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2. Mai 2010, 23:39 Kolumnen

Tempo oder Taktik?

Mirjam Rohrbach - Man trifft sich nur kurz, tauscht den wesentlichen ersten Eindruck und ein paar definierende Sätze und rückt weiter zum nächsten Kandidaten, spart Zeit, Nerven, Geld und feilt an seinen Optionen. Was klingt wie ein Verhör oder Vorstellungsgespräch, ist ein Date. Ein Speed-D...

Man trifft sich nur kurz, tauscht den wesentlichen ersten Eindruck und ein paar definierende Sätze und rückt weiter zum nächsten Kandidaten, spart Zeit, Nerven, Geld und feilt an seinen Optionen. Was klingt wie ein Verhör oder Vorstellungsgespräch, ist ein Date. Ein Speed-Date. Und ich frage mich: Ist ein schnelleres Date ein besseres Date?

Eine gute Frage! Die stellte sich mir bei der Diskussion über das Speed-Dating an der Uni und ETH Zürich, welches ein Freund organisiert. Was ist denn überhaupt ein gutes Date und warum suchen es einige mit so viel Effort, dass sie sogar die fremdorganisierte Form zu Hilfe holen? Ist alles bloss zum Spass? Was ist dann der Witz dieser sozialen Spielerei, bei der es einen potentiellen Traumpartner zu gewinnen gibt? Und auch das nur bei 6 Richtigen. Bei weniger endet man schon mal in peinlicher Stille oder bei mühsamen Monologen und den einzigen Preis den man sich noch wünscht, ist ein Notausgang und ein netter kleiner Brand der die Flucht tarnt.

Doch was hält und denn im Sitz? In erster Linie der Gegenüber. Egal ob beim selber gekochten, unglaublich ekligen Essen, einem Ausflug in den Regen oder vor dem ausverkauften Kinosaal. Das einzige was wirklich schief laufen kann, ist die Auswahl des Partners. Mit der richtigen Person kann eigentlich nichts mehr passieren. Und der Zweck des endlosen Verabredens ist ja auch der Fund dieser einen Person, bei der die ganze Welt darum nicht mehr so wichtig ist. Also ist die höchste Hürde zum Gelungen Date die Suche nach jemandem, den man dazu einladen könnte.Und hier klingt Speed-Dating ganz verlockend. Es wird eine (mehr oder weniger) facettenreiche Auswahl an Gesprächspartnerngeboten, welche man durchforschen kann. Und im Notfall brauchte es zur Flucht kein Feuer sondern nur eine Glocke. Der Ort und das Programm verlangen keine Planung und das Geschick liegt in den Händen von Profis. Das entspannt gewaltig.

Aber ich habe meine Rechnungen bis vor kurzem noch per Post und Bargeld bezahlt, schreibe Briefe, beklebe Fotoalben und höre CDs. Ja, ab und zu mag ich die innovationslose, gute alte Art der Dinge und des Datens. Die Ungewissheit und Aufregung eines Abends, welchen man selber bestreitet. Das anziehen, Schuhe suchen, Umziehen, Tasche beladen, Umziehen und Losgehen. Das Überlegen, was man den mit der Zeit anstellen könnte, kreativ sein, sich was einfallen lassen. Und das Hoffen, dass dann doch alles ganz anders läuft und dabei authentisch Unverhofftes ans Licht kommt. Ich finde, auch wenn ein Speed-Date einiges einfacher macht, so geht dabei viel verloren.

Für mich bleibt Speed-Dating eine alternative Form um mal was auszuprobieren und ich stelle es mir ganz unterhaltsam vor. Doch wie das meiste im Leben, muss man es wohl einfach ausprobieren. Speed-Dating, ein weiterer Punkt für eure zu kurzen To-Do Listen!

Selber probieren? www.speeddating.ethz.ch

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