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7. April 2010, 19:09 Konzert Kultur Music Festivals

Live at Easter: So schön kann Hip-Hop sein

Marco Büsch - Über Ostern (2.4.-4.4.10) ging im Zürcher X-Tra die erste Ausgabe des "Live at Easter"-Festivals über die Bühne, bei welchem gestandene Rapper aus Deutschland, Frankreich und den USA geladen wurden. Und es wurde gezeigt: Hip-Hop is still alive!Den Beginn des Festivals machte ...

Über Ostern (2.4.-4.4.10) ging im Zürcher X-Tra die erste Ausgabe des "Live at Easter"-Festivals über die Bühne, bei welchem gestandene Rapper aus Deutschland, Frankreich und den USA geladen wurden. Und es wurde gezeigt: Hip-Hop is still alive!

Den Beginn des Festivals machte Dendemann, die eine Hälfte von Eins Zwo, der mit einer Liveband angereist war. Um halb neun betrat er in Rockerkluft die Bühne und trotz grossem Einsatz und einigen Klassiker aus seinem Repertoire konnte der Wahlhamburger das spärliche Publikum nicht wirklich zu aktiver Teilnahme an der Show ermuntern, was sich durch das ganze Konzert hindurch zog. Vielleicht ein andermal wieder.

In der Pause wies der Ansager darauf hin, dass keine Hip-Hop Gangster und Schläger anwesend seien, und man dies den teuren Tickets zu verdanken habe. Vielen Dank, das rechtfertigt natürlich jeden Preis!

Nach einer halben Stunde stürmten Beatnuts die Bühne, und wie man es von einem routinierten Ami-Act erwartet, spielten sie ihre Hits wie "No escapin' this" oder "Duck season" und forderten das Publikum auf, ihre Arme in die Luft zu strecken, erwähnten, wie viel Spass sie doch gehabt hätten und verschwanden wieder von der Bühne, kurzum: Ein solider Auftritt.

Den Abschluss des Abends machte die französischen Urgesteine von I AM. Ich bin zwar des Französischen nicht allzu mächtig, doch an diesem Abend haben sie mich am meisten überzeugt. Ihre Liveshow ist energiegeladen und es scheint, als hätten sie nach all den Jahren immer noch Spass an der Sache. Das Publikum erwiderte diese Freude denn auch lautstark, vor allem die zahlreichen Fans, die den Weg aus dem Welschland auf sich genommen hatten. Ein gelungener Abschluss des Freitags.

Den Anfang machten am Samstag Hocus Pocus, eine Band aus Nantes, die hierzulande eher unbekannt ist und wie sich herausstellte, völlig zu Unrecht. Der von Trompete und Saxophon unterstützte soulige Sound riss sofort das ganze Publikum mit und liess es bis zum Schluss nicht mehr los. Dazwischen gab es Gitarrensoli und A-Cappella-Einlagen, welche auch überaus gelungen waren. Was für ein Start in den Abend!

De La Soul hielten das Niveau hoch und bewiesen einmal mehr, dass sie zu den besten Partyrappern gehörten, welche das Hip-Hop-Game zu bieten hat. Songs wie "All good?" funktionieren einfach immer und auch die wummernden Bässe verfehlten ihre Wirkung nicht. Zudem wurden einige Minuten dem verstorbenen James Brown gewidmet und welcher mit einem "Rest in Peace" bedacht wurde, um kurz darauf gelungen imitiert zu werden. Das Publikum quittierte dies mit lautem Gelächter. Die Party war ein voller Erfolg.

Den Höhepunkt des Abends bildeten aber Blumentopf. Ältere Songs wie "Autos und Frauen" oder "die Jungs aus dem Reihenhaus" wurden gespielt, aber auch welche, die die Vorfreude auf das neue Album erhöhten, wie "Ich werd' nicht satt" oder "Mein Betriebssystem ist fucked up". Gänsehaut-Feeling bekam man beim legendären Song "Manfred Mustermann", der in voller Länge gespielt wurde, inklusive sympathischem Einsatzverpassen, dann jedoch mit souveräner Rettung der Situation. Mindestens genauso legendär waren auch die Freestyles, die die Münchner zum Besten gaben. Holunder reimte, dass im Schweizer Fernsehen den ganzen Tag nur "5 gegen 5" laufe und Schuh konnte es nicht fassen, dass das Ticket hier 90 Franken gekostet hatte. Der einzige Makel war, dass sie uns des Öfteren "Züricher" genannt haben, aber dem Topf verzeihen wir das natürlich, nur schon wegen der grandiosen Show.

