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6. Mai 2010, 17:00 Konzert Music

Tindersticks – Wenn Melancholie zum Credo wird

Patrick Holenstein - Die Tindersticks sind der Inbegriff eines Insidertipps. Im Kaufleuten haben sie auf der Bühne gezeigt, wieso das so ist. Mit ihrem neuen Album, Falling Down A Mountain, im Gepäck begeisterte das Trio aus England über weite Strecken.

Als der Mann am Saxofon den Abend mit einem subtilen, mehr gehauchten als geblasenen Solo, getragen von leichten Jazz-Rhythmen, eröffnete, war das Kaufleuten zu gut Dreiviertel gefüllt. Die Tindersticks geniessen zwar einen hervorragenden Ruf unter Musikkennern und doch scheint es in der Schweiz nicht auszureichen, um den Saal zu füllen. Die Anwesenden kamen dafür in den Genuss einer tief beeindruckenden Performance. Selten wurde die Langsamkeit so schön zelebriert. Die verwobenen Harmonien schienen förmlich im Raum zu schweben, die verschiedenen Instrumente kneteten einen Teig aus musikalischen Zutaten, der dichter kaum sein könnte und doch klang die Musik fast perfekt. Die Tindersticks haben definitiv bewiesen, dass sie ihren Ruf als versierte Band mehr als zurecht geniessen. Aber wieso sprachen sie kaum mit dem Publikum?

Die sechs Musiker – Band, plus drei Tourmusiker - hangelten sich von einem Höhepunkt zum nächsten, von Sometimes It Hurts, über She Rode Me, bis zum frenetisch bejubelten Factory Girls. Die fein strukturierten und sauber arrangierten Kompositionen, durch verschiedene Facetten wie Mundharmonika und dezenter Perkussion bereichert, sind das Markenzeichen der Band. Und doch ist es die Melancholie, jene tief emotionale, leidenschaftliche Traurigkeit, die im Kaufleuten zum Credo und der Band fast zum Verhängnis wurde. So schön die Songs jeder für sich waren und so gerne man der Band beim Spielen zuschaute und zuhörte, es lässt sich nicht vom Tisch fegen, dass mit der Zeit die Aufmerksamkeit im Publikum sank. Wo anfangs noch andächtige Ruhe herrschte, wurde mit der Zeit eine störende Unruhe präsent, die schliesslich in lautes Gerede kippte. Das lag aber nicht nur daran, dass viele Songs zu ähnlich waren, viel eher lag es daran, dass die Band jegliche Interaktion mit dem Publikum beinahe gänzlich vermied. So waren die Tindesticks machtlos gegen die Distanz, die sich immer mehr zwischen Band und Saal schob. Eine Distanz, die der an sich grossartigen Darbietung ein wenig von ihrem Glanz nahm.

Bilder von Rob McHarg

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