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20. Februar 2007, 00:00 Movie

Letters from Iwo Jima

Christina Ruloff - In Letters from Iwo Jima zeigt Clint Eastwood die Schlacht von Iwo Jima aus japanischer Perspektive. Er schafft ein erschütterndes, bewegendes und tieftrauriges Meisterwerk. Warten auf die AmerikanerJanuar 1945: Die japanischen Truppen auf Iwo Jima warten auf den amerikanischen...

In Letters from Iwo Jima zeigt Clint Eastwood die Schlacht von Iwo Jima aus japanischer Perspektive. Er schafft ein erschütterndes, bewegendes und tieftrauriges Meisterwerk.

Warten auf die Amerikaner

Januar 1945: Die japanischen Truppen auf Iwo Jima warten auf den amerikanischen Angriff. Man ist sich im Klaren darüber, dass der Krieg so gut wie verloren ist und die Amerikaner überlegen sind. Und dennoch: Alle 21'000 japanischen Soldaten werden bis zum Tod kämpfen müssen, um sich den Amerikanern entgegenzustellen, um das Mutterland zu schützen und vor allem um die eigene Ehre zu retten. Während die Offiziere ihre Soldaten fanatisch drillen und ihren Ehrentod kaum erwarten können, sehnen sich die Soldaten nach dem Zuhause und haben entsetzliche Angst. Saigo, im früheren Leben ein Bäcker, will zurück zu seiner Frau und zur Tochter, die er noch nie gesehen hat.

General Kuribayashi, der den Feind aus seiner Studienzeit in Amerika kennt und schätzt, macht es sich zum Ziel, möglichst lange Widerstand zu leisten. Als genialer Stratege lässt er ein kilometerlanges Höhlensystem in den Stein graben und ringt den Amerikanern fast 40 Tage Kampfzeit ab. Die Japaner kämpfen bis zum letzten Mann.

) sucht nach der richtigen Strategie in einem aussichtslosen Kampf.

Letters from Iwo Jima ist der zweite Teil von Clint Eastwoods Engagement für die Schlacht um Iwo Jima. Mit Flags of our Fathers allein glaubte der Regisseur, den Ereignissen nicht gerecht zu werden. Denn während der Vorbereitungen für den ersten Film, begann er sich für die „andere Seite“ zu interessieren, für den vermeintlichen Feind. Er liess sich Briefe von japanischen Soldaten, die 2005 auf der Insel gefunden worden waren, übersetzten und entdeckte, dass sie genau wie amerikanischen Soldaten waren: Sie hatten ungeheure Angst, sehnten sich nach ihrer Mutter und nach ihrem Hund und wollten nur nach Hause. Einen Unterschied entdeckte Eastwood jedoch, der ihm grosse Mühe bereitete: „Man sagte den japanischen Soldaten gleich, dass sie keine Pläne für die Rückkehr machen sollten. So etwas könnte man keinem Amerikaner ins Gesicht sagen.“

) schreibt an seine Frau.

Im Gegensatz zu Flags of our Fathers, wo Eastwood durch die komplexe Erzählstruktur und das Aufzeigen der Funktionen der Propaganda den nötigen Abstand zwischen Publikum und Figuren schafft, ist Letters from Iwo Jima sehr viel weniger intellektuell und anstrengend, dafür aber umso berührender. Denn hat das Publikum erst den vertrauten Feind, den Japaner, als Identifikationsfigur anerkannt, gibt es gefühlsmässig kein Halten mehr.

Natürlich hält das, was Eastwood die „persönlich schwer nachvollziehbare Mentalität“ nennt, den Zuschauer immer wieder auf Distanz. Wenn ein Leutnant seinen Soldaten den Freitod befiehlt, und diese sich krank vor Angst aber zu eingeschüchtert und vor allem zu lange ideologisiert fügen und sich mit Handgranaten töten, dann erstarrt man in seinem Sessel voller Ungläubigkeit und Schrecken und unendlichem Bedauern.

Die beiden grossen Helden aber sind der Individualist und Pazifist Saigo (schauspielerisch einzigartig Kazunari Ninomiya), der mit eigenem Denken, Misstrauen und Feigheit die Sache zu überleben versucht, und der Humanist und Kosmopolit General Tadamichi Kuribayashi (Ken Watanabe in der Rolle seines Lebens). Letzterer, eine historische Figur, ist ein wunderbar tragischer Held, der von der Pflicht seinem Vaterland gegenüber und der Pflicht als Mensch, Freund und Vater zerrissen wird.

Spätestens wenn der Brief einer amerikanischen Mutter an ihren Sohn von einem Leutnant ins Japanische übersetzt wird, und den japanischen Soldaten vor Erstaunen und Entsetzen die Tränen kommen, ist die Botschaft angekommen: Alle Menschen sind gleich, sind Brüder und Krieg ist immer, gerade in seiner Sinnlosigkeit grausam und empörend.

Clint Eastwood ist mit Letters from Iwo Jima ein Meisterwerk gelungen, das für einmal vor allem berührt und den Zuschauer mitnimmt.

Bewertung: 5 von 5

) zeigt seiner Truppe, dass Amerikaner auch nur Menschen sind.

Originaltitel: Letters from Iwo Jima

Land: USA

Genre: Drama

Dauer: 140 Minuten

Regie: Clint Eastwood

Darsteller: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryo Kase, Shidou Nakamura

Verleih: Warner

Kinostart: 22.2.2007

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Quelle: Warner Bros.
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