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29. März 2010, 03:23 Konzert Music Interview

Fettes Brot: 3 Nachtkrankenschwestern in Zürich

Jacqueline Passos - Doc Renz, König Boris und Björn Benton sitzen völlig gechillt auf der Couch im Restaurant Kaufleuten. Students.ch traf die drei Hamburger vor der Energy Live Session zum Interview. Wie geht’s euch denn so?Gut geht es. Wir mussten sehr für aufstehen heute, das war der einzi...

Doc Renz, König Boris und Björn Benton sitzen völlig gechillt auf der Couch im Restaurant Kaufleuten. Students.ch traf die drei Hamburger vor der Energy Live Session zum Interview.

Wie geht’s euch denn so?

Gut geht es. Wir mussten sehr für aufstehen heute, das war der einzige Nachteil, aber ansonsten sehr gut. 7.25 Uhr sind wir gelandet und haben die ganze Zeit gedacht, es fühlt sich schon später an. Aber wenn man um kurz vor vier aufsteht ist das so – wir fühlen uns heute wie eine Nachtkrankenschwester.

Hattet ihr schon Zeit Zürich unsicher zu machen?

Nee, ehrlich gesagt gar nicht. Aber wir wissen, dass Zürich auch so, sehr unsicher ist, dazu müssen wir nicht erst kommen. Wir waren schon einige Male hier und das erstaunliche an Zürich ist, wir finden den See ja so wahnsinnig hübsch, und er erstrahlt auch diesmal wieder im hellsten Sonnenschein. Wir sind Mal übrigens, ich würde tippen es war so März oder April, mit so einem kleinen Ruderboot rausgefahren und waren sogar schwimmen im See.

Euch geht’s ja richtig gut, nachdem ihr mit euren beiden Live-Alben so erfolgreich wart, wie wollt ihr das jetzt noch toppen?

Ja erstmal geniessen wir, dass das was wir uns ausgedacht haben, einmal mehr funktioniert. Und dass die Leute die Liebe und die Leidenschaft, die in den Platten drinsteckt, scheinbar auch raushören. Wir haben uns sehr viel damit beschäftigt, dass diese Live-Alben, Live-Alben werden, die man auch wirklich lange hören mag und nicht einfach auf den Markt kommen, um das Studioalbum, dass es davor gab, nochmals in die Charts zu bringen. Es geht uns wirklich darum, den ganzen Fettes Brot-Cosmos abzubilden und deswegen haben wir auch nur die allerbesten Versionen auf die Platten rausgebracht. Und wir fanden es einen tollen Moment als beide Platten in den deutschen Top Ten aufgetaucht sind. Warum sind die neuen Platten, euerer Meinung nach, nicht einfach aufgewärmter, alter Kaffee? Was ist wirklich neu?

Der Unterschied ist ja der, dass wir Songs spielen wie Jein -das perfekte Beispiel und vielleicht auch deswegen unsere erste Single- die zum Teil 14 Jahre alt sind, aber trotzdem ganz, ganz anders als das, was wir uns vor 14 Jahren ausgedacht haben. Was natürlich damit zu tun hat, das wir erstens noch nie ´ne Live-Platte rausgebracht haben und zweitens der Song ja auch mutiert ist. Und so geht’s natürlich mit den andern Songs. Erst als wir gemerkt haben wie sehr sich doch die Versionen unterscheiden von dem, was wir uns irgendwann mal ausgedacht haben, war das ein weiteres Argument zu sagen, es ist an der Zeit, das was wir live machen, wie Fettes Brot jetzt gerade klingt auf einen Tonträger zu packen. Der Anspruch eines Live-Albums ist nicht neue Songs vorzustellen, sondern das Erlebnis, was man hat, wenn man auf ein Fettes Brot Konzert kommt, so gut wie möglich zu konservieren. Die Aufnahme kann nie wirklich das wirkliche Konzerterlebnis ersetzten, aber unsere jetzigen beiden Alben sind sehr dicht dran.

