten Stunden, die mit solchen Clips gefüllt werden wollten, und während sich viele der älteren Rockbands lange gegen Videos sträubten, hatten wir einfach zur richtigen Zeit das richtige Produkt.

Wie sieht die nahe Zukunft aus? Wird es eine grosse Duran Duran Tour geben?

Nun, das Album ist jetzt dann überall draussen, Promotion haben wir gemacht, Showcases ebenfalls. So wie es aussieht wird es ab Januar eine Tour geben… USA, Europa, Asien… ich denke das wird ganz lustig.

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