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9. April 2010, 15:35 Kolumnen

Vanitas?

Katrin Schregenberger - Durch die Zürcher Altstadt zu schlendern ist schön. Schön entspannend. Ja, ab und zu bleibt man sogar vor einem Schaufenster stehen, um sich anzuschauen.Doch diese Figur scheint nicht vom Fleck zu kommen. Stehen bleiben, zwei Schritte laufen, stehen bleiben. Und was schiebt si...

Durch die Zürcher Altstadt zu schlendern ist schön. Schön entspannend. Ja, ab und zu bleibt man sogar vor einem Schaufenster stehen, um sich anzuschauen.Doch diese Figur scheint nicht vom Fleck zu kommen. Stehen bleiben, zwei Schritte laufen, stehen bleiben. Und was schiebt sie da eigentlich vor sich hin? Wohl eines von diesen süssen Einkaufswägelchen oder so.Aber nein, es ist ein Kinderwagen. Inhalt nicht erkennbar. Der Anblick verwirrt, stellt meine Welt auf den Kopf. Klar eine Oma, die auf ihren Enkel aufpasst, nichts Besonderes. Aber der Anblick ist einfach zu absurd. Ich stelle mir vor, das Kind da drin sei ihr eigenes. Nein, das möchte ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Visionen eines von Alten übervölkerten Zürich steigen mir zu Kopf.Ich vermute, sie sei eine Kindsentführerin. Schade, meine Einbildungskraft versagt auch hier, einfach zu langsam. Was soll das dann? Warum läuft ausgerechnet mir ein lächelndes Grossmütterchen mit Kinderwagen über den Weg? Und dann auch noch an einem strahlenden Frühlingsnachmittag, an dem ich mich eigentlich nur in den Schaufenstern bewundern möchte? So ganz ungestört und gut beleuchtet. Um auch mein Ego für den Frühlingsputz auf zu möbeln.Aber nein, ich werde aus der Bahn geworfen von diesem zu Fleisch gewordenen Vanitas(still)leben. Fragen von Leben und Tod, Vereinigung der beiden und Austauschbarkeit jedes Individuums versauen mir mein eigenes Spiegelbild. Gemein. Wieso mir?Ich gehe nach Hause.
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