In den 90er Jahren habt ihr zusammen mit Fanta 4, Absoluten Beginnern die Hip Hop – Szene geprägt. Wie denkt ihr hat sich die Szene im Vergleich zu damals verändert?

Als wir gross geworden sind, war’s ne sehr eng zusammenarbeitenden Gruppe von überschaubaren Menschen. Wir konnten uns in den Augen der Öffentlichkeit zwischen Advanced Chemistry und den Fanta 4 positionieren – nicht so albern wie die einen und nicht so ernst wie die andern, halt typisch Fettes Brot. Und wir haben viele Freunde aus der damaligen Zeit und es ist immer wieder schön diese Menschen wiederzutreffen. Aber es gibt nicht mehr eine derartige Zusammenarbeit wie’s das am Anfang gab, wo man wirklich das Gefühl hatte, man hat was ganz neues am Wickel. Es ist ne Jugendkultur die pulsiert und förmlich am explodieren ist und etwas ganz wird neues geschaffen, das es so noch nicht gab. Gerade deshalb war’s ja so, dass man nicht viel können musste ausser einem grossen Mitteilungsbedürfnis zu haben und irgendwie Mikrofon in die Hand und rauf auf die Bühne. Heute wird von einer guten Hip Hop Show zurecht mehr erwartet und wir sind bereit das zu liefern.

Ansonsten gibt’s ganz viele verschiedene Spielarten des Hip-Hops, die sich so aufgeteilt haben, wo’s ganz viele Leute irgendwann den Anschluss an die moderne Popmusik verpasst haben. Es wird natürlich nach wie vor gerappt, was das Zeug hält. Auch da erwartet jeder, dass es den nächsten Evolutionsschritt gibt, dass ein junger Typ aus irgendeinem Kaff kommt und sagt: „ Hier ich stell das ganze Ding hier noch Mal auf den Kopf!“ und da freuen wir uns drauf.

Bleiben wir doch gleich mal beim deutschen Hip Hop. Beim Song Der Beste Rapper Deutschlands Ist Offensichtlich Ich sagt ihr, dass ihr Kollegen wie Bushido und Sido ausnehmen wollt. Weshalb, habt ihr Angst von denen gedisst zu werden?

Man muss ja bei so manchen Leuten aus der Rap-Szene aufpassen. Manche von denen wirken so als kennen sie ganz viele starke Männer. Sind selber dann vielleicht nicht mal so stark, aber kenne viele. Mit so Untergrund Connections, mafiöse Zirkel, da pass ich lieber auf was ich sage. Um’s mal einfach zu sagen wir sind eine Band die sehr vehement gegen Sexismus, Homophobie und Gewaltverherrlichung im Hip Hop ist.

In Hamburg Calling meint ihr der deutsche Hip Hop sei wegen euch nicht pleite gegangen. Wie meint ihr das? Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei dem Satz oft überlege wie der jetzt gemeint ist. Also man kann ihn auf zwei arten verstehen. Entweder wegen uns ist er nicht pleite gegangen, oder an uns lag’s nicht, dass er pleite gegangen ist. Wir waschen unsere Hände in Unschuld. Wir haben immer geil abgeliefert, uns kann man keinen Vorwurf machen. Aber um mit einem anderen Song zu kommen: Schieb es auf die Brote.

Was wollt ihr euren Schweizer Fans mitgeben?

Erstmal möchten wir euch heute Abend ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, dass eine Woche anhält. Keine Sorge, ihr müsst damit nicht zum Arzt gehen, es geht von selber wieder weg. Ansonsten möchten wir ihnen sagen, dass sie gefälligst weiterhin so zahlreich an unsere Konzerte kommen sollen, denn wir wollen noch oft in dieses tolle Land reisen. Und wir hätten auch gerne wieder Mal ein Nummer-1-Hit.

Dankeschön für das Interview ;-)

Danke auch – hat Spass gemacht.

Am Openair St.Gallen wird's Fettes Brot krachen lassen:

Sitterbühne: Samstag, 16.45 - 17.45 Uhr

www.fettesbrot.de

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