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4. Mai 2010, 00:00 Movie

Coco Chanel & Igor Stravinsky

Christina Ruloff - Eine sterile Affäre: Die Verfilmung von Chris Greenhalghs Roman „Coco & Igor“ bauscht das kurze Intermezzo zweier grosser Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts – Coco Chanel und Igor Stravinsky – zu einem Drama auf; warum, fragt man sich schon im Kino.„Le sacre du pri...

Eine sterile Affäre: Die Verfilmung von Chris Greenhalghs Roman „Coco & Igor“ bauscht das kurze Intermezzo zweier grosser Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts – Coco Chanel und Igor Stravinsky – zu einem Drama auf; warum, fragt man sich schon im Kino.

„Le sacre du printemps“, Stravinskys Ballett, wurde nur gerade sechs Mal aufgeführt und sorgte bei der Premiere in Paris 1913 für einen Eklat. Anwesend war an diesem denkbaren Abend zufälligerweise auch Coco Chanel. Schon damals war sie bekannt aber noch nicht die grosse Ikone ihrer Zeit. 1920 ist Stravinsky mit seiner fünfköpfigen Familie aus Russland geflohen und fristet ein unerfreuliches Dasein in Armut. Da bietet ihm Mademoiselle Chanel scheinbar aus dem Nichts heraus an, mit dem Familientross bei ihr in ihrer Landvilla einzuziehen, um endlich wieder in Ruhe kreativ arbeiten zu können. Natürlich kann das nicht gut gehen und selbstverständlich ist von Ruhe bald nicht mehr die Rede...

Mehr Zicke als Genie: Anna Mouglalis als Coco Chanel.

Historisch belegt ist die kurze Affäre zwischen Chanel und Stravinsky zwar, doch intime oder gar schlüpfrige Details sind keine bekannt; das wäre nicht weiter schlimm, hätte der experimentierfreudige französische Regisseur Jan Kounen bei der Adaption von Chris Greenhalghs Roman etwas Fantasie walten lassen und die Story gehörig aufgepeppt. So verläuft die Geschichte aber in sagenhaft vorhersehbaren Bahnen: Chanel versucht sich nach dem Tod ihres Geliebten mit Stravinsky zu trösten. Vom ersten starr herrischen Blick an ist ihr der arme Tropf hörig und daher ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die beiden mehr oder weniger dekorativ in gestylten Zimmern vergnügen. Die treue Ehefrau Catherine kann ein Zimmer weiter mithören, wann ihr Mann komponiert und wann er sich inspiriert. Schwer an Tuberkulose erkrankt und meist an ihr Bett gefesselt, bleibt ihr irgendwann nur noch der würdevolle Auszug aus der verhängnisvollen Villa. Das Publikum fragt sich derweil, wie es zu der Affäre kommen konnte, denn weder ist Chanel sonderlich anziehend, noch Stravinsky charmant, von den berühmten hinüberspringenden Funken ganz zu schweigen. Irgendwann ist das Kapitel dann beendet, man sieht die beiden alt und hässlich in zwei verschiedenen Betten in verschiedenen Städten liegen und vielleicht sterben.

Ein grosser Künstler, im Film aber ein armes Schwein: Mads Mikkelsen mimt Igor Stravinsky!

Das Problem an Coco Chanel & Igor Stravinsky ist, dass es gar kein Problem gibt, keine Action, keine Leidenschaft, keine Überraschung. Da hilft auch die mitreissende Kameraarbeit von David Ungaro wenig, sie allein rechtfertigt für Filmfreunde im Nachhinein den Besuch. Denn nicht einmal wird Stravinskys Musik sonderlich herausgehoben: Man ist sich als Nicht-Experte nie sicher, ob man nun eine neuartrige Komposition des Meisters hört oder eben nur banale Filmmusik von Gabriel Yared. Daher ist dieser Film eine komplette Enttäuschung.

Bewertung: 2 von 5

  • Titel: Coco Chanel & Igor Stravinsky
  • Regie: Jan Kounen
  • Darsteller: Mads Mikkelsen, Anna Mouglalis, Anatole Taubman, Natacha Lindinger, Yelena Morozova
  • Verleih: Frenetic
  • Release: 6. Mai 2010
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