Am Ostersonntag enterte zuerst Curse mit seiner Band die Bühne und machte mit "Der Fluch" gleich klar, mit wem man es hier zu tun hatte. Leider war das Mikrofon von Curse etwas zu leise oder die Band zu laut, jedenfalls konnte man seine Texte oftmals nur erahnen. Nach dem heftigen Anfang kam ein Liebessong ("wahre Liebe"), und noch ein Liebessong ("Nur ein ganz kleines bisschen") und noch ein Liebessong ("Baby"), als wolle Curse die häufigen Sticheleien seiner Rapperkollegen bestätigen, er könne nur Liebessongs machen. Dass dem nicht so ist, bewies er danach zum Glück mit seinem Kabinettsstückchen "Rap", bei dem er alle raptechnischen Register zog. Er spielte dann einen neuen Song, der noch nicht fertig sei und sehr rockig klang. Er wies auch darauf hin, dass dies sein letztes Konzert für mindestens ein Jahr war. Wir werden sehen.

Die französische Rapperin und einzige Frau an diesem Wochenende, Diam's, setzte auf einen wunderbar inszenierten dramatischen Beginn ihrer Show und auch sonst war ihr Konzert eine gelungene Mischung aus kleinen Theatereinlagen und Rap. Im Hintergrund hing während der ganzen Show eine Weltkarte, auf der in der Mitte übergross und in Rot Afrika prangte. Die Algerierin erkundigte sich auch immer wieder, ob man sie überhaupt verstehe, denn sie trete das erste Mal auf deutschsprachigem Boden auf. Gegen Ende der Show verschwanden sie und ihre Band von der Bühne, nur um gleich darauf als Bär/Skelett/Obelix/Spiderman verkleidet wieder zurück zu kommen und noch einen Song zu spielen. Zuletzt wurde noch ein Foto von Diam's und dem Publikum geschossen für ihre Facebook-Seite. Diese Rapperin bleibt wahrscheinlich bei vielen Besuchern in sympathischer Erinnerung und für mich war sie das absolute Highlight des Festivals!

Den Abschluss des "Live at Easters" machte der Ticallion Stallion Method Man, welcher noch den Rapper Cilvaringz als Vorgruppe mitgebracht hatte, welcher aber nicht wirklich Akzente setzen konnte. Den Anfang machte Mr. Meth mit "What the blood clot" von seinem ersten Album "Tical", mit dem er gleich seine ältesten Fans auf seine Seite brachte. Er nahm Joints aus dem Publikum entgegen, kletterte aufs Gerüst, stage-divte und schien auch sonst viel Spass zu haben. Er spielte viel von den gemeinsamen Alben mit Redman, grosse Hits wie "Da Rockwilder", "How High (part II)" oder "City Lights", welche das Publikum nahe ans Ausrasten brachten. Ohne Zugabe verschwand Meth nach getaner Arbeit und hinterliess dennoch ein vollauf glückliches Publikum.

Das "Live at Easter"-Festival war im Grossen und Ganzen ein gelungener Anlass, welcher wenig Wünsche offen liess. Natürlich waren die Preise etwas hoch, dafür war die Soundqualität erste Klasse und das Licht war immer perfekt mit den Bands abgestimmt. Man musste nirgends lange anstehen und fand immer gut Platz vor der Bühne, ohne dass das Publikum zuwenig zahlreich gewesen wäre. Falls dieser Event nächstes Jahr wieder stattfinden sollte, werde ich auf jeden Fall versuchen, dort zu sein.

Fotos und Eindrücke vom Event sind auf der Live at Easter Homepage zu finden und au Usgang.ch

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