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13. April 2010, 11:22 Kultur

Der Dalai Lama – Verkörperung menschlichen Ideals

Katrin Schregenberger - Gemurmel und emsige Vorfreude. Der Blumenschmuck auf der Bühe lässt Erwartungen steigen. Da, ist er das? Das rote Tuch, welches im Scheinwerferlicht erschienen ist, muss tatsächlich „the Holiness“ der 14. Dalai Lama sein. 10 000 Leute erheben sich. Man atmet Ehrfurcht und ...

Gemurmel und emsige Vorfreude. Der Blumenschmuck auf der Bühe lässt Erwartungen steigen. Da, ist er das? Das rote Tuch, welches im Scheinwerferlicht erschienen ist, muss tatsächlich „the Holiness“ der 14. Dalai Lama sein. 10 000 Leute erheben sich. Man atmet Ehrfurcht und respektvolle Stille. Gebannt sieht das Stadion zu, wie das rote Tuch über die Bühne schlurft, auf dem thronartigen Sessel Platz nimmt, endlich auf den Bildschirmen gezeigt wird und somit eindeutig als Dalai Lama identifiziert werden kann. Mit humorvollem Abwinken bricht dieser die Spannung, die Menge lacht und man setzt sich.

Ich wage zu behaupten, dass diese Beschreibung reicht, um das Kernstück des Dalai-Lama-Auftritt im Hallenstadion zu zeigen. Klar, es wurden Wörter wie „peaceful mind“, „moral principals“ und „selfconfidence“ genannt, Themen vom kalten Krieg bis hin zur Wirtschaftkriese besprochen. Doch eigentlich war es nicht wichtig, welche Bereiche er genau ansprach, seine Rede hätte auch anders verlaufen können. Es ging um den Dalai Lama, darum, einer Persönlichkeit, welche es wagt ohne Maske ins Licht zu treten, zu begegnen. Ein vermenschlichtes Ideal, Inkarnation von Weltfrieden. Und so hing das Publikum an seinen Lippen, liess keine Gelegenheit für Applaus aus und war für Scherze und Lachen empfänglich. Das Ereignis bot den Menschen die zukunftsweisenden Visionen und die unbestechliche Aufrichtigkeit, die sie offenbar suchten. Der Dalai Lama präsentiert in seiner Yoda-ähnlichen Gestalt alles, was in unserer Gesellschaft kaum vorhanden ist: Sicherheit, Gelassenheit und „happiness“. Der grosse Andrang wird diese These bestätigen.

Und so erklärt es sich von selbst, das der Vortrag mehr moralisch aufbauend als konstruktiv bodenständig wirkte. Das einzig Trockene und Rationelle waren die Bemühungen des Übersetzers, der Seite an Seite den Dalai Lama von Englisch ins Deutsche übersetzte und keinen grösseren Gegensatz zu dessen Lockerheit hätte bilden können. Bei dem Vortrag handelte es sich mehr um eine Infiltration des „Guten“ als um ein sachliches Erläutern, was bei der Rolle des Dalei Lama nicht erstaunt, im Vorfeld jedoch so vermarktet wurde.

Dennoch wird wohl manch einem der ein oder andere Satz des Dalai Lama nicht aus dem Kopf gehen. Und ein Spruch wie „more monks, more nons!“ wird dessen rednerisches Talent und die Unmissverständlichkeit seiner Worte unterstreichen und gleichzeitig vorführen, dass die vermittelten Gedanken und Ideale die wunden Punkte und Ängste des modernen Zeitgeistes durchaus treffend beschreiben.

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