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14. Januar 2008, 13:30 CD / Vinyl Music

Wendy McNeill - The Wonder Show

Simon Knopf - Die Kanadierin Wendy McNeill bringt mit ihren Akkordeon untermalten Songs frischen Wind in das Folk-Genre. In "The Wonder Show" erzählt sie uns wunderschön pittoreske Geschichten von Aussenseiterinnen und toughen Frauen. Das Erstaunen ist dann doch relativ gross, wenn der (fau...

Die Kanadierin Wendy McNeill bringt mit ihren Akkordeon untermalten Songs frischen Wind in das Folk-Genre. In "The Wonder Show" erzählt sie uns wunderschön pittoreske Geschichten von Aussenseiterinnen und toughen Frauen.

Das Erstaunen ist dann doch relativ gross, wenn der (faule) Journalist auf Wikipedia tatsächlich einmal nicht fündig wird. Die Augenbrauen sind leicht hoch gezogen, wenn er/sie den Satz, dass es keinen Eintrag zum betreffenden Suchbegriff gebe, ungläubig ein zweites Mal liest. Sie existieren also tatsächlich noch, die weissen Stellen auf der Ich-google-es-mal-schnell Landkarte.

Die Kanadierin Wendy McNeill ist einer dieser weissen Flecken. Am weiten Himmel des jüngeren Folk-Genres vermochte sie sich – zumindest in unseren Gefilden – erst kürzlich ins Blickfeld zu rücken. Und dies ist zu einem gewissen Grade doch erstaunlich: zum einen hoben sich ihre mit Akkordeon untermalten Songs stilistisch stets etwas vom Akustik-Gitarren Folk à la Ray LaMontagne und Ane Brun ab, zum anderen handelt es sich bei The Wonder Show bereits um ihre vierte LP in zehn Jahren. Dass wir jedoch gerade durch dieses Album auf die Kanadische Künstlerin aufmerksam werden dürfen, lässt das bisherige Zwangs-Verzichten vergessen.

“A three legged dog hobbled across her path/part polka/part freak show”, singt Wendy McNeill im Piece de Resistance Holly O’, und geht dabei mit dem Portrait einer einsamen Frau ganz in der Folk-Tradition des Storytelling auf. Begleitet wird sie dabei von einem Akkordeon im Dreivierteltakt. Und dieses macht nebst McNeills bisweilen ungezähmter Stimme einen grossen Teil des Charmes ihrer Musik aus. Der Sängerin gelingt es beinahe ausnahmslos die Stimmungen ihrer Geschichten stets auf mehreren Ebenen zu widerspiegeln. In Restless oder Carnation, beispielsweise, schaffen leicht krude Akkordeon-Linien sowie die an die frühe PJ Harvey erinnernde, rohe Phrasierung eine Cabaret-Atmosphäre von Paris oder Berlin der 20er Jahre. Ersetzt Wendy McNeill das Akkordeon dann mal durch eine Gitarre, entstehen Songs wie When the letter came oder Where the living was wild. Instrumental auf einem Minimum gehalten, textlich jedoch auf von einer Ausdrucksstärke und Wucht, wie man sie sonst vielleicht bei Ani DiFranco antreffen würde. An Letztere erinnern auch die gesellschaftskritischen Lyrics von Where the living… . McNeill eint feministische Kritik mit Folklore und erzählt äusserst bildlich die Geschichte der weiblichen Pioniere im Alaska Goldrausch.

Fazit: Folk ist nicht gleich Folk. Mit The Wonder Show schenkt uns Wendy McNeill eine CD, auf der sich Brechtsche Charaktere wie „Diamond Tooth Lil“, eine leicht pittoreske Atmosphäre à la Tim Burton und NcNeills pointiertes Akkordeon-Spiel treffen. Gelungen!

Release: 31.12.2007

Label/Vertrieb: Aurora Music/K-tel

Wendy McNeill

Kommentare
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lautstark 08.01.2009 um 11:59
Aktuelle Tourdaten von Wendy McNeill:
28.01. Le Bourg, Lausanne
29.01. ISC, Bern
30.01. Südpol, Luzern
31.01. Grabenhalle, St. Gallen
01.02. Salzhaus, Winterthur