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8. April 2010, 23:50 Kultur

Volpone @ Schauspielhaus

Robert Salzer - „Es ist grandios, wie die Gier sich selbst bestraft.“ Altmeister Düggelin inszeniert Shakespeares Zeitgenossen Jonson schnörkellos.„Volpone oder Der Fuchs“ heisst Ben Jonsons Stück, in welchem so gut wie alle Namen der Personen von Tieren abgeleitet werden können. Hau...

„Es ist grandios, wie die Gier sich selbst bestraft.“ Altmeister Düggelin inszeniert Shakespeares Zeitgenossen Jonson schnörkellos.

„Volpone oder Der Fuchs“ heisst Ben Jonsons Stück, in welchem so gut wie alle Namen der Personen von Tieren abgeleitet werden können. Hauptfigur ist Volpone, eben der Fuchs, der ohne Bindung ist und sich einen Spass daraus macht, die Schar der Personen übers Ohr zu hauen, die ihn beerben wollen. Da wären der Advokat Voltore, der Geier oder Corvino, die Krähe oder Corbaccio, der Rabe, die allesamt Volpone beerben möchten. Dieser macht sich einen Spass daraus, sich krank zu stellen und so zu tun, als ob er nur noch wenige Stunden zu leben hätte, obwohl er noch quitschfidel ist. Volpone ist völlig ohne Verpflichtungen und hat keine Familie. Einzig Mosca (wieder ein Tier: Die Schmeissfliege) steht Volpone zur Seite, um mit ihm die Erbschleicher aufs Korn zu nehmen. Dies gelingt auch prächtig und Volpones grosser Tresor, bereits randvoll mit Goldbarren füllt sich immer mehr. Eines Tages jedoch erfährt Volpone von Corvinos bildhübscher Frau und beginnt noch höher zu pokern ...

Werner Düggelin, der auch die der Inszenierung zugrundeliegende deutsche Fassung schrieb, zeigt Volpone, wie man es sich bei seinen letzten am Schauspielhaus gezeigten Stücken gewohnt ist, auf einer sehr schlichten Bühne. Ins Auge sticht die grosse Leinwand im Hintergrund, auf welche Wolken projiziert werden, die ihre Farben während dem Verlauf des Stückes wechseln. Auffällig ist auch der grosse Tresor, der auf einer Drehbühne steht und hinter welchem die Garderobe zum Vorschein kommt. Hier zieht sich André Jung als Volpone jeweils für seine Streiche um. Die Bühne ist schlicht, aber zweckmässig, denn Düggelin ist vor Allem an einem interessiert: An der Figur Volpone. So steht André Jungs Figur im Mittelpunkt, alle anderen verkommen zu Statisten. Höchstens noch Johannes Zirner als Mosca darf etwas von seinem schauspielerischen Talent zeigen, alle anderen müssen zurücktreten und kratzen deshalb nur an der Oberfläche ihrer Figuren. Nichtsdestotrotz spielt André Jung Volpone überzeugend. Er zeigt ihn lustvoll als grossen Liebhaber der List und seine Einlagen als todkranker – mal dement, mal kataton – sind schlichtweg hervorragend.

Düggelin zeigt Volpone in der Kurzversion von nur einer Stunde und fünfzehn Minuten und streicht dafür radikal den Text. Entstanden ist so eine Fassung, die in sich schlüssig ist und sich rein auf die Titelfigur beschränkt. Jegliche Nebenhandlung wird weggelassen und gewisse Szenen nacherzählt statt gespielt. Düggelin verzichtet auch vollständig auf Zeitbezüge, die sich geradezu aufdrängen (Abzocker, Finanzkrise, ...). Volpone mag ein Gambler sein, der für seine Streiche viel aufs Spiel setzt. Die Inszenierung hingegen spielt ohne Risiko.

  • „Volpone“ von Ben Jonson
  • Regie: Werner Düggelin
  • Ort: Pfauen
  • Premiere: 31.März
  • weitere Vorstellungen: 13./18./22./28. April; 6./8./18./26./27. Mai
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