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10. April 2010, 19:00 Konzert Music

Sophie Hunger: Magierin der stillen Töne

Patrick Holenstein - Vier Konzerte spielt Sophie Hunger innert wenigen Tagen in Zürich. Drei Mal begeisterte sie, egal ob die Location nun Helsinki, Moods oder Pfauen hiess. Auch beim vierten und vorläufig letzten Auftritt, im Volkshaus, zu dem die Künstlerin eine spezielle Beziehung hat, verzauberte sie ihr Publikum.

Sophie spricht nicht viel, muss sie auch nicht, die Musik spricht für sie. Ihr gelingt es auch so mühelos, die Aufmerksamkeit der Zuschauer für sich zu gewinnen. Eine fast andächtige Stille herrscht erstaunlich oft während des Auftritts. Verdienter Tribut an die wunderschöne Klangwelt der Sophie Hunger. Und die Künstlerin, die es auf magische Weise versteht, mit stillen Tönen umzugehen, blüht förmlich in ihrer Musik auf. Sie zelebriert die Dynamik, spielt im einen Moment temperamentvoll und im nächsten sanft und emotional, verstummt beinahe, nur um in der gleichen Sekunde erneut auszubrechen. Intelligente Musik in bezaubernden Arrangements für Geniesser. Wenn Sophie alleine am Klavier einen Song beginnt, kurz darauf sanfte Perkussion, Glöckchen etwa, einsetzt, die drückende Bassdrum rhythmische Stützbalken in die Songstruktur haut, die Gitarren mittragen und Sophie improvisiert, um gleich darauf wieder in berührende, leide Töne abzugleiten, dann wird klar, wie clever Sophies Lieder sind und wie genau sie weiss, was sie tut.

„Wir haben hier selbst diverse Konzerte gesehen und sind oft am Volkshaus vorbei gegangen und jetzt spielen wir selbst hier. Das bedeutet uns viel.“ Glaubt man ihr sofort. Kurz darauf verschwand die Band nach nur einer Stunde. Doch das war natürlich noch lange nicht alles. Zweimal holten die Zuschauer die Band wieder auf die Bühne und als die Musiker nach der zweiten Zugabe verschwanden, schien das Ende da. Doch das Licht flackerte noch nicht auf. Die ersten Konzertgänger bewegten sich schon zügig Richtung Ausgang, als Sophie Hunger und ihre Band die Bühne ein letztes Mal betraten. „Wir probieren jetzt etwas aus und falls es nicht klappt, entschuldige ich mich schon im Voraus“, erklärte Sophie, setzte sich, schnappte ihre Gitarre und begann zu singen – unverstärkt. Der Mut, sich metaphorisch gesehen nackt, nur auf die eigene Stimme verlassend, ohne elektrische Hilfe, vor das Publikum im Volkshaus zu stellen, muss goutiert werden, doch das alleine reichte im Fall von Sophie Hunger nicht aus. Im hinteren Teil der Halle war sie kaum zu hören. Was wohl am sie übertönenden Lärm der sich auf dem Parkettboden zur Tür bewegenden Schuhe und dem schon einsetzenden After-Show-Geschwätz lag. Nichtsdestotrotz ein würdiger und schöner Abschluss eines grandiosen Konzertes.

Photos: ©Jean Louis Neveu

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