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6. Februar 2007, 00:00 Interview

Elisabeth Kopp

Joel Bedetti -

Wieder im Rampenlicht: Elisabeth Kopp, erste Bundesrätin der Schweiz, lobt die FDP und ärgert sich einmal mehr über den Tages-Anzeiger.

Ist die Winterreise an ihr Ende gekommen?

Frau Kopp, Sind Sie zufrieden mit dem Film?

Es ist ja nicht mein Film. Es ist der Film von Andres Brütsch. Er entschied, was in den Film hineinkommt und was nicht. Einiges daran gefällt mir nicht, aber ich war mir bewusst, dass Regisseur Andres Brütsch wollte keine „Hommage an Elisabeth Kopp“ drehen wollte. Der Film ist aber ein sehr eindrückliches Zeitdokument geworden. Und er ist im Atmosphärischen sehr stark. Wenn ich inhaltlich hätte mitbestimmen können, wäre der Film sehr viel politischer geworden.

Seit einigen Monaten werden Sie in der Presse, die damals ihren Untergang orchestiert hat, wieder eingeladen und interviewt. Haben sie mit den Journalisten Frieden geschlossen?

Das ist doch keine Frage der Versöhnung. Ich schmeisse auch nicht undifferenziert alle Journalisten in den gleichen Topf. Im vergangenen Herbst waren einfach Themen aktuell, wie z.B. die Gedenkfeiern an den Aufstand in Ungarn, die Clubsendung zum Thema „Ist Politik Männersache?“, dann mein Geburtstag. Da war es wohl logisch, dass Medienschaffende mit mir Kontakt aufnahmen...

Spüren Sie nach der langen Winterreise den Frühling, ihre Rehabilitierung kommen?

Was heisst Rehabilitierung? Ich wurde freigesprochen. Auch die parlamentarische Untersuchungskommission lobte meine kompetente Amtsführung. Bisher konnte mir auch niemand sagen, bei welcher Gelegenheit ich angeblich den Bundesrat oder das Volk angelogen haben soll.

Zweifellos haben Sie während der Affäre Kopp aber auch Fehler gemacht, indem Sie beispielsweise bei einem klärenden Gespräch mit ihrem Parteipräsidenten Bremi die Verdächtigungen gegen die Shakarski Trading AG, in deren Verwaltungsrat Ihr Gatte sass, verschwiegen haben.

Herr Bremi wusste doch längst vor mir über die Gerüchte über die Firma Shakarchi Trading AG! Als Justizministerin, die noch dazu eine Strafnorm gegen Geldwäscherei ausarbeiten liess, konnte ich doch gar nichts anderes tun, als meinen Mann aufzufordern, sofort aus dem VR dieser Firma auszutreten! Im gleichen Atemzug gebe ich jedoch zu, dass in der Kommunikation Fehler begangen wurden. Doch dafür – besonders schmerzt mich das Missverständnis mit Herrn Bremi - habe ich mich entschuldigt. Diese Eingeständnisse wurden weitgehend ignoriert; Sonst hätte man ja nicht während Jahren das Bild einer „einsichtlosen und sturen“ Frau weiter verwenden können….. Ich frage mich wirklich manchmal, wer denn eigentlich uneinsichitg und stur sei…

Richten Sich Ihre Vorwürfe an einzelne Leute, die zu ihrem Sturz beitrugen, oder an das ganze System, das nicht funktionierte?

Ich persönlich bin über meinen Sturz hinweg, aber die –Dreharbeiten waren für mich sehr schmerzhaft, weil sie verheilte Wunden wieder aufrissen. Die ganze Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie etwas nicht passieren dürfte.. Ich hoffe, dass der Film darüber zum nachdenken anregt. Besonders stört mich das Verhalten des Tages-Anzeigers. Die gleichen Journalisten, welche seinerzeit die falschen Vorwürfe gegen die Shakarski Trading AG erhoben und sich mit Händen und Füssen gegen eine Entschuldigung des Tages-Anzeigers wehrten, berichten heute über den Film. Wer ist da stur und uneinsichtig?

Was könnte man Ihrer Meinung denn machen, damit so etwas nicht mehr vorkommt?

Es war eine einmalige Situation, welche sich in gleicher Form kaum wiederholen wird. Bemängeln werden kann, dass damals kein Krisenmanagement auf die Beine gestellt wurde. Weder von der Partei noch vom Bundesrat. Auch von mir und meinem Stab nicht. Niemand nahm die Dinge in die Hand. Ich bin mir gewohnt, dass man von sich aus hilft, wenn jemand im Not ist – und derjenige nicht um Hilfe betteln muss. Meiner Meinung nach hätten das die FDP und der Bundesrat damals machen müssen. Das sagte damals auch Christoph Blocher, damals noch Nationalrat, zu Ulrich Bremi.

Sie sind 2003 wieder in den Freisinn eingetreten, der Sie einst fallen gelassen hat. Wieso sind Sie, als Freisinnige mit Umweltanliegen, nicht den Grünliberalen beigetreten? Haben Sie doch noch eine Bindung an die FDP?

Ich habe durchaus eine emotionelle Beziehung zu meiner Partei. Ich unterstütze die Ideen der FDP, besonders diejenigen der jungen Generation der Freisinnigen. Ich bin mir aber bewusst, dass ich mir mit meinen politischen Schwerpunkten nicht nur Freunde innerhalb der Partei machte. Ich kämpfte z.B. erfolgreich für strengere Vorschriften für Emissionsvorschriften für Motorfahrzeugabgase und jagte mir so die Motorfahrzeugindustrie auf den Hals. Auch mit meiner Initiative für eine griffige Insider- und Geldwäschebekämpfung verärgerte ich ein paar Leute an der Bahnhofstrasse. Ich packte an, was man für richtig und nötig hielt– ohne Rücksicht darauf, wem ich damit auf die Füsse treten könnte. Das bezahlte ich mit einem fehlenden Netzwerk, das in politischen Krisen lebenswichtig ist.

Was entgegnen Sie den momentanen Kassandriarufen auf den Untergang der FDP?

Die FDP hat ein sehr gutes Parteiprogramm. Wenn man die Resultate der Volksabstimmungen anschaut, stellt man fest, dass die FDP öfter gewinnt als SP und SVP. Im Moment haben die anderen Parteinen einfach die besseren Kommunikatoren. Ich bin aber sicher, dass die FDP wieder einen Aufwärtstrend wird verzeichnen können. Diese Kombination aus wirtschaftsliberalen und gesellschaftspolitisch offenen Werten kommt bei den Jungen gut an. Bemerkenswert ist auch, dass Parteipräsident laut einer repräsentativen Umfrage von allen Parteipräsidenten als der vertrauenswürdigste angesehen wird.

Was würden Sie als Bundesrätin der FDP einer Parteibasis entgegnen, welche die direkte Bundessteuer abschaffen will?

Dass die FDP auch schon bessere Ideen gehabt habe.

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