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7. April 2010, 15:54 Konzert Kultur Music Festivals Party

Review: Electron Festival, Genève

Michael Heger - Students.ch lässt für einmal die Partymetropole Zürich links liegen und wagt sich über den Röstigraben nach Genf. Das 7. Electron Festival lockte mit einem exquisiten Oster-Line-Up Freunde der elektronischen Musik in die Stadt am Lac Léman.Vier Tage, 9 Clubs und über 120 ...

Students.ch lässt für einmal die Partymetropole Zürich links liegen und wagt sich über den Röstigraben nach Genf. Das 7. Electron Festival lockte mit einem exquisiten Oster-Line-Up Freunde der elektronischen Musik in die Stadt am Lac Léman.

Vier Tage, 9 Clubs und über 120 Acts aus allen Bereichen der elektronischen Musik. Dazu Ausstellungen, Tanzeinlagen des Grand Théâtre und etliche VJs, welche um die visuellen Aspekte besorgt sind. Alleine schon das Freitagabend-Programm lässt dem Liebhaber elektronischer Musik das Wasser im Mund zusammenlaufen: mit Acts wie Hudson Mohawke, Vladislav Delay oder Dixon steht ein Ostermenu allererster Güte auf der Speisekarte.

Vladislav Delay Quartett im Alhambra (Bild: www.electronfestival.ch)

Zur Vorspeise geht es ins altehrwürdige Alhambra. Das erste Kino für Tonfilme in der Schweiz diente in seiner neunzigjährigen Geschichte auch für etliche Theater- und Musikvorstellungen. Von Clubkultur ist an diesem frühen Freitagabend nicht viel zu spüren. Sowohl das Publikum als auch die imposante Einrichtung erinnern an einen gehobenen Anlass, und auf der Bühne steht mit dem Vladislav Delay Quartett ein für den gemeinen Clubgänger schwer verdauliches Häppchen. Melodiefetzen treffen auf bombastische Geräuschkulissen. Passagen kurzweiliger harmonischer Tonfolgen wechseln sich mit dröhnend-sperrigen Noise-Eskapaden ab. Die Schmerzgrenze einiger Besucher wird überschritten; enerviert stürzen sie sich aus dem Saal. Konventionelle Rhythmen sind Mangelware, die Soundlandschaften verstören, irritieren und faszinieren zu gleich, dringen durch Mark und Bein. Wie im Flug geht das Konzert vorbei.

Hudson Mohawke in der Usine (Bild: www.electronfestival.ch)

Wenig später stehen in der Usine mit Hudson Mohawke und Apparat zwei Acts auf dem Programm, welche getrost als Hauptspeise bezeichnet werden dürfen. Ersterer verzückt das Publikum mit futuristischen Beats, welche den Rahmen des Begriffs Hip Hop zu sprengen drohen. Wer sein Label Warp kennt, weiss, dass man auch bei Mohawke keine 08/15 Rhythmen erwarten darf. Es rumpelt und knackt ordentlich, doch tanzbar ist es allemal. Der Produzent und DJ aus Glasgow brilliert mit einem energiegeladenen Set welches das bassverliebte Genfer Publikum ordentlich zum Zappeln bringt. Der Bass sollte auch beim Auftritt von Apparat & Skate DJ Team nicht zu kurz kommen, das Zappeln des Publikums wird jedoch unter dem Dubstep getränkten Sound nochmals etwas rhythmischer. Obwohl sonst eher für relaxte, sphärische Elektronica-Tracks bekannt, zeigt sich schnell, mit welcher Mission Apparat & Skate DJ Team nach Genf gekommen waren: Um die Leute zum Tanzen zu bringen.

Dixon im MAD (Bild: www.electronfestival.ch)

Als Dessert geht es in den Club MAD, welcher ausser den drei Buchstaben nichts mit den gleichnamigen Wallstreet-Clubs in der Deutschschweiz zu tun hat. Der Innervisions-DJ Dixon hatte gerade das DJ-Pult der Zukunft-Crew um Kalabrese und Crowdpleaser übernommen, um mit seinen smoothen Housetracks den Höhepunkt der musikalischen Harmonie des Abends einzuläuten. Dixon serviert Perlen wie einen Amadou et Mariam-Remix auf dem Silbertablett und beweist, warum er zu den besten House-DJs der Gegenwart gezählt wird.

Das Electron Festival ist eine feste Institution in der Kulturlandschaft Genfs. Weshalb dieses sympathische und hervorragend organisierte Club-Festival mit seiner Auswahl an hochkarätigen Acts nicht mehr Leute in der Deutschschweiz erreichen kann, ist neben der etwas längeren Anreise wohl nur mit dem eingangs erwähnten Röstigraben zu erklären. In diesem Sinne: Break the Röstigraben!

http://www.electronfestival.ch/|